Jackie Stewart: «Schuld sind nicht die Grid Girls»
Sir Jackie Stewart: « aus irgendeinem Grund bleiben die Mädchen den Kartstrecken dieser Welt noch grösstenteils fern»
Seit die Formel-1-Machthaber bestätigt haben, ab sofort mit der Grid-Girl-Tradition zu brechen und die Schönheiten aus der Startaufstellung zu verbannen, wird unter den GP-Fans und WM-Experten wieder über die Rolle der Frau im GP-Zirkus diskutiert. Die Befürworter der umstrittenen Grid-Girl-Verbannung betonen: Die Frauen sollen in der Formel 1 in Zukunft in verantwortungsvollere Rollen schlüpfen.
Denn diesbezüglich besteht ohne Zweifel Nachholbedarf: Ob auf der Piste, in den Teppichetagen der Rennställe, in den Konstruktionsbüros und den Boxenmannschaften – überall sind weibliche Arbeitskräfte immer noch die grosse Ausnahme. Das muss sich ändern, finden auch die Kritiker des Grid-Girl-Verbots. Sie warnen aber: Die Abschaffung der Grid Girls ändert nichts an diesem Mangel an Weiblichkeit im GP-Feld.
Auch Sir Jackie Stewart betont im Gespräch mit den Kollegen des «Daily Record»: «Der Gedanke, dass die Grid Girls in der Formel 1 die Rennfahrerinnen vergraulen, ist Unsinn. Wenn ein Team eine Pilotin finden könnte, die an der Spitze des GP-Felds mitfahren könnte, dann würde es diese sicherlich nicht ignorieren.»
Der dreifache Champion ist sich sicher: «Sie würden sich ein Bein ausreissen, um diese zu verpflichten. Denn wenn wir eine Frau im Feld hätten, dann würde das nicht nur die Zuschauerzahlen hochschrauben. Auch kommerziell würde eine Frau im Cockpit viele Vorteile bringen, da gibt es so viele Marken im Bereich der Kosmetik- und Bekleidungshersteller, die mit einer Formel-1-Pilotin werben würden.»
«Doch aus irgendeinem Grund bleiben die Mädchen den Kartstrecken dieser Welt noch grösstenteils fern», erklärt der 78-jährige Schotte. «Das ist es nämlich, was die Jungs machen. Ob es sich um Lewis Hamilton, Fernando Alonso oder Sebastian Vettel dreht – alle haben sich schon in sehr jungen Jahren Woche für Woche im Kart Gas gegeben.»
Der Formel-1-Star verrät überdies, dass seine Gattin Helen nie ein Problem mit den Mädchen in der Startaufstellung hatte. Und er fügt an: «Aber in Amerika läuft nun die ganze Weinstein-Sache mit den sexuellen Übergriffen, und ich denke, die Formel 1 hat da prophylaktisch handeln wollen. Vielleicht werden wir zu einem späteren Zeitpunkt sagen, das wir zehn Mädchen und zehn Jungs in der Startaufstellung stehen haben, die den gleichen Job machen. Ich würde sagen, das wäre ein gutes Gleichgewicht.»