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McLaren holt Boullier, ist König der Formel Farce

Von Mathias Brunner
Das britische Traditionsteam McLaren musste gestern viel Häme über sich ergehen lassen: Keine einzige Testrunde in Jerez. Dafür gibts Action abseits der Strecke: Eric Boullier kommt!

In der Boxengasse von Jerez kursieren – naheliegenderweise – viele Witze über die neuen Fahrzeugnasen (und einige Fotos, auf welchen die Auswüchse der Nasenspitzen in, sagen wir nicht ganz jugendfreier Art und Weise in Szene gesetzt sind). Nach gut zwei Stunden wurde über den McLaren gewitzelt: «Selbst der Sprinkler-Traktor hat eine bessere Rundenzeit.» Streng genommen war das nicht falsch: Button hat nur Installationsrunden hinter sich, der Traktor hat immerhin eine Zeitlupenrunde geschafft.

Statt Action auf der Bahn gibt es Action neben der Strecke: McLaren hat den früheren Lotus-Teamcher Eric Boullier (40) verpflichtet! Der Franzose wird als Renndirektor verpflichtet, der Vertrag wurde am Montag unterzeichnet. Er wird einem neuen McLaren-Geschäftsleiter unterstellt, den McLaren später bekanntgeben will (Ross Brawn?), der wiederum McLaren-Gruppenchef Ron Dennis unterstellt ist.

Vom früheren McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh ist keine Silbe zu lesen.

Bis in den Nachmittag hinein hatte sich McLaren rehabilitiert: Jenson Button tauchte auf der Zeitenliste ganz oben auf, mit stattlichen 32 Runden, immerhin (nur Force India, Mercedes und Sauber hatten mit je 37 Runden um 15.00 mehr vorzuweisen).

McLaren musste nach dem missglückten Start vom Dienstag in den sozialen Netzwerken einiges an Hohn einstecken. Denn Gary Anderson (Ex-Technikchef von Jordan, Stewart Grand Prix in Jaguar) ist nicht der Einzige, der sagt: «Also, dass McLaren am ersten Testtag nicht ein einziges Mal auf der Bahn zu sehen ist, das hat mich schon verblüfft.»

Da stand Ferrari besser da: Kimi Räikkönen drehte am ersten Jerez-Testtag mit 31 Umläufen exakt einen Drittel aller zurückgelegten Runden sämtlicher Teams (93).

Im Werk von Woking war der McLaren tadellos angesprungen, doch ein Elektrikdefekt verhinderte, dass sich der Mercedes-Motor in der Box von Jerez in Gang setzen liess. Die Mechaniker waren gezwungen, das halbe Auto auseinander zu nehmen, die entsprechenden Teile zu prüfen. Irgendwann wurde klar: bis der Wagen wieder zusammengesetzt ist, sind die acht Teststunden des ersten Tages vergangen. Aber das war nicht das einzige Problem: es gab ebenfalls einen Defekt im Hydraulikkreislauf des Fahrzeugs.

In Schutz genommen wird die McLaren-Truppe ausgerechnet von der Konkurrenz. Spitzentechniker gegnerischer Teams sind zu klug, um sich über McLaren lustig zu machen. Adrian Newey von Red Bull Racing weiss: «Vielleicht unterschätzen einige Leute, wie kompliziert diese neue Generation von Fahrzeugen ist. Ich vergleiche das immer mit der Flug- oder Automobil-Industrie. Da haben die Firmen jahrelange Vorbereitungszeiten, aber diese Zeit hast du im GP-Sport einfach nicht. Die logische Folge sind die Schwierigkeiten, die wir hier sehen und von denen wir ja auch am ersten Tag selber betroffen gewesen sind. Für mich war es absehbar, dass das passieren würde.»

Toro-Rosso-Technikchef James Key bestätigt: «Es ist ganz normal, dass bei einer so komplizierten Technik am Anfang Probleme auftauchen. Ich gehe davon aus, dass die Teams das bald in den Griff bekommen.»

Marc Surer, Formel-1-Experte von Sky, ergänzt: «Die Teams haben nun monatelang davon gesprochen, welche gewaltige Herausforderung diese Technik sein würde und wie knapp es werden würde, mit einem fertigen, fahrbaren Auto in Jerez zu sein. Viele hielten das für Schwarzmalerei. Nun wissen wir, dass sie damit Recht hatten.»

Zum Vergleich: mit den neuen Autos, aber bei stabilem Reglement, legten alle Teams vor einem Jahr in Jerez fast sieben Mal so viele Runden zurück wie gestern Dienstag hier in Andalusien!

Den McLaren aus allen Perspektiven können Sie sich in aller Ruhe hier anschauen:

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