Robert Kubica: Was Williams in Abu Dhabi sehen will

Von Mathias Brunner
​Der Pole Robert Kubica wird im Rahmen des Abu Dhabi-Tests (28./29. November) einen 2017er Williams fahren. Technikchef Paddy Lowe sagt, was er vom polnischen Ausnahmetalent erwartet.

Die Formel 1 ist hin und wieder ein merkwürdiges Umfeld. Am meisten zu reden gibt an diesem Wochenende im Fahrerlager des Yas Marina Circuit ein Pilot, der hier nicht im Rennwagen sitzt – Robert Kubica.

Aus verschiedenen, voneinander unabhängigen Quellen hören wir: Williams will 2018 mit Robert Kubica und Lance Stroll Grands Prix fahren. Die Rückkehr des 32jährigen Polen Kubica wäre eines der grössten Comebacks im Motorsport – fast sieben Jahre nach dem schweren Rallye-Unfall des Krakauers.

Viele Fans fragen sich: Ja, worauf wartet denn Williams noch? Wenn sie so von Kubica überzeugt sind, warum verkünden sie dann nicht seine Verpflichtung und basta?

Hürden scheint es zwei zu geben. Einerseits geht es unseren Informationen zufolge um Abläufe punkto Versicherung. Die GP-Piloten zahlen immense Prämien, um sich abzusichern, falls mit ihrer Karriere etwas schiefgeht. Es wäre also naheliegend, dass Kubica – dessen Einsitzerkarriere nach 2011 beendet zu sein schien – entsprechende Zahlungen erhalten hat.

Die zweite Hürde: Offenbar sind für Williams noch nicht alle Fragen beanwortet, was die Arbeit am Lenkrad angeht. Es geht nicht um das Bedienen von Knöpfen, es geht auch nicht um die Kraft, einen GP-Renner zu lenken. Im Fahrerlager kursiert: Die gegnerischen Piloten machen sich Sorgen, was das schnelle Reagieren auf unerwartete Pistensituationen angeht. Kann Kubica einem plötzlich auftauchenden Hindernis so flink ausweichen wie seine Kollegen mit zwei voll funktionstüchigen Armen?

FIA-Präsident Jean Todt in Abu Dhabi: «Letztlich liegt die Verantwortung bei den Rennärzten. Natürlich wird ihr Urteil bestimmen, ob wir eine Lizenz ausstellen. Wir haben absolute Experten auf diesem Gebiet, und sollten sich Schwierigkeiten ergeben, werden wir die Situation entsprechend angehen.»

Williams-Technikchef Paddy Lowe sagt in Arabien: «Robert ist ein eindrucksvoller Bursche. Wir wissen alle, wie gut er früher gefahren ist – er ist ein fabelhafter Fahrer, sehr professionell, hingebungsvoll, enthusiastisch, sehr intelligent. Wir glauben einfach, dass er eine aufregende Möglichkeit ist, und daher schauen wir ihn uns so genau an. Wir stecken mitten im Prozess um herauszufinden, welche Auswirkungen seine Verletzungen auf die Fähigkeit haben, einen Formel-1-Renner zu fahren. Bislang ist alles glatt gelaufen. Er hat einen 2014er Wagen bewegt, es gab keine Probleme. Nun sehen wir mal, wie das mit einem 2017er Renner geht. Er wird ein ganz normales Testprogramm absolvieren.»

Die Naturbegabung von Robert Kubica ist unbestritten. Fernando Alonso sagt: «Robert Kubica ist der talentiereste Fahrer, gegen den ich je angetreten bin.»

Mit Hilfe von Nico Rosberg im Hintergrund ist für Kubica um die Danziger Firma Lotos ein Millionenpaket geschnürt worden: Die zweitgrössten Raffinerie von Polen (5000 Mitarbeiter, Umsatz mehr als fünf Milliarden Euro) hat Kubica schon zu dessen Zeiten als Rallye-Fahrer unterstützt.

Begabung hin, Geld her, es gibt auch den romantischen Aspekt: Tausende von Fans wünschen dm WM-Vierten von 2008 eine Rückkehr als Grand-Prix-Fahrer. Für die Formel-1-Führung von Liberty Media wäre das eine Geschichte mit Hollywood-Qualität.
Aber Paddy Lowe bleibt davon unberührt: «Natürlich sagen viele Menschen, wie grandios es wäre, wenn Robert wieder in der Formel 1 wäre. Aber wir müssen da ganz objektiv bleiben und die Emotionen aussen vor lassen. Daher sind auch noch andere Piloten im Gespräch.»

Wieso sitzen solche Fahrer, wie Daniil Kvyat oder Pascal Wehrlein, nicht im Auto, wenn in Abu Dhabi getestet wird? Wieso fährt neben Kubica der junge Russe Sergey Sirotkin? Lowe weiter: «Weil wir von den meisten Fahrern genug gesehen haben, um sie einschätzen zu können. Sergey hingegen konnten wir noch nie aus der Nähe beobachten. Wir finden: Das ist ein interessanter Fahrer, über den wir gerne mehr lernen würden.»

Wann soll bei Williams die Entscheidung fallen? Paddy Lowe: «Jedenfalls nicht in der kommenden Woche.»

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