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Lenkrad Force India gestohlen: Was wusste der Dieb?

Kolumne von Mathias Brunner
Sergio Pérez in seinem Force India

Sergio Pérez in seinem Force India

​Vor dem Italien-GP in Monza wurde aus der Box von Force India ein Lenkrad des Rennwagens von Sergio Pérez gestohlen. Der Fall wird möglicherweise nie gelöst.

Was ist im Fahrerlager von Monza bei Force India genau passiert? Das Team hat im Anschluss ans GP-Wochenende in Italien lediglich bestätigt, dass in der Nacht von Samstag auf Sonntag das Ersatzlenkrad vom Rennwagen Sergio Pérez’ gestohlen worden ist. Force India hat daraufhin die Polizei eingeschaltet und sich bei den Organisatoren des Monza-GP beschwert. Über den Wert des Lenkrads schweigt sich der Rennstall aus, branchenüblich wären 40.000 bis 50.000 Euro.
Seither wird gerätselt, wie es möglich war, dass im Hochsicherheitstrakt namens Formel-1-Fahrerlager in einer mit Kameras überwachten Box ein Teil gestohlen werden kann.

Grundsätzlich gilt: Durch die elektronischen Drehkreuze der Formel-1-Fahrerlager kommt nur, wer einen gültigen Pass vorweisen kann.

Die Boxen sind mehrfach gesichert: gegen die Boxengasse hin sind sie nachts verschlossen, die Rollläden sind unten. Von dieser Seite war es nicht möglich, einen Diebstahl zu begehen. Zudem: bei Force India ist ein System eingerichtet, bei welchem eine TV-Kamera aufzuzeichnen beginnt, sobald ein Bewegungsmelder eine Aktion entdeckt. Wäre der Rollladen gehoben worden, hätten sich die Kameras sofort eingeschaltet.
Aus den Bilddaten bei Force India gehen jedoch nur normale

Bewegungen von Mechanikern und Sicherheitspersonal hervor.
Da die Kameras und die Aufzeichnungen gemäss unseren Informationen nicht manipuliert worden sind, lässt das nur einen Schluss zu: jemand musste gewusst haben, in welcher Form die Box überwacht wird und hat das Lenkrad von innen, über eine Stellwand hinaus, hochgefischt, in einem toten Winkel der Kameras.

Die nächste logische Frage ist: Wie kam der Dieb von der Fahrerlagerseite in die Box?

Die Rennställe werden durch das Fachpersonal unterschiedlicher Firmen betreut. Da spaziert normalerweise niemand einfach so in eine Box. Aufgehalten werden sie dann in der Regel mit österreichischem Akzent (CAM Security von Christoph Ammann betreut beispielsweise Mercedes, Sauber, Toro Rosso, McLaren und Red Bull Racing; MS Security des früheren Ammann-Mitarbeiter Gernot Messner betreut die FIA, Force India und Williams; Ferrari hat eine Mischlösung aus MAX Security und MS).

Wie der Dieb am Mitarbeiter von MS vorbeikommen konnte, ist unbekannt. Weil jedoch dem Sicherheitsexperten kein Fehlverhalten nachgewiesen werden kann, tappen die Behörden nach wie vor im Dunkeln. Die italienische Polizei nimmt zum Stand der Ermittlungen keine Stellung.

In aller Wahrscheinlichkeit werden wir das gestohlene Lenkrad nie wiedersehen. Auf Ebay kann es der Dieb schwerlich stellen. Vielleicht handelte es sich um einen Auftragsdiebstahl – so wie Kunstliebhaber ein Gemälde stehlen lassen, um sich dann im stillen Kämmerlein am Anblick zu ergötzen.

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