Alain Prost-Kritik: Die Probleme von Sebastian Vettel

Von Mathias Brunner
Alain Prost und Sebastian Vettel in Monaco 2019

Alain Prost und Sebastian Vettel in Monaco 2019

​Sie liegen auf Augenhöhe: Alain Prost, vierfacher Weltmeister 51facher GP-Sieger, und Sebastian Vettel, 52facher Sieger, ebenfalls vier Mal Champion. Das sagt der Franzose über den Deutschen.

Sebastian Vettel reist in einer schwierigen Phase zum Grossen Preis von Deutschland von Hockenheim. Vor einem Jahr hat er den scheinbar sicheren Sieg beim Heimrenen in den Kies der Sachskurve gesetzt. Vettel ist seit Ende August 2018 (Spa-Francorchamps) ohne Sieg, in der WM liegt er nur auf Rang 4, bleischwere 100 Punkte hinter WM-Leader Lewis Hamilton. Dazu kommt erneut ein Fahrfehler, in Silverstone rammte der Ferrari-Star den Red Bull Racing-Renner von Max Verstappen.

Fans und Fachleute fragen sich: Was nur ist mit Vettel los? Auch Alain Prost hat sich Gedanken gemacht. Der 64jährige Franzose und der halb so alte Deutsche können fast die gleiche Erfolgsbilanz vorweisen: Beide vier Mal Formel-1-Weltmeister, Prost 51facher WM-Laufsieger, Vettel kommt auf 52 Siege. Prost vier Mal WM-Zweiter, Vettel drei Mal WM-Zweiter.

Was die beiden auch eint: kein WM-Titel mit Ferrari. Prost gab nach fast zwei Jahren (1990 und 1991) entnervt auf und legte ein rennfreies Zwischenjahr ein, bevor er 1993 mit Williams nochmals Weltmeister wurde. Vettel versucht inzwischen im fünften Jahr, im roten Overall der Italiener Champion zu werden. So viele Anläufe brauchte einst auch der grosse Michael Schumacher. Doch Schumi schaffte es 2000 endlich. Das ist von Vettel 2019 nicht mehr zu erwarten. Dazu ist der Rückstand auf Hamilton zu gross. Dazu ist die Fehlerquote von Vettel zu hoch.

Alain Prost kritisiert auf Canal+: «Die Kollision mit Verstappen in England ging auf mangelndes Einschätzungsvermögen zurück. Wir erleben, dass Vettel nicht in Bestform fährt. Er war überholt worden, versuchte, seine Position zurückzugewinnen. Das Manöver war sehr schwierig, sehr gewagt. Vielleicht handelte es sich auch um eine Kombination aus zu wenig grosser Konzentration, Motivation. Alles in allem nicht fabelhaft.»

«Dann ist da noch der Druck, ob er vielleicht sogar aufhört. Die Gerüchte fliegen nur so rund um Vettel. Ich glaube, das ist für ihn eine sehr komplizierte Phase.»

Schon nach der WM-Niederlage Vettels 2018 gegen Lewis Hamilton hatte Renault-Sonderberater Prost laut nachgedacht: «Ich habe schon vor der Saison gesagt – Vettel und Hamilton müssten bis in die Haarspitzen motiviert sein, denn sie wissen genau, dass einer von ihnen fünffacher Champion wird.» Letztlich war es der Engländer, der sich in Mexiko auf die gleiche Höhe mit Juan Manuel Fangio geschraubt hat. Die Frage dann lautete: Wie würde dieses Duell weitergehen?

Prost damals: «Es geht darum, was für einen solchen Piloten das nächste Ziel sein soll. Der Rekord von Michael Schumacher mit sieben WM-Titeln? Ich schätze, ob Hamilton dem nachjagen möchte, das wird die Saison 2019 zeigen. Denn vor sieben kommt bekanntlich sechs. Ein Fahrer braucht einen Antrieb. Dieser Antrieb kann auch darin bestehen zu sagen: ‘Wir haben ein geändertes Reglement, ich will trotzdem meinen Titel erfolgreich verteidigen.’ Letzlich wird aber auch Lewis an den Punkt kommen, an welchem er eines Tages aufwacht und denkt: ‘Will ich das noch einmal?’»

Prost lobte: «2018 war gewiss eines seiner besten Jahre in der Formel 1, denn der Druck war hoch, vom Anfang bis zur Titelverteidigung. In solch einer Situation ist es entscheidend, dass du ständig auf höchstem Niveau fährst und konstant gute Ergebnisse eroberst. Wenn du nicht gewinnen kannst, musst du aus einem Grand Prix das Beste machen, denn am Ende können wenige Punkte entscheiden.»

«Es gab Rennwochenenden, da war die Pole-Position vorentscheidend, und Hamilton hat geliefert. Ich erinnere nur an Singapur. Manchmal hatte er auch ein wenig Glück. Als Sebastian Vettel das eine oder andere Mal patzte, liess sich Hamilton diese Chancen nicht entgehen und nutzte sie brutal aus.»

«Ferrari hat viele Fehler gemacht, und Sebastian auch – wenn du an Baku denkst oder an Deutschland. Lewis Hamilton und sein Team sind mit Druck besser umgegangen.»

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