Sauber-Teamchef Fred Vasseur: «Das war ein Witz!»

Von Mathias Brunner
​Der Schweizer Sauber-Rennstall will vom Tabellenschluss weg, mit dem adretten 2018er Auto und dank des Ferrari-Junioren Charles Leclerc soll das gelingen. Teamchef Fred Vasseur sagt, ob Sauber auf Kurs ist.

Zweitletzter Testtag auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya, auf dem Kurs dröhnen zehn Grand-Prix-Renner im Kreis herum. Die Frage, die sich jeder Teamchef bange stellt – haben wir wirklich genug getan? Sauber-Kapitän Frédéric, kurz Fred Vasseur grient: «Die Antwort ist: Wir wissen es nicht. Die erste Testwoche, das war doch ein Witz, das kannst du alles vergessen. Dann bleibt das Pensum von eben mal zwei Tagen pro Fahrer übrig, um sich mit dem neuen Wagen und den Reifen vertraut zu machen. Das ist schon verflixt kurz. Aber die Aufgabe ist auch für alle gleich, also kein Grund zum Jammern.»

Kein Rennstall hat vom Auto her einen so grossen Schritt getan wie Sauber. Die Schweizer steckten jahrelang in einem Wellental, weil die Finanzsituation prekär war, viele kluge Ideen der Techniker mussten auf Eis gelegt werden. In den letzten beiden Jahren wurde ein Auto eingesetzt, das sich gegen die Gegner als weitgehend hoffnungslos erwies. Nun sieht der Sauber-Renner endlich modern aus. Wird Sauber daher mehr Zeit brauchen, um das Potenzial auszuschöpfen? «Das glaube ich nicht», sagt der 48jährige Franzose Vasseur. «Der grösste Schritt kommt bei uns vom Motor, weil wir 2018 wieder eine aktuelle Antriebseinheit verwenden können, also nicht mehr einen Vorjahresmotor verwenden müssen.»

«Gleichzeitig krempeln wir das Werk um, wir haben mittel- und langfristige Pläne, das wird alles Zeit brauchen, um die ganzen neuen Leute ideal wirken können. Wir werden von anfangs 320 Fachkräften auf 450 aufbauen, diese Zahl werden wir noch dieses Jahr erreichen.»

«Wenn sich diese Leute eingearbeitet haben, dann profitiert das 2018er Fahrzeug davon, aber auch das 2019er Auto. Ich schätze, die Top-Teams haben ganz andere Möglichkeiten, ein Entwicklungsprogramm aufzugleisen, aber wir haben uns sehr viel vorgenommen. Die Kooperation mit Ferrari ist eng, wir prüfen derzeit, ob wir das ausbauen sollen. Das Abkommen mit Alfa Romeo ist bislang reines Sponsoring. Aber auch hier gibt es gewiss Möglichkeiten, die Zusammenarbeit zu vertiefen. Es ist gut, Alfa Romeo an Bord zu haben. Als das verkündet wurden, haben wir mehr Schlagzeilen gemacht als die ganze Saison davor!»

Klar fragen sich alle Fans derzeit: Wie sieht da Kräfteverhältnis in der Formel 1 aus? Vasseur: «Für mich ist das schwierig einzuschätzen. Und das liegt auch daran, dass wir meiner Meinung nach zu viele Reifenmischungen haben. Wenn du so ein beschnittenes Testprogramm hast wie in diesem Jahr, und dann musst du nicht nur Rennsimulationen fahren, sondern auch noch das Wissen mit all diesen Mischungen vertiefen, dann ist das schon eine Menge Arbeit. Meine Teamchefkollegen sind der gleichen Meinung. Dazu kommt, dass wir die Mischungen für die ersten Rennen festlegen mussten, bevor hier die Testfahrten losgingen, das ist immer ein Schuss ins Blaue. Wir fahren beispielsweise hier mit einem hyperweichen Reifen, den wir weder beim Grand Prix von Spanien verwenden und auch nicht bei den ersten Rennen der Saison. Dazu kommt, dass Australien ein aussergewöhnlicher Kurs ist. Gefolgt von Bahrain, wo du leicht 50 Grad Pistentemperaturen haben kannst. Ich rechne fest damit, dass wir bei den ersten Rennen ein paar zünftige Überraschungen erleben.»

