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Ferrari-Zögling Mick Schumacher: Crash in Frankreich!

Von Mathias Brunner
​Formel-3-Europameister und Ferrari-Nachwuchsfahrer Mick Schumacher wurde beim Formel-2-Hauptrennen auf dem Circuit Paul Ricard früh aus dem Rennen geschubst. Der Sieg geht an Nyck de Vries.

Mick Schumacher war vielversprechend in seine erste Formel-2-Saison gegangen: Achter und Sechster in Bahrain, dann (nach Dreher und Ausfall im Hauptrennen) kampfstarke Fahrt im Sprintlauf von Baku und ein schöner fünfter Platz. Seither aber ist der 20jährige Deutsche leer ausgegangen, was nicht an seinem Speed liegt, sondern an einer Mischung aus Fehlern, einer Prise Ungeduld und dem Unvermögen seiner Gegner. In Frankreich wollte der Formel-3-Europameister wieder auf Kurs kommen, um vom 15. Tabellenrang wegzukommen.

Mick nach dem Abschlusstraining auf dem Circuit Paul Ricard bei Le Castellet: «Wenn ich daran denke, wie wenig Trainingszeit wir haben, dann habe ich mich auf der Strecke sehr wohl gefühlt. Mit dem ersten Reifensatz hatte ich mehr erwartet in Sachen Grip und Leistungsfähigkeit. Der zweite Lauf wurde von der roten Flagge kompromittiert. Zum Schluss leistete ich mir einen kleinen Fehler, daher Rang 8. Aber ich weiss, ich habe den Speed, um ein gutes Rennen zeigen zu können.»

Die südfranzösische Rennstrecke begünstigt Überholmanöver, und das kunterbunte Treiben im Formel-3-Rennen auf der Piste mit den weitesten Auslaufzonen der Welt war ein Vorgeschmack darauf, was wir von den Formel-2-Fahrern erwarten durften, bei fast 50 Grad Pistentemperatur und 29 Grad im Schatten.

Der Brasilianer Sérgio Sette Camara kam von der Pole-Position schlecht weg, links und rechts pfiffen die Gegner vorbei, Leader daher sofort Nick de Vries. Dann Crash ausgerechnet zwischen den Prema-Stallgefährten Sean Gelael und Mick Schumacher, virtuelle Safety-Car-Phase!

Der Indonesier Gelael war innen von der Ideallinie abgekommen und schlitterte in den schuldlosen Schumacher. Mick fuhr mit kaputtem Reifen auf der nackten Felge Richtung Box zurück, verblüffend, was sein durch die Luft geflogenes und hart auf den Asphalt gepralltes Auto alles ausgehalten hatte.

Die Führung hielt de Vries vor Renault-Junior Jack Aitken, dann erst Sérgio Sette Camara. Weiter hinten konnten sich Nikita Mazepin und Ralph Boschung nicht über die Vorfahrt einigen, Kollision.

An der Box schauten sich die Prema-Mechaniker den Wagen von Mick an, dann wurde entschieden – Feierabend für den Formel-3-Europameister! Am Unterboden des Autos von Mick war ein grosser Teil des Unterbodens herausgefetzt. Damit also die fünfte Nullnummer in Serie für den jungen Deutschen.

Mick Schumacher: «Ich kann nicht viel sagen, das war einfach Pech. Ich sah ein Auto heranschiessen, das war wohl mein Stallgefährte. Niemand macht so etwas absichtlich. Ich war gut gestartet, alles war gut gelaufen. Wir hatten nach mässigen Starts an der Kupplung gearbeitet, das hat sich ausgezahlt. Ich konnte in den ersten Kurven locker mithalten, dann kam der Crash. Ich habe die Piste aus einer Perspektive kennengelernt, die ich eigentlich nicht sehen wollte. Mein Auto war ziemlich hoch in der Luft! An der Box haben wir dann gesehen, dass der kaputte Reifen den Unterboden so beschädigt hat, dass es keinen Sinn machte weiterzufahren.»

Noch immer keine freie Fahrt für die Formel-2-Heisssporne – der Wagen des Franzosen Dorian Boccolacci war wegen eines elektrischen Defekts stehengeblieben. Der Rennleitung blieb nichts Anderes übrig, als nach drei Runden abzubrechen.

