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Esteban Ocon: Renault-Comeback in Abu Dhabi

Von Rob La Salle
Esteban Ocon

Esteban Ocon

​Mercedes stellt seinen Junior-Piloten Esteban Ocon frei: Der 23jährige Franzose darf beim kommenden Abu Dhabi-Test für Renault ins Auto (3./4. Dezember). Wieso das für die Franzosen so wichtig ist.

Im Rahmen des Brasilien-GP hatte Renault-Teamchef Cyril Abiteboul bestätigt: «Ja, wir versuchen, unseren 2020er Piloten Esteban Ocon schon beim Test im Anschluss ans WM-Finale einzusetzen. Wir wollen, dass er so schnell wie möglich mit unseren Leuten Erfahrung sammelt, denn die Testtage bis zum Saisonbeginn im nächsten März sind begrenzt.»

Um genau zu sein, werden wir im kommenden Winter noch sechs Testtage haben:
19.–21. Februar: Montmeló, Circuit de Barcelona-Catalunya/E
26.–28. Februar: Montmeló, Circuit de Barcelona-Catalunya/E

Abiteboul hat nun mit Mercedes vereinbart: Ab Montag, 2. Dezember, also einen Tag nach dem WM-Finale auf dem Yas Marina Circuit von Abu Dhabi, ist Ocon nicht mehr Junior-Fahrer unter dem guten Stern, sondern wieder mit der Renault-Raute unterwegs.

Der WM-Achte von 2017 wird beide Pirelli-Testtage für Renault fahren, also Dienstag, 3. Dezember, und Mittwoch, 4. Dezember. Für den 50fachen GP-Teilnehmer ist es ein Comeback mit dem Franzosen: Er gab vor fünf Jahren auf der gleichen Rennstrecke sein Formel-1-Debüt mit Renault, damals mit einem Lotus E22-Renault, den er im ersten freien Training zum Abu-Dhabi-GP bewegte und in der Woche darauf auch beim Test.

Zuletzt sass Ocon Anfang Oktober im Formel-1-Rennwagen, damals für einen Pirelli-Test mit 2020er Reifen und im aktuellen Silberpfeil.

In den letzten Wochen ist Ocon schrittweise von seinen Aufgaben bei Mercedes abgezogen worden. Teamchef Toto Wolff in Monza: «Ich habe mich mit Esteban darüber unterhalten, wie lange er gewisse Rollen bei uns noch spielen soll. Ich sagte zu ihm: ‘Je länger du bleibst, desto mehr Informationen nimmst du zu Renault mit.’ Und er meinte: ‚Natürlich nehme ich die mit.’»

«Ich sehe das als Übergangsphase. Esteban sass bei uns regelmässig im Simulator, und er spielte eine elementare Rolle bei der Entwicklung des Autos. Aber Schritt um Schritt wird er an gewissen Sitzungen bezüglich des kommenden Autos nicht mehr teilnehmen. Es geht hier um Informationen, die wir schützen wollen.»

Die Rolle von Ocon kann leicht von anderen Fahrern übernommen werden. Auch der Mexikaner Esteban Gutiérrez und der Engländer Anthony Davidson sitzen regelmässig im Simulator. Für die Formel E hat Mercedes Ex-GP-Pilot Stoffel Vandoorne und Formel-2-Star Nick de Vries verpflichtet, auch sie haben reiche Erfahrung im Simulator.

Der Weg von Ocon zurück zu Renault war verschlungen. Die Teamchefs Toto Wolff und Cyril Abiteboul waren sich im Frühsommer 2018 einig: Der junge Ocon sollte als Leihgabe zwei Jahre lang in Gelb fahren und dann die Möglichkeit erhalten, zu Mercedes-Benz zurückzukehren. Dann ging alles schief. Denn es passierte etwas, womit fast keiner im Fahrerlager gerechnet hatte: Daniel Ricciardo hatte keine Lust mehr auf Red Bull Racing und unterzeichnete bei Renault, als Stallgefährte von Nico Hülkenberg. Damit war Ocons Weg zu Renault verbaut.

Der nächste Stolperstein für Ocon: Lawrence Stroll kaufte mit einer Gruppe weiterer Investoren Force India, das Team heisst heute Racing Point. Logisch, dass der Milliardär seinen Sohn Lance dort unterbringen wollte. Damit fiel Esteban zwischen Stuhl und Bank. 2019 verbrachte Ocon als Reservist von Mercedes.

Toto Wolff war verärgert und maulte: «Ich mag Cyril. Aber wenn er ein Gentleman mit Handschlagqualität werden will, muss er erst wieder zu einem Gentleman werden. Wir sehen uns alle Optionen an. Esteban ist ein Thema, weil er einer der vielversprechendsten jungen Fahrer ist. Er verdient es, Formel 1 zu fahren.»

Wolff und Abiteboul rauften sich zusammen, Ocon fährt doch noch Renault, einfach mit einem Jahr Verspätung. Er sitzt 2020 und 2021 im französischen Werksrenner, das Band zu Mercedes ist nur noch lose – Mercedes übernimmt gewisse Aufgaben in Sachen Management.

Toto Wolff vor dem Singapur-GP: «Wir haben nie den Glauben verloren, dass wir für Esteban eine Lösung finden. Natürlich waren wir damals nicht erfreut, wie sich das alles entwickelt hat, und da rutscht einem halt die eine oder andere Bemerkung heraus. Aber dann muss man nach vorne blicken. So läuft das in diesem Geschäft – es wird mit harten Bandagen gekämpft, aber danach muss man vergeben können. Letztlich habe ich den Respekt vor Cyril oder Renault nie verloren.»

Abiteboul zeigt Reue: «Natürlich war mir nicht wohl dabei, wie sich die Dinge im vergangenen Jahr entwickelt haben. Es war damals weniger eine Entscheidung gegen Ocon als vielmehr für Ricciardo. Ich möchte nicht auf Details eingehen, aber das ist von unseren zwei Firmen nicht ideal gehandhabt worden. In diesem Jahr lief das besser: Wir waren beiderseits sehr offen darüber, was wir planen und an welche zeitlichen Abläufe wir uns halten. Die Verhandlungen waren durchsichtig und hatten nur ein Ziel – dass Esteban wieder Grand-Prix-Fahrer wird. Ich bin froh, dass wir das gemeinsam geschafft haben.»

Am 15. März 2020 wird Ocon in Melbourne (Australien) zu seinem 51. WM-Lauf an den Start rollen.

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