«Unsere Aufgabe besteht darin, die Lücke zu den Mittelfeld-Teams zu schliessen. Und dann ein Team nach dem anderen zu überholen. Mittelfristig will ich, dass Sauber vermehrt Spitzentechniker anzieht und so erfolgreich ist, dass wir für Piloten interessanter werden. Das wird alles Zeit brauchen. Ross Brawn war Weltmeister, als er bei Mercedes begann. Aber er brauchte fünf Jahre, um erneut Weltmeister zu werden. Ich erwarte von uns Leistung schon 2018, aber mir ist auch klar, dass Erfolg nicht über Nacht kommt in der Formel 1. Für mich ist auch Force India ein guter Referenzpunkt. Wie sie von Jahr zu Jahr stärker geworden sind und sich am vorderen Ende des Mittelfelds eingenistet haben, das macht mir Eindruck. So etwas muss unser Ziel sein. Aber wenn wir die Geschichte von Force India anschauen, dann haben sie dazu auch zehn Jahre gebraucht.»

Wie schätzt Vasseur den Ferrari-Junioren Charles Leclerc ein? «Ich kenne ihn seit vielen Jahren, aber der grösste Schritt kommt für ihn jetzt. Das ist grösser als der Wechsel von der GP3 zur Formel 2. Er muss viele Strecken kennenlernen. Er muss beweisen, dass er sich steigern kann. Um das Talent mache ich mir keine Sorgen, seine Einstellung stimmt, er ist im Team beliebt. Nun wird er zeigen müssen, wie lernfähig er ist und wie er mit Druck umgehen kann. Es ist das Eine, im Ferrari-Simulator zu sitzen und das Fahren im Albert-Park zu üben. Es ist etwas Anderes, wirklich in Melbourne zu fahren.»

Und was ist mit der künftigen Rolle von Leclerc als Räikkönen-Erbe bei Ferrari? Vasseur: «Charles muss sich auf seinen Tagesjob bei Sauber konzentrieren. Er soll nicht daran denken, was Ferrari denkt oder wo er 2019 oder 2020 fahren wird.»

Welche Pläne hat Vasseur für die junge Tatiana Calderón? «Sie soll sich ganz auf die GP3-Saison konzentrieren. Sie ist sehr willensstark, mir gefällt ihre Einstellung. Sie hat einen guten Test gefahren, da war sie Drittschnellste. Die Formel 1 kommt später. Pläne, sie an einem Freitag ins Auto zu setzen, gibt es keine. Dazu muss sich erst mal eine Superlizenz haben.»

Barcelona-Test, Tag 7 (Donnerstag), 13h

1. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF71H, 1:17,182 (84) Hyperweich
2. Kevin Magnussen (DK) Haas VF-18-Ferrari, 1:18,360 (76) Superweich
3. Nico Hülkenberg (D), Renault R.S.18, 1:18,675 (79) Hyperweich
4. Pierre Gasly (F), Toro Rosso STR13-Honda, 1:18,758 (67) Hyperweich
5. Stoffel Vandoorne (B), McLaren MCL33-Renault, 1:18,855 (48) Hyperweich
6. Marcus Ericsson (S), Sauber C37-Ferrari, 1:19,244 (72) Hyperweich
7. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W09 EQ Power+, 1:19,532 (97) Mittelhart
8. Robert Kubica (PL), Williams FW41-Mercedes, 1:19,629 (73) Superweich
9. Sergio Pérez (MEX), Force India VJM11-Mercedes, 1:19,634 (71) Hyperweich
10. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB14-TAG Heuer, 1:19,842 (77) Weich

Barcelona-Test, Tag 6 (Mittwoch)

1. Daniel Ricciardo (AUS), Red Bull Racing RB14-TAG Heuer, 1:18,047 (165) Hyperweich
2. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W09 EQ Power+, 1:18,400 (90) ultraweich
3. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W09 EQ Power+, 1:18,560 (85) ultraweich
4. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF71H, 1:19,541 (66) Weich
5. Brendon Hartley (NZ), Toro Rosso STR13-Honda, 1:19,823 (119) Hyperweich
6. Fernando Alonso (E), McLaren MCL33-Renault, 1:19,856 (57) Hyperweich
7. Carlos Sainz (E), Renault R.S.18, 1:20,042 (88) Mittelhart
8. Romain Grosjean (F), Haas VF-18-Ferrari, 1:20,237 (78) Weich
9. Kimi Räikkönen (FIN), Ferrari SF71H, 1:20,242 (49) Superweich
10. Lance Stroll (CDN), Williams FW41-Mercedes, 1:20,349 (63) Weich
11. Nico Hülkenberg (D), Renault R.S.18, 1:20,758 (102) Superweich
12. Esteban Ocon (F), Force India VJM11-Mercedes, 1:20,805 (130) Weich
13. Charles Leclerc (MC), Sauber C37-Ferrari, 1:20,918 (160) Superweich
14. Sergey Sirotkin (RUS), Williams FW41-Mercedes, 1:22,350 (80) Weich

