Formel 1: Carlos Sainz zurück zu Ferrari?

Comeback Robert Kubica: Williams zagt, ein Warnsignal

Von Mathias Brunner
​Williams zögert weiter, dem Polen Robert Kubica für 2018 ein GP-Comeback zu ermöglichen. Sind die Engländer einfach nur sehr gründlich, oder hat Williams berechtigte Zweifel am WM-Vierten von 2008?

Ist für Robert Kubica das Glas halb voll oder halb leer? Nach den Abu Dhabi-Testfahrten sendet der Williams-Rennstall verwirrende Signale. Einerseits lobt Williams-Technikchef und –Teilhaber Paddy Lowe den Polen über den Klee. Der in Kenia geborene Brite spricht vom Charisma des Polen, von seiner Erfahrung, seiner ansteckenden Begeisterungsfähigkeit, seinem unbeugsamen Willen.

Von seinem Speed spricht Lowe nicht.

Ein Glas-halb-voll-Mensch würde in Sachen Williams und Kubica argumentieren: Die dritterfolgreichste Rennstall der Formel 1 (nach Ferrari und McLaren) hat alle Daten über Kubica und Sergey Sirotkin, die in Abu Dhabi getestet haben. Williams sei einfach bei der Fahrerwahl sehr gründlich.

Ein Glas-halb-leer-Mensch sieht hingegen mit jedem Tag, an welchem Kubicas Comeback nicht bestätigt wird, die Chancen des Krakauers schwinden. Ein Schwarzmaler würde fragen: Wenn alles so toll ist, worauf wartet Williams dann?

Die ganze Situation erinnert ein wenig an die Renault-Testfahrten im vergangenen Sommer. Auch da gab es für Kubica viel Lob, aber kein Renncockpit. Im Spätsommer ergab sich die Möglichkeit, den Madrilenen Carlos Sainz als Red-Bull-Leihgabe zu übernehmen, um den glücklosen Jolyon Palmer zu ersetzen. Ein kerngesunder, vielsprechender 23-Jähriger war Renault lieber als ein 32-Jähriger mit Fragezeichen.

Seither hat sich viel getan. Robert Kubica hat hart trainiert. Kein Zweifel, dass er in Abu Dhabi körperlich stärker war als im vergangenen Sommer bei den Renault-Tests. Williams-Technikchef Paddy Lowe hat in Arabien bestätigt, dass der Pole keine körperlichen Probleme gehabt habe, einen Formel-1-Renner zu bewegen, auch über einen längeren Zeitraum hält Kubica konstante Rundenzeiten. Lowe gilt in der Formel 1 nicht als Schwätzer: Wenn Lowe sagt, Kubica sei körperlich auf der Höhe, dann dürfen wir das als bare Münze nehmen.

Den Kubica-Fans macht eher Sorgen, was zwischen den Zeilen zu spüren ist, was Lowe eben nicht sagt. Williams ist ein Rennstall echter Racer. Robert Kubica ist ein echter Racer. Das passt. Sein Comeback wäre für die Formel 1 eine sensationelle Geschichte. Auch das passt.

Aber weil Williams eben aus echten Racern besteht, hat Romantik wenig Raum. Nicht über den Speed des Polen zu sprechen, kann interpretiert werden als – es reicht nicht.

In dieser Woche werden Robert Kubica und Sergey Sirotkin im Williams-Werk erwartet Pascal Wehrlein und Paul Di Resta sind nur Notlösungen. Schon vor Abu Dhabi sagte Paddy Lowe: «Das Potential einiger Kandidaten ist bekannt. Jene, die wir eingehender betrachten wollen, sitzen am Yas Marina Circuit im Wagen.» Das waren Sirotkin und Kubica.

Williams wird derzeit abwägen müssen: Wenn der junge Sirotkin schneller ist als Kubica, der Pole jedoch in Sachen Abstimmung das Fahrzeug vorwärtsbringen kann – welchem Piloten ist dann der Vorzug zu geben?

Der härteste Kritiker von Robert Kubica heisst Robert Kubica. Der Pole hat klargemacht: «Ich kehre nicht in die Formel 1 zurück, um das Feld zu füllen. Wenn ich wieder Rennen fahre, dann muss klar sein, dass ich konkurrenzfähig bin.»

Ob das wirklich so ist, wissen nur die Williams-Leute.

Ihr Zögern wirkt beunruhigend.

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