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Zeit für einen Wechsel

Kolumne von Peter Hesseler
Bernie Ecclestone und Max Mosley

Bernie Ecclestone und Max Mosley

Max Mosley hat in den letzten Wochen eindrucksvoll bewiesen, dass seine Uhr abgelaufen ist: Der FIA-Präsident muss abtreten. Und Bernie Ecclestone mit ihm.

Der Herr Präsident geht mir gewaltig auf den Keks. Ich gebe zu, dass Max Mosley mit seiner Eloquenz einem Baum seine Äste abschwätzen könnte. Aber sein Programm zur Rettung der Formel 1 ist hoffnungslos überzogen, sein Aktionismus erschreckend, seine Arroganz unerträglich.

Zuerst ignoriert er einen Vorschlag der Teamvereinigung FOTA, die Siege mittels geänderter Punktvergabe wieder wertvoller machen wollte. Ein Ziel, dass alle Beteiligten unterstützen. Dann geht er mit dem ihm stets folgenden World Council mit einer Machete gegen alte Werte vor und will knapp eine Woche vor dem Start das System dergestalt ändern, dass Siege höher bewertet werden als Punkte. Das wäre mal was ganz Neues.

Dann macht ihm die FOTA klar, dass es so (kurzfristig) nicht läuft. Dann sagt Mosley, die Teams hätten diese Regel gewollt und verschiebt seine Pläne de facto trotzig auf 2010. Das macht sie keinen Deut besser. Nebenbei setzt er den Teams eine Budget-Obergrenze von 33 Millionen Euro vor (für 2010), nachdem er zuvor von 100 Millionen (für Werksteams) gesprochen hatte. Grob gesagt will er den Zirkus um ein Neuntel aktueller Top-Budgets runterfahren. Wie um alles in der Welt sollen die Grand-Prix-Unternehmen mit 700 Mitarbeitern binnen Jahresfrist auf diesen „Umsatz“ geschrumpft werden, wie Löhne von zehn, Topfahrer von zehn, Motoren von fünf bezahlt werden und vieles mehr? Der Fahrzeugbau, Entwicklung, Tests, Reisen – all das fällt hinten runter. Es ist ein gerade absurdes Ansinnen.

Und sorry: Falls es jemand schafft, dann darf man bezweifeln, dass sich mit gehobenen DTM-Budget die Massen faszinieren lassen und die weltweit erfolgreichste Werbeplattform noch lange Bestand hat. Was Mosley vor hat, ist also gefährlich. Und da der Mann nicht dumm ist, muss er ein anderes Problem haben. Die mitsprachewillige FOTA? Mosley ignorierte nicht nur deren an Publikumswünschen orientierten Punkteplan, sondern auch deren Spar-Ideen vollkommen?

Das ist alles ein bisschen viel. Aber noch lange nicht genug. Denn anschliessend setzt er sich mit britischen Journalisten zusammen und mokiert sich über die FOTA, sie habe „schwach“ reagiert. Das ist, mit Verlaub, ganz schwacher Stil. Besonders für einen, der seinen Laden sowenig im Griff hat. Denn im gleiche Gespräch räumt er ein, dass er beim Start in Melbourne am kommenden Wochenende mit Protesten der Teams rechne. Er habe sogar fixe Hinweise darauf. Ja, die haben wir leider auch. Warum tut der grosse Zampano dann nichts dagegen?

Er sagt, dafür sei die Zeit zu kurz. Jetzt, möglicherweise, ja. Aber gegen die trickreich verlängerten Unterböden am Brawn-Mercedes, Toyota und Williams-Toyota wollte die Konkurrenz vom ersten Testtag an vorgehen. Das war Mitte Januar. Und damals erklärte der FIA-Sicherheitschef Charlie Whiting die Unterböden für regelgerecht. Was ist es für ein Reglement, dass es zulässt, das nun am Rennplatz die Kommissare der FIA, der gleichen Organisation also, möglicherweise anders entscheiden dürfen.

Warum ist Whitings Klärung keine Tatsachenentscheidung, wie im Fussball? Oder warum wird sie nicht einfach im Handstreich dazu gemacht von einem Präsident, der ansonsten Siege über Punkte zu stellen vermag und der eine ganze Industrie mit zwei Federstrichen dem Erdboden gleichmachen will. Stattdessen lässt er zu, dass das Ergebnis des ersten Rennens – im Falle eines Protests – unter Vorbehalt verkündet wird. Und erst später bei einer Sitzung in Paris bestätigt oder korrigiert wird. Da kann ich nur sagen: Fein hingekriegt. Und dafür setze ich mich heute abend für 30 Stunden in drei Flugzeuge.

Dabei hatte ich mich diesmal wirklich ganz besonders auf die neue Saison gefreut. Da ich stets positiv denke, hoffe ich mal, dass alles anders kommt. Dass vielleicht am Donnerstag beim Scruteneering jemand final die Unterbodenfrage klärt. Du dass es dann doch keinen Protest gibt. Aber das ändert nichts daran, dass das System faul ist. Das System besteht aus zwei Figuren. Aus Mosley und dem Mann, dem er so gerne gerecht wird, F1-Promoter Bernie Ecclestone. Sie haben gemeinsam in den vergangenen 30 Jahren vieles erreicht und klammern sich daran und wollen immer mehr. Noch eine Amtszeit und noch eine und noch ein Vertrag hier und einer da. Aber sie haben auch die Glocken nicht gehört. Sie verkünden: Haut ab! Beide! Und lasst andere ganz schnell reparieren, was Ihr angerichtet habt oder anrichten wollt. Sonst ist es um Euer Lebenswerk geschehen. Seid dankbar, wenn ihr mit allen Ehren in den Ruhstand verabschiedet werdet. Ihr werdet sehen: Es tut gar nicht weh.

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