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Barcelona: Wieso die Teams fast verzweifeln

Von Mathias Brunner
Auch Mark Webber war mal neben der Bahn

Auch Mark Webber war mal neben der Bahn

Karge Lehre aus dem ersten Testtag in Spanien: Warum die meisten der neuen Teile kein Tageslicht erhielten.

Spanien ist auch nicht mehr, was es mal war: Regen trommelte stundenlang auf die Dächer der Gästezelte – das ist ein echtes Problem. Denn jedes Team war mit Aufgabenlisten zum Circuit de Catalunya ausgerückt, so lange wie abgerolltes Toilettenpapier.

Erst am späteren Nachmittag begann die Bahn abzutrocknen, doch Witterung blieb zu klamm und kühl, um wirklich aussagekräftige Daten zu sammeln. Die Pistentemperatur verharrte unter 15 Grad, kaum 10 Grad warm war die Luft, giftige Windböen fegten über die Piste.

Den Formel-1-Teams geht die Zeit aus. Noch haben wir nur drei Testtage, bevor für die Reise zu den ersten vier Übersee-GP in Australien, Malaysia, China und Bahrain gepackt werden muss. Längst müssten die Rennställe fleissig Rennsimulationen abspulen, doch bei den meisten von ihnen kann davon keine Rede sein. Felipe Massa musste eine GP-Simulation eine Runde vor Schluss des imaginären Grand Prix abbrechen.

Die Fans auf der Haupttribüne erfüllten einen alten Witz: Normalerweise kennt jeder Fan hier das Gesicht jedes Fahrers. Heute kannte jeder Fahrer das Gesicht jedes Fans. Unsere imaginäre Tapferkeitsmedaille erhielt jenes Grüppchen, das mit einem grossen Banner «Go, Pedro, go!» den früheren HRT-Piloten Pedro de la Rosa anspornt. Dabei sitzt der in Zürich lebende Spanier noch nicht mal in einem Auto!

Die Rundenzeiten heute sind noch weniger aussagekräftig als üblich. Aber McLaren-Star Jenson Button räumt mit dem Ammenmärchen auf, wonach die Teams nur auf sich selber achten und die Zeiten der Anderen nicht so richtig einzuschätzen wissen.

«Das ist Blödsinn. Wir wissen, auf welchen Reifen die Gegner unterwegs sind, wieviele Runden die Walzen schon auf dem Buckel haben, und wir haben Erfahrung genug, die Spritmenge an Bord abschätzen zu können. Es gehört zum guten Ton, in dieser Phase vor der Saison zu beteuern, dass man nur auf sich selber schaue. Und das stimmt, wenn man in die eigene Abstimmung vertieft ist oder etwas Anderes, ganz Bestimmtes ausprobiert. Aber sonst schaut man die ganze Zeit über, was die Anderen so machen.»

Dem SPEEDWEEK- und BBC-Technikexperten Gary Anderson fällt auf: «Im Grunde hat sich nicht viel geändert. Gerade auf nasser und feuchter Bahn wird augenscheinlich, welch hervorragende Traktion der Lotus seinem Fahrer bietet. Da gibt es bei Ferrari Handlungsbedarf. Am Red-Bull-Racing-Renner von Mark Webber ist auffällig, wie steil angestellt der Wagen noch immer ist. RBR hat diese Abstimmung salonfähig gemacht, die Anderen haben nachgezogen, aber der Wagen steht hinten noch immer am Hochbeinigsten. Der Mercedes wirkt auf den Randsteinen sehr hart gefedert. Auch wenn Lewis Hamilton die Möglichkeiten seines Mercedes gerne herunterspielt – ich glaube, der Wagen ist besser als uns glauben gemacht wird. Der Caterham hingegen ist in Sachen Traktion ungefähr das Gegenteil eines Lotus!»

Frische Teile waren kaum zu entdecken: Ein neuer Heckflügel am Toro Rosso, neue Auspuff-Verkleidungen bei Caterham und Williams. Generell stehen die Teams vor dem Problem: Der Einsatz neuer Teile auf nasser Bahn ist nicht aussagekräftig.

Gary Anderson: «Es fehlen dann Quervergleiche zu Barcelona vor einer Woche auf trockener Bahn. Eine nasse oder feuchte Bahn verwässert im wahrsten Sinne des Wortes die Daten. Zudem ist auf nasser Strecke immer die Gefahr da, dass einer sein Auto neben die Piste wirft. Im schlechtesten Falle sind die neuen Teile dann kaputt, und so lernst du auch nichts. Auf der anderen Seite – die Teams brauchen Kilometer, und die kann man auch auf nasser Bahn fahren. Zudem lernen sie dabei etwas über das Verhalten der Regenreifen und der Intermediates.»

Das schlechte Wetter hatte immerhin den Vorteil, dass man sich bei Red Bull Racing mehr um einen prominenten Besucher kümmern konnte: den Golfspieler Sergio Garcia.

Fazit: Die meisten Entwicklungen bleiben in der Box oder im Lastwagen, bis endlich auf trockener Piste radiert werden kann. Und das soll frühestens am Samstag möglich sein. Morgen Freitag soll es noch ärger schütten als heute.

Als kleinen Service und zum bessere Einschätzen des Kräfteverhältnisses hier unten auch, wer auf seiner schnellsten Runde mit welchen Reifen unterwegs war.

 

Die Testzeiten von Donnerstag, 28. Februar

1. Mark Webber (AUS), Red Bull Racing RB9-Renault, 1:22,693 (90) weich

2. Lewis Hamilton (GB), Mercedes F1 W04, 1:24,348 (113) mittel

3. Jean-Eric Vergne (F), Toro Rosso STR8-Ferrari, 1:25,017 (59) mittel

4. Valtteri Bottas (FIN), Williams FW35-Renault, 1:26,458 (85) weich

5. Sergio Pérez (MEX), McLaren MP4/28-Mercedes, 1:26,538 (100) hart

6. Esteban Gutiérrez (MEX), Sauber C32-Ferrari, 1:26,574 (92) weich

7. Paul Di Resta (GB), Force India VJM06-Mercedes, 1:27,107 (57) mittel

8. Felipe Massa (BR), Ferrari F138, 1:27,541 (112) mittel

9. Max Chilton (GB), Marussia MR02-Cosworth, 1:28,166 (78) mittel

10. Charles Pic (F), Caterham CT03-Renault, 1:28,644 (83) mittel

11. Romain Grosjean (F), Lotus E21-Renault, 1:34,928 (52) mittel

 (In Klammern die Anzahl gefahrener Runden)

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