Norris ausgebuht: Wie Verstappen, Vettel und Hamilton
 
            Sebastian Vettel, Max Verstappen und Lewis Hamilton 2019
Lando Norris war verblüfft. Eben hatte er den Traditions-GP von Mexiko gewonnen, mit einer makellosen Darbietung. Dann wurde der McLaren-Fahrer von einem Teil der Fans gnadenlos ausgebuht und ausgepfiffen.
Der zehnfache GP-Sieger war sichtlich irritiert und spielte den Vorfall anschliessend herunter. «Ich weiss nicht, wieso sie mich ausgebuht haben. Aber die Leute können machen, was sie wollen. Und das gibt es halt ab und an im Sport. Ich für meinen Teil finde das zum Lachen, wenn ich Buhrufe einheimse. Klar ist das nicht schön. Mir wäre lieber, die Leute würden mir zujubeln. Ich mach mein Ding, die Leute sollen halt selber sehen, was sie tun.»
Nach fabelhaften Leistungen ausgebuht werden, das kennen auch die Weltmeister Max Verstappen, Lewis Hamilton und Sebastian Vettel.
  
  In Monza 2023 fiel wie zuvor in Silverstone auf: Buhrufe für Weltmeister Max Verstappen. Der Red Bull Racing-Star: «Einige Fans mögen halt nicht, wer gegenwärtig gewinnt. Ich kann dagegen nichts tun.»
  
  2021 waren Max Verstappen und Lewis Hamilton in ein packendes WM-Duell verwickelt, das im kontroversen WM-Finale von Abu Dhabi gipfelte. Bis heute haben viele Hamilton-Fans nicht verkraftet, dass der WM-Titel ihrer Meinung nach von der FIA quasi auf dem Silbertablett Verstappen serviert wurde.
  
  Als Max Verstappen 2022 nach Silverstone zurückkehrte, wurde er von Hamilton-Fans ausgebuht. Max blieb gelassen: «Wenn sie buhen wollen, dann sollen sie doch. Das ändert für mich nichts. Einige Fans sind für mich, andere sind gegen mich, so ist das nun mal. Jeder hat ein Recht auf eigene Meinung.»
  
  Lewis Hamilton war mit der Reaktion vieler britischer Fans nicht einverstanden: «Wir sind besser als das. Buhen geht gar nicht. Ich schätze die Unterstützung wirklich, aber vielleicht spüren einige noch den Stachel vom vergangenen Jahr.»
  
  Eine vergleichbare Szene in Monza 2023 nach dem spannenden Abschlusstraining: Jubel für den Schnellsten Carlos Sainz und den drittplatzierten Charles Leclerc als Ferrari-Piloten, Buhrufe für Verstappen. Leclerc war das sichtlich peinlich, er machte zur Tribüne hin beschwichtigende Handbewegungen.
  
  WM-Leader Verstappen meinte danach: «Einige Leute schätzen es zu wenig, was wir leisten müssen, um eine solche Siegesserie zu zeigen. Aber solche Reaktionen gewisser Fans sind nichts Neues in diesem Sport, und es gibt auch nichts, was ich dagegen tun könnte. Einige Fans mögen halt nicht, wer gegenwärtig die Nase vorne hat.»
  
  Nochmals Monza, dieses Mal 2018, in der Phase drückender Überlegenheit der Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton und Valtteri Bottas wurden die zwei Stern-Fahrer bei der Siegerehrung mit Pfiffen eingedeckt.
  
  Valtteri machte das so viel aus wie dem Engländer: gar nichts. Im Gegenteil: «Die Tifosi sind fantastisch und unterstützen Ferrari. Wenn man in Lewis‘ Gesicht gesehen hat, da dachte ich nur: „Macht genau so weiter.“ Das ist genau, was er braucht. Das macht ihn stärker», sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.
  
  Hamilton und Bottas wurden nach der Podiumszeremonie gefragt, ob die Buherei in Ordnung sei.
  
  Bottas: «Jeder Fan hat das Recht, seine Meinung zu einem Fahrer kundzutun. Sie können sagen was und unterstützen wen sie wollen. Natürlich ist es nicht schön, wenn du ausgebuht wirst, aber wenn man die richtige Einstellung hat, kann man das in positive Energie umwandeln.»
  
  Hamilton: «Das passiert doch in jedem Sport. Auch wenn ich es nicht verstehe», so der Brite, der bei zahlreichen Fussball-, Basketball- oder American Football-Spielen war. «Ich habe nie ein gegnerisches Team ausgebuht. Mir erschließt sich der Sinn nicht. Aber es passiert überall im Sport. So ist es halt.»
  