Auf Gelael kommt eine fette Strafe zu, die FIA-Kommissare Tim Mayer (USA), Yannick Dalmas (Frankreich), Mathieu Remmerie (Belgien) und Jean-Marie Krempff (Frankreich) haben den Indonesier vorgeladen.

Um 17.13 Uhr gingen die Renner wieder auf die Bahn, hinter dem Safety-Car von Bernd Mayländer. Den Formel-2-Piloten wurde erklärt, dass der frühere DTM-Fahrer gleich an die Box kommen würde.

De Vries gelang ein guter Re-Start, hinter ihm Aitken, Sette Camara, der Chinese Guanyu Zhou, Ferrari-Junior Callum Ilott, dann Meisterschafts-Leader Nicholas Latifi. De Vries setzte sich um fast zwei Sekunden ab. Am Ende der sechsten Runde kamen Aitken und Sette Camara herein, um ihre weichen Reifen loszuwerden und die harte Mischung auszufassen. De Vries blieb draussen.

Eine Runde später war auch de Vries in der Boxengasse, dazu sein Titelrivalen Nicholas Latifi. Als der Niederländer auf die Bahn zurückkam, lag Aitken vorne! Aber auf der Mistral-Geraden machte Nick kurzen Prozess mit seinem Gegner und ging am Briten vorbei.

Latifi griff den Japaner Matsushita an, musste aber in der Mistral-Schikanen in den Notausgang und verlor Zeit, dazu hatte er nun Ilott im Nacken. An der Spitze: der Italiener Luca Ghiotto vor Juan Manuel Correa, dann Jordan King, Anthoine Hubert und Giuliano Alesi, die alle noch nicht angehalten hatten.

In Runde 12 verlor Latifi seinen Platz an Ilott, beim Anbremsen der Mistral-Schikane. Dann hiess es Ferrari-Junior gegen Honda-Junior, Ilott gegen Matsushita. Nach einem Beinahe-Rempler schon auf der Geraden dann eine Berührung in der folgenden Kurve, Ilotts Wagen blieb liegen, Matsushita konnte weitermachen. Zeitlupenbilder zeigten, dass der Japaner seinem Rivalen auf der Geraden zu wenig Platz gelassen hatte. Wieder eine virtuelle Safety-Car-Phase.

Als die Bahn freigegeben wurde, hatte Leader Ghiotto theoretisch genügend Vorsprung, um trotz eines Reifenwechsels Leader zu bleiben. Zur Erinnerung: der Italiener auf dem harten Reifen, aber mit der Verpflichtung, noch die weichen Pirelli zu holen. Ein Stopp jetzt, nach 16 Runden, kam für Ghiotto aber nicht in Frage. Er wusste, dass die weichen Pirelli nicht die restliche halbe Rennstunde aushalten würden. Dazu war es einfach zu warm.

Sette Camara griff Aitken an, rutschte aber neben die Bahn. Der Wagen von Louis Delétraz wurde langsamer, offenbar mit einem technischen Problem. Sein Team funkte ihm ins Auto: «Wir glauben, wir kennen das Problem, aber wir können es nicht beheben.» Der Westschweizer kam an die Box. Trevor Carlin: «Der Motor setzt immer wieder aus, wir wissen nicht wieso.»

In Runde 21 kam Ghiotto endlich an die Box und reihte sich ein hinter de Vries, Aitken und Sette Camara, aber vor seinem Stallgefährten Zhou. Der Chinese ging gleich vorbei. Der nächste Fahrer, der Ghiotto angriff, war Latifi, der aber auf der Start/Ziel-Geraden neben die Bahn geriet, der Kanadier musste einen neuen Anlauf nehmen. In Runde 23 war Ghiotto fällig, Latifi rückte vor. Ghiotto schimpfte am Funk: «Ich kann kaum das Lenkrad drehen, es ist so schwergängig.»

Kurz darauf kollidierte Ghiotto mit Juan Manuel Correa, das knackte die rechte Vorderradaufhängung des Italieners – aus. Wieder virtuelle Safety-Car-Phase.

An der Spitze gab sich Nyck de Vries keine Blösse mehr, damit dritter Sieg des Niederländers in den letzten vier Rennen, vor Sérgio Sette Camara, der sich Aitken in der 29. Runde geschnappt hatte, Guanyu Zhou und Nicholas Latifi.

De Vries hat damit die Führung in der Meisterschaft übernommen, auch dank der besten Rennrunde, die sich der ART-Fahrer in der letzten Runde gesichert hat.


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