Danner: «Vettel ist schon ein cooler Hund»
MOTORSPORT/WSR NURBURGRING 2007
Wenn Christian Danner denn einst keine Lust mehr haben sollte, zu Rennen zu kommen, könnte er eine neue Karriere als Wahrsager ins Auge fassen: Am Freitag hatte er vorausgesagt, dass die BrawnGP und Red Bull Racing am stärksten sein würden, und genau diese Autos bevölkern nun die ersten zwei Startreihen.
Christian, was hat dich heute überrascht?
Überrascht kann man schon fast nicht mehr sagen, aber die Kaltschnäuzigkeit, mit welcher dieser Sebastian Vettel die Abschlusstrainings fährt, das ist schon unglaublich. Er fuhr erneut gewissermassen ohne Sicherheitsnetz, will heissen – im Quali 1 eine Runde, und die muss dann passen. Eine weiter hat er dieses Mal angefangen, er hatte dabei sogar zwei schnellste Sektorzeiten, die hat er aber dann abgebrochen. Also die arbeiten bei Red Bull Racing schon mit einer gehörigen Portion Coolness.
Wie wird die Taktik von BrawnGP und Red Bull Racing aussehen?
Ich glaube, es war für diese beiden Rennställe ganz wichtig, so weit als möglich von den aufsässigen Ferrari wegzukommen, deren Piloten dank KERS beim und nach dem Start eine höchst störende Rolle spielen könnten.
Wie kann man den Schub der Energie-Rückgewinnung hier denn einsetzen?
Also beim Start glaube ich, spielt das eine weniger grosse Rolle als sonst, weil die Anfahrt zur ersten Kurve eher kurz ist. Die Gefahr besteht vielmehr in der langen Geraden nach Kurve 8. Da haben die Ferrari-Fahrer ein voll aufgeladenes KERS, und dann werden Massa und Räikkönen einen, vielleicht sogar zwei Gegner überholen können. Bis dahin müssen die Führenden gucken, dass sie weg sind.
Du hast in den letzten Wochen BMW-Sauber zu Recht kritisiert. Nun scheint aber ein Fortschritt gelungen zu sein.
Absolut. Die haben sich gesteigert, Gratulation, und sind nun eher im Bereich, aus dem man eine Basis hat, um aufzubauen. Vom Gewinnen ist man jedoch noch meilenweit entfernt. Nun gilt es, die nächsten paar Zehntel herauszukratzen. Es kann jedoch gut sein, dass es das nun war. Denn jetzt sind sie technische auf dem Stand der anderen, und nun müssen sie schneller entwickeln als die Gegner, um weiter vorzustossen.
Was um alles in der Welt ist mit McLaren-Mercedes los?
Keine Ahnung. Aber ganz offensichtlich funktioniert nichts, sobald der Speed 100 km/h überschreitet. Wie es dazu kommen kann, ist mir schleierhaft. Es kann doch nicht sein, dass ein Team, das im vergangenen Jahr den Weltmeister gestellt hat, so abstürzt. Man muss sich das mal vorstellen – der Adrian Sutil im Force India ist schneller als der gegenwärtige Formel-1-Champion Lewis Hamilton. Leider interessiert das viel zu wenig Leute, daher betone ich es gerne – Sutil ist saustark gefahren.
Was erwartest du fürs Rennen?
Die einzigen Unruhestifter sind die Ferrari. Und wir werden abwarten müssen, ob der weiche Reifen wirklich nach wenigen Runden so kaputt sein wird, wie viele befürchten. Allerdings finden bis morgen noch einige Rahmenrennen statt, und wir haben es schon einige Male erlebt, dass die weichere Mischung – die von allen lamentiert wurde – im Grand Prix auf einmal tadellose Manieren an den Tag legt. Die Reifen bleiben in der Formel 1, jedenfalls aus sportlicher Sicht, das dominierende Thema und erzeugen eine Unwägbarkeit, welche für uns alle prima ist.