  «Es ist einfach, es an sich heranzulassen, dass es einen Einfluss bekommt, dass du darüber nachdenkst. Es ist aber auch ziemlich einfach, es zu nutzen. Es gab mir so viel Motivation heute. Wenn sie damit weitermachen wollen – mich macht es nur stärker. Es beleidigt mich nicht, ich denke auch nicht so sehr darüber nach.»
  
  Und wir haben 2013 nicht vergessen. Je öfter Sebastian Vettel in jenem Sommer gewann (auf dem Weg zum vierten WM-Titel in Folge), desto mehr häuften sich die negativen Reaktionen der Zuschauer, wenn der Red Bull Racing-Pilot wieder mal ganz oben auf dem Treppchen stand.
  
  Montreal, Monza, Singapur – sobald Vettel das Podium betrat, gab es von den Fans lautstarke Pfiffe und Buhrufe. Vettel: «Ich schätze, wenn du nicht für ein italienisches Team fährst, so wie ich damals 2008 für Toro Rosso, oder in Rot auf dem Podium stehst, dann musst du damit leben. Je mehr gebuht wird, desto besser haben wir offenbar unseren Job gemacht.»
  
  Nach seinem Sieg in Indien, bei dem er sich auch den WM-Titel erneut sicherte, gab der damals 26-Jährige zu, dass nicht alles wirklich so spurlos an ihm abgeprallt sei. «Für mich persönlich ist es sehr schwer, ausgebuht zu werden, obwohl ich nichts falsch gemacht habe. Es tut weh, wann man nicht so empfangen wird, wie man erwartet hatte, aber ich glaube, ich bin schlau genug, um zu verstehen, wieso sie es tun.»
  
  Der einzige Weg, darauf zu antworten, sei, dies auf der Strecke zu tun und «so akzeptiert zu werden, wie alle Fahrer es sich wünschen. Für mich ist es aber am wichtigsten, dass ich den Respekt der Leute habe, gegen die ich fahre. Bei Piloten fühle ich mich respektiert. Natürlich muss man sich diesen Respekt verdienen, aber ich mache den Fans keinen Vorwurf.»
  
  Mexiko-GP, Autódromo Hermanos Rodríguez
  01. Lando Norris (GB), McLaren, 1:37:58,574 h
  02. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +30,324 sec
  03. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, +31,049
  04. Oliver Bearman (GB), Haas, +40,955
  05. Oscar Piastri (AUS), McLaren, +42,065
  06. Kimi Antonelli (I), Mercedes, +47,837
  07. George Russell (GB), Mercedes, +50,287
  08. Lewis Hamilton (GB), Ferrari, +56,446
  09. Esteban Ocon (F), Haas, +1:15,446 min
  10. Gabriel Bortoleto (BR), Sauber, +1:16,863
  11. Yuki Tsunoda (J), Red Bull Racing, +1:19,048
  12. Alex Albon (T), Williams, +1 Runde
  13. Isack Hadjar (F), Racing Bulls, +1
  14. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +1
  15. Pierre Gasly (F), Alpine, +1
  16. Franco Colapinto (RA), Alpine, +1
  17. Carlos Sainz (E), Williams, +4
  Out
  Fernando Alonso (E), Aston Martin, Bremsen
  Nico Hülkenberg (D), Sauber, Motor
  Liam Lawson (NZ), Racing Bulls, Kollisionsschäden
  
  WM-Stand (nach 20 von 24 Grands Prix und 4 von 6 Sprints)
  Fahrer
  01. Norris 357 Punkte
  02. Piastri 356
  03. Verstappen 321
  04. Russell 258
  05. Leclerc 210
  06. Hamilton 146
  07. Antonelli 97
  08. Albon 73
  09. Hülkenberg 41
  10. Hadjar 39
  11. Sainz 38
  12. Alonso 37
  13. Bearman 32
  14. Stroll 32
  15. Lawson 30
  16. Ocon 30
  17. Tsunoda 28
  18. Gasly 20
  19. Bortoleto 19
  20. Colapinto 0
  21. Doohan 0
  
  Konstrukteurspokal
  01. McLaren 713 Punkte (Weltmeister)
  02. Ferrari 356
  03. Mercedes 355
  04. Red Bull Racing 346
  05. Williams 111
  06. Racing Bulls 72
  07. Aston Martin 69
  08. Haas 62
  09. Sauber 60
  10. Alpine 20
  
  










