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Abu Dhabi-Test: Bottas Schnellster, Ärger für Vettel

Von Mathias Brunner
​Am zweitletzten Testtag der Formel 1 auf dem Yas Marina Circuit von Abu Dhabi erfindet sich die Königsklasse des Jahres 2019 nicht neu: Bestzeit für Valtteri Bottas im Silberpfeil vor Sebastian Vettel im Ferrari.

Das kommt uns irgendwie bekannt vor: Ein Formel-1-Tag geht zu Ende, und ein Mercedes-Fahrer liegt in Führung. Der siebenfache GP-Sieger Valtteri Bottas hat zum Abschluss seines Fahrprogramms 2019 Bestzeit erzielt, am ersten Pirelli-Testtag auf dem Yas Marina Circuit von Abu Dhabi. Über mangelnde Arbeit konnten sich die GP-Sieger nicht beklagen: Bottas, Sebastian Vettel (Ferrari) und Max Verstappen (Red Bull Racing-Honda) legten alle im Bereich von zweieinhalb GP-Distanzen zurück.

Am Nachmittag widmeten sich Vettel und Verstappen Dauerläufen, auf Zeitenjagd ging von den GP-Siegern niemand mehr. Vettel fiel durch einen kurzen Ausflug neben die Ideallinie auf, der Ferrari schlug aber nicht an, der Heppenheimer konnte den Wagen wieder in Gang bringen und an die Box zurückfahren. Was war passiert? Der vierfache Weltmeister wollte in Kurve 11 aussen an Sergio Pérez vorbei, aber offenbar hatte ihn der Mexikaner nicht kommen sehen, leichte Berührung mit den Rädern, Vettel kreiselte in die Auslaufzone.

Zuvor stand sein Ferrari unplangemäss in der Box: ein Problem mit dem Auspuff. Härter traf es Kimi Räikkönen: Er musste seinen Alfa Romeo-Sauber zwei Stunden vor Testschluss zur Seite stellen, angeblich wegen eines Getriebedefekts, was vom Team nicht kommentiert wird.

Kern dieses Tests ist das Ausloten der Pirelli-Reifen für die Saison 2020. Das war bei Pistentemperaturen jenseits von 40 Grad besser möglich als damals im ersten Freitagtraining in Texas. Bei kaum zehn Grad kamen die Reifen nicht auf Temperatur, zudem waren die Rennwagen damals auf die 2020er Walzen nicht abgestimmt.

Pirelli-Rennchef Mario Isola wusste immer, dass die Beschwerden der Piloten in Austin nicht für bare Münze zu nehmen sind. «Während der Entwicklungsphase hatten sich die Fahrer zustimmend geäussert. Es ist nicht nachvollziehbar, warum wir eine ermutigende Entwicklungsphase haben, und dann ist in Texas auf einmal alles anders. Das musste an Umgebungstemperatur und Fahrzeugen liegen. Wir haben sehr viel Zeit und Energie in die Entwicklung der 2020er Reifen investiert und bleiben davon überzeugt, dass sie ein Fortschritt sind.»

Für 2020 hatten die Mailänder den Piloten versprochen: Die Reifen sollen in einem grösseren Betriebsfenster arbeiten und gleichmässigere Haftung.

Mario Isola: «Beim ersten Test in Amerika waren die Autos nicht auf diese Konstruktionen angepasst. Die Teams mussten sich ja aufs Rennwochenende von Texas vorbereiten. Die Mischung ist anders, das Reifenprofil ist anders, das Verhalten ist anders. Da muss man schon am Set-up arbeiten, aber dazu war keine Zeit. Ich wusste immer, dass die Fahrer in Abu Dhabi zu anderen Erkenntnissen kommen.»

An mangelnden Testmöglichkeiten soll’s nicht liegen: Die Rennställe erhalten 20 Sätze Reifen. 12 davon sind von Pirelli vorgegeben (zwei Sätze 2019er C3 und C4, ferner je zwei Sätze der 2020er C2, C3, C4 und C5). Die restlichen acht Sätze dürfen die Teams selber wählen.

Am Schluss des Feldes: Die Mietwagenfahrer Sean Gelael (Toro Rosso-Honda) und Roy Nissany (Williams). Nissany? Nissany? Klingelt da nicht etwas? Genau – schon sein Papa jagte das Formel-1-Feld gnadenlos vor sich her.

Chanoch Nissany tauchte vor vierzehn Jahren aus dem Nichts auf, um im Freitagtraining zum Ungarn-GP 2005 einen Minardi zu lenken. Trainingsschnellster damals: Alexander Wurz im McLaren, mit 1:21,411 min. Zweitletzter: Nicholas Kiesa im Jordan, mit 1:28,230 min. Nissany kam, ohne den Wagen zuvor auch nur einen Meter bewegt zu haben, so fair müssen wir schon sein, auf eine persönliche Bestzeit von 1:34,319 min. Natürlich waren Hohn und Spott gross, vor allem nach seinem Ausflug in ein Kiesbett. Anschliessend monierte der Israeli, der Wagen haben zu viel Grip. Das war immerhin mal neu, normalerweise jammern die Fahrer über zu wenig Grip. Nissany gab sein Freitagdebüt nach exakt drei Jahren im Motorsport und im reifen Alter von 41!

Der junge Nissany hat sich mit Gesamtrang 22 in der Formel-2-Meisterschaft 2018 nicht eben als kommender Weltmeister angekündigt, in der Formel Renault 3.5 gewann er immerhin vier Rennen und wurde 2016 Gesamtvierter. Setzen Sie lieber kein Geld darauf, ihn eines Tages am Start eines Grand Prix zu erleben.

Im Fahrerlager gesichtet: Die Ferrari-Junioren Mick Schumacher und Robert Shwartzman, sie werden ab Donnerstag hier beim grossen Formel-2-Nachsaisontest fahren.

Abu Dhabi-Test, Tag 1 (3. November)

1. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes-Benz W10 EQ Power+, 1:37,124 (138 Runden) Mischung C4 des Jahres 2019
2. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF90, 1:37,991 (136) C5 2020
3. Daniil Kvyat (RU), Toro Rosso STR14-Honda, 1:38,183 (72) C5 2020
4. Sergio Pérez (MEX), Racing Point RP19-Mercedes, 1:38,434 (120) C5 2020
5. Romain Grosjean (F), Haas VF-19-Ferrari, 1:39,526 (146) C5 2020
6. Lando Norris (GB), McLaren MCL34-Renault, 1:39,741 (125) C5 2020
7. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB15-Honda, 1:39,926 (153) C3 2020
8. Esteban Ocon (F), Renault R.S.19, 1:39,962 (77) C4 2020
9. George Russell (GB), Williams FW42-Mercedes, 1:40,368 (87) C5 2020
10. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo-Sauber C38-Ferrari, 1:40,903 (93) C4 2019
11. Sean Gelael (IND), Toro Rosso STR14-Honda, 1:41,640 (67) C4 2020
12. Roy Nissany (IL), Williams FW42-Mercedes, 1:44,760 (41) C3 2020

C1 = härteste Mischung, C5 = weichste

Zum Vergleich:
Pole-Position zum Abu Dhabi-GP:
Lewis Hamilton (GB), Mercedes-Benz W10 EQ Power+, 1:34,779
Schnellste Rennrunde:
Lewis Hamilton (GB), Mercedes-Benz W10 EQ Power+, 1:39,283

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