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eSports: Ferrari – keine Absage an Formel-1-Führung

Von Mathias Brunner
​Neun GP-Teams arbeiten mit FIA und Liberty Media daran, eine packende eSports-WM auf die Beine zu stellen. Nun dementiert Ferrari, dass sie der Formel-1-Führung einen Korb gegeben haben.

Formel-1-Grossaktionär Liberty Media erkannte schnell: Der Grand-Prix-Sport hat ein gravierendes Nachwuchsproblem. Unter dem greisen Bernie Ecclestone ist der Zug sozialer Netzwerke abgedampft, der Schritt ins digitale Zeitzalter wollte oder konnte der englische Formel-1-Baumeister nicht mitmachen. Da müssen die Medienspezialisten aus Amerika viel Boden gutmachen, um die Jugend wieder für sich zu gewinnen.

Ein Weg, um die Formel 1 einer neuen Generation schmackhaft zu machen – eSports. Elektronischer Sport, also der Wettkampf zwischen Menschen in Form von Computerspielen, nimmt ständig an Bedeutung zu. Das ist keine Freizeitbetätigung kontaktunfreudiger Einzelgänger, die sich im stillen Kämmerlein virtuell spielen oder eben Rennen fahren. Das ist ein Massenphänomen, von Bernie Ecclestone verkannt.

Liberty Media zündet, nach der ersten eSports-WM im vergangenen November, die nächste Stufe: Neun der zehn Rennställe haben sich für die virtuelle 2018er Weltmeisterschaft verpflichtet.

Das Format ist frisch gefönt. Die Wettbewerber nehmen an vier Ausscheidungen teil, um sich für den «Pro Draft» zu qualifizieren. Im Pro Draft wählen die neun Teams alle je mindestens einen Fahrer aus.

Die Ausscheidungen beginnen schon am 13. April. Als erster Wettbewerb steht keine Quali-Simulation auf dem Programm und auch keine Teilnahme an einem virtuellen Rennen – sondern eine ganz konkrete Rennsituation. Der Spieler ist Valtteri Bottas, der fünf Runden vor Schluss des China-GP auf Rang 6 liegt. Die Aufgabe des Gamers: Er muss auf einer abtrocknenden Rennstrecke einen Podestplatz erobern.

Die zehn geschicktesten Spieler der drei Plattformen PlayStation 4, Xbox One und PC werden an einem live-gestreamten Finale teilnehmen. Die besten Drei der verschiedenen Konsolen kommen in den Pro Draft.

Diesen neun Gamern ist garantiert, dass sie für ein Formel-1-Team auftreten. Dazu kommt ein Pool aus vierzig Fahrern, die zusätzlich aus Qualifikationen gewählt werden oder eine Wildcard erhalten.

Steht die Wahl der Rennställe fest, nehmen die Fahrer an drei Live-Veranstaltungen teil – es geht um den Fahrer-WM-Titel und auch um eine Markenwertung. Ein Preisgeldtopf von 200.000 Dollar steht bereit.

Und diese neun Rennställe nehmen teil:

Mercedes AMG Petronas Motorsport
Red Bull Racing
Hype Energy eForce India
Williams F1 Esports Team
Renault Sport Team Vitality
Haas F1 Esports Team
McLaren
Toro Rosso
Alfa Romeo Sauber F1 Team

Was die Fragen aufwirft: Wo bleibt Ferrari? Wieso zeigt ausgerechnet der berühmteste und beliebteste Rennstall der Welt dem Sport die kalte Schulter?

Wir haben bei Ferrari nachgehakt und von einem Sprecher in Bahrain dazu folgende Antwort erhalten: «Damit das gleich klar ist – wir haben nicht nein gesagt zu einer Teilnahme am eSports-Wettbewerb. Wir haben lediglich mehr Zeit erbeten, um unser Engagement zu prüfen. Ein solcher Einsatz muss mit zahlreichen Parteien abgesprochen werden, wie etwa mit unseren Sponsoren oder technischen Partnern. Das geht eben nicht von heute auf morgen.»

Aber ist es inzwischen für die WM 2018 nicht zu spät? Die Antwort von Ferrari darf als selbstbewusst oder überheblich ausgelegt werden: «Wir gehen davon aus, dass man uns nicht ignoriert, wenn wir uns kurzfristig zu einer Teilnahme entschliessen.»

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