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Toto Wolff zu Mercedes-Schmach: «Das ist Paranoia!»

Von Mathias Brunner
Toto Wolff

Toto Wolff

​Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff gibt zu, dass man selbst Stunden nach der Niederlage im Abschlusstraining zum Singapur-GP über die exakten Gründe im Dunkeln tappt.
Toto, mit etwas Abstand zum Qualifying – was ist schief gelaufen?

Die Frage müsste lauten: Was ist das ganze Wochenende lang schief gelaufen? Wir tun uns hier seit dem ersten freien Training schwer, und wir haben uns im Laufe des Wochenende rückwärts bewegt. Wir glauben, es spielt eine ganze Reihe von Faktoren eine Rolle dabei. Aber ich könnte jetzt nicht behaupten, dass wir es geschafft hätten, einen einzelnen Faktor als Schuldigen zu finden.

Welche Rolle spielen dabei die jüngsten Vorgaben von Pirelli in Sachen Reifendruck?

Keine der Druckvorgaben von Pirelli hatten heute eine Auswirkung auf unsere Abstimmung. Wir blieben weit im Rahmen der Vorgaben. Das spielt aus unserer Sicht also überhaupt keine Rolle. Nein, es ist vielmehr ein Mangel an mechanischem Grip. Das Auto hat seine aerodynamischen Qualitäten nicht über Nacht eingebüsst. Der Motor ist nicht auf einmal kein guter Motor mehr. Es kann nicht am Auto per se liegen. Es muss also daran liegen, dass wir es auf dieser Strecke nicht schaffen, den Reifen optimal zum Harmonieren mit dem Wagen zu bringen. Bodenfreiheit, Radsturz, Drücke, Spur, Temperaturen, da gibt es so viele Faktoren, die eine Rolle spielen. Das alles passt einfach nicht zusammen.

Ihr habt keine berauschende Bilanz auf dieser Bahn. Warum nicht?

Es wäre einfach zu sagen, es liegt halt an der Pistencharakteristik. Aber Fakt ist, welch gute Arbeit Ferrari und besonders Sebastian Vettel gemacht haben. Auch Red Bull Racing ist wieder da. Aber es stimmt schon – vor einem Jahr war unser Vorsprung hier am kleinsten. Insofern mag die Beobachtung stimmen, dass wir uns hier offenbar schwer tun.

Doch es fällt auch auf, dass nicht nur das Werksteam nicht gut ist, auch die Kundenrennställe Williams, Force India und Lotus sind weiter hinten als üblich. Liegt das vielleicht an gewissen Vorgaben, einer gewissen Sicherheitsmarge beim Motor?

Nein, es gibt keinen Schonmodus für den Motor, den alle einhalten müssen. Klar hat die Art der Kraftentfaltung eine Auswirkung aufs ganze Auto, aber wenn überhaupt, dann spielt das bei unserem Rückstand sicher die kleinste Rolle. Wenn wir uns Bordaufnahmen angucken, dann fällt einfach ein genereller Mangel an Haftung auf.

Eine vielleicht etwas verschwörerische Frage. Vor knapp zwei Wochen seid ihr fast aus der Wertung geworfen worden, weil es Unstimmigkeiten beim Reifendruck gab. Nun kommen wir hierher, unter neuen Vorgaben von Pirelli, und ihr seid nicht bei der Musik …

Das ist nicht verschwörerisch, das ist Paranoia! Nein, Fakt ist, dass wir nichts Windiges gemacht haben. Wir sind von der FIA freigesprochen worden, wir waren innerhalb der vorgegebenen Grenzen, wir haben uns ans Prozedere gehalten. Wir können Monza also gleich mal abhaken. Und ich habe vorhin schon gesagt: Wir sind auch hier innerhalb der vorgegeben Grenzen. Also nochmals: Was Pirelli verlangt, hat nichts mit unserem Mangel an Konkurrenzfähigkeit zu tun. Unsere Fahrer haben einfach zu wenig Grip, Untersteuern hier, mangelnde Traktion da.

Was habt ihr aus den Erfahrungen vom letzten Jahr lernen können?

Das haben wir uns natürlich angeschaut: Was machen wir anders als 2014? Aber das Problem dabei ist: Das ist ein anderes Auto als vor zwölf Monaten, und die Reifen sind auch anders. Normalerweise, wenn wir eine grundlegende Abstimmung erarbeiten, dann kommen wir auf eine Rennstrecke, und von Anfang an passt es ganz gut. Hier passte es nicht. Und diesen Rückstand von Anfang an haben wir nie mehr aufgeholt.

Was bedeutet das nun alles für die weiteren Rennen über Singapur hinaus?

Gut, wir sind das Rennen jetzt noch nicht gefahren. Aber Fakt ist, dass wir kein gutes Training hatten. Fakt ist auch, dass dies aus Perspektive des Sports wohl gar nicht so schlimm ist. Aber wir bleiben