Barcelona-Test, Tag 5 (Dienstag)

1. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF71H, 1:20,396 (170) Mittelhart
2. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W09 EQ Power+, 1:20,596 (86) Weich
3. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB14-TAG Heuer, 1:20,649 (129) Mittelhart
4. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W09 EQ Power+, 1:20,808 (90) Weich
5. Pierre Gasly (F), Toro Rosso STR13-Honda, 1:20,973 (54) Weich
6. Kevin Magnussen (DK), Haas VF-18-Ferrari, 1:21,298 (95) Weich
7. Nico Hülkenberg (D), Renault R.S.18, 1:21,432 (48) Mittelhart
8. Carlos Sainz (E), Renault R.S.18, 1:21,455 (91) Weich
9. Sergey Sirotkin (RUS), Williams FW41-Mercedes, 1:21,588 (42) Weich
10. Sergio Pérez (MEX), Force India VJM11-Mercedes, 1:21,643 (93) Weich
11. Marcus Ericsson (S), Sauber C37-Ferrari, 1:21,706 (120) Superweich
12. Stoffel Vandoorne (B), McLaren MCL33-Renault, 1:21,946 (38) Superweich
13. Lance Stroll (CDN), Williams FW41-Mercedes, 1:22,937 (85) Hyperweich

Barcelona-Test, kombinierte Zeitenliste (1. Woche)

1. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W09 EQ Power+, 1:19,333 (Do) Mittelhart
2. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF71H, 1:19,673 (Di) Weich
3. Stoffel Vandoorne (B), McLaren MCL33-Renault, 1:19,854 (Do) Hyperweich
4. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W09 EQ Power+, 1:19,976 (Di) Mittelhart
5. Daniel Ricciardo (AUS), Red Bull Racing RB14-TAG Heuer, 1:20,179 (Mo) Mittelhart
6. Kevin Magnussen (DK), Haas VF-18-Ferrari, 1:20,317 (Do) Superweich
7. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB14-TAG Heuer, 1:20,326 (Di) Mittelhart
8. Kimi Räikkönen (FIN), Ferrari SF71H, 1:20,506 (Mo) Weich
9. Nico Hülkenberg (D), Renault R.S.18, 1:20,547 (Mo) Weich
10. Fernando Alonso (E), McLaren MCL33-Renault, 1:20,929 (Do) Superweich
11. Carlos Sainz (E), Renault R.S.18, 1:20,940 (Do) Mittelhart
12. Lance Stroll (CDN), Williams FW41-Mercedes, 1:21,142 (Do) Weich
13. Pierre Gasly (F), Toro Rosso STR13-Honda, 1:21,318 (Di) Weich
14. Robert Kubica (PL), Williams FW41-Mercedes, 1:21,495 (Di) Weich
15. Sergey Sirotkin (RUS), Williams FW41-Mercedes, 1:21,822 (Di) Weich
16. Esteban Ocon (F), Force India VJM11-Mercedes, 1:21,841 (Di) Weich
17. Sergio Pérez (MEX), Force India VJM11-Mercedes, 1:21,973 (Do) Weich
18, Brendon Hartley (NZ), Toro Rosso STR13-Honda, 1:22,371 (Mo) Weich
19. Romain Grosjean (F), Haas VF-18-Ferrari, 1:22,578 (Mo) Weich
20. Charles Leclerc (MC), Sauber C37-Ferrari, 1:22,721 (Di) Weich
21. Marcus Ericsson (S), Sauber C37-Ferrari, 1:23,408 (Mo) Weich
22. Nikita Mazepin (RU), Force India VJM11-Mercedes, 1:25,628 (Mo) Mittelhart

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