Juan Manuel Correa: Erstes Interview zum Horror-Crash

Von Mathias Brunner
​Anfang November durfte Alfa Romeo-Sauber-Junior Juan Manuel Correa nach langem Spitalaufenthalt nach Hause, nach Miami. Nun hat er sein erstes Interview seit dem Tod von Anthoine Hubert gegeben.

Für Juan Manuel Correa hat eine sehr lange Reha begonnen. Der Ende August schwer verunglückte US-Amerikaner hat sich auf Instagram an seine Fans gewandt: «Nach Monaten im Spital habe ich es endlich nach Hause geschafft. Ich bin zurück bei meiner Familie in Miami, und ich trage stolz mein Alfa Romeo-Sauber-Shirt.»

Der 20-Jährige hat schwierige Wochen hinter sich, seit dem fürchterlichen Unfall am 31. August in Spa-Francorchamps, der Anthoine Hubert das Leben gekostet hat. Bei den Kollegen von Mundo Sport hat der in Quito (Ecuador) geborene Formel-2-Fahrer erstmals über den Horror-Crash, den Tod seines Rennfahrerkollegen und das Ausmass seiner eigenen Verletzungen gesprochen.

Der Rennfahrer sagt: «Es ist alles glasklar, ich hatte Treffen mit Vertretern der FIA. Es handelte sich in Spa-Francorchamps um eine unglückliche Verkettung, in welche vier oder fünf Autos verwickelt waren. Was ich erlebt habe, das deckt sich mit den Ermittlungsergebnissen der FIA.»

«Als ich durch Eau Rouge raste, fuhr ich über Trümmerteile vom Wagen von Alesi, welche unter meinen Vorderrädern steckenblieben, sie anhoben, so dass ich geradeaus fuhr – voll ins Auto des armen Anthoine Hubert.»

«Ich brauchte einige Wochen, um alles zu verkraften, es ist nicht leicht, das zu verstehen, besonders dann nicht, wenn du unter Schmerzmitteln stehst. Ich brauchte Zeit um das Geschehen zu akzeptieren, aber ich bin Pragmatiker. Niemand kann an dem, was passiert ist, etwas ändern. Also muss ich versuchen, das Beste aus der Situation zu machen. Natürlich bin ich abgrundtief traurig, Anthoine war ein Freund, aber nun muss ich sehen, dass ich wieder aufs Gleis komme. Das wäre auch in seinem Sinne.»

«Der Unfall hat mein Leben verändert, körperlich und geistig. Wenn du eine solche Nahtod-Erfahrung hast, dann öffnet dir das die Augen über den Rennsport hinaus. Es gab Momente im Krankenhaus, da war ich nicht sicher, ob ich noch Rennfahrer sein wollte. Mir wurde klar: Es gibt Wichtigeres als Autorennen. Racing ist noch immer meine Leidenschaft, aber ein solcher Unfall zeigt dir die Prioritäten – und meine Priorität besteht aus meiner Familie und meiner Gesundheit.»

«Ein Freund hat mich gefragt, ob mein Traum von der Formel 1 nun vorbei sei. Ich habe ihm gesagt: Ein Unfall stellt einen Traum nicht einfach ab, aber er lässt dich darüber nachdenken, was du für diesen Traum zu investieren bereit bist. Ich habe für mich beschlossen, meinen Traum weiter zu verfolgen.»

Wie also geht es Correa wirklich? Der Rennfahrer erklärt: «Einfach gesagt haben die Ärzte mein rechtes Bein neu zusammengebaut, das linke ist weit weniger schwer verletzt, da reichte eine Operation. Das rechte hingegen erfordert weitere Eingriffe und eine lange Reha, wir reden hier von einem Jahr. Es ist wahrscheinlich, dass ich mein Bein nie wieder normal benutzen kann. Aber ich werde darauf hinarbeiten, wieder Gas geben zu können.»

«Ich habe vom rechten Schienbein sechs Zentimeter Knochen verloren, das wächst wieder nach, das Bein steckt in einer besonderen Schiene, wie man auf meinen Fotos sehen kann. Der Knochen wächst um einen Millimeter pro Tag. Am 23. Dezember folgt der nächste Eingriff, dort, wo der Knochen zum Fuss kommt.»

«Es wird danach darum gehen, den Knochen mehr und mehr zu belasten. Dann kommen die ganzen Metallteile raus. Abhängig von der Mobilität entscheiden wir dann, ob weitere Operationen vonnöten sind.»

«Zuerst haben mir die Ärzte gesagt, ich würde zwei Jahre brauchen, um wieder auf die Beine zu kommen. Aber mein Körper erholt sich schneller. Ich schätze, in gut einem Jahr weiss ich, wie weit ich mich erholen kann. Es hilft dabei sicher, Sportler zu sein. Das gilt auch für das Lungenversagen, den ich erlitten habe, worauf ich ins Koma versetzt werden musste. Ich glaube, wenn ich nicht in körperlich so guter Verfassung gewesen wäre, hätte ich nicht überlebt.»

«Der Aufprall geschah mit 70g, aber ich war nie bewusstlos. Als ich das den Ärzten gesagt habe, haben sie mir zunächst gar nicht geglaubt. Vor dem Aufprall habe ich all meine Muskeln angespannt. Ich wollte selber aussteigen.»

«Als ich aus dem Koma erwachte und mir klar wurde, woran ich bin, sagte ich mir: Gut, jetzt gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder ich liege hier und fühle mich deprimiert oder ich fange an zu kämpfen. Ich bin ein Kämpfer. Ich bin vom Gedanken beseelt, wieder Formel 2 zu fahren und es eines Tages in die Formel 1 zu schaffen. Dafür kämpfe ich.»

«Dabei haben mir die unzähligen Nachrichten geholfen. Ich habe so viele aufmunternde Botschaften erhalten, von wildfremden Menschen. Das hat mir über die dunkelsten Momente hinweg geholfen, und das spornt mich für die Zukunft an.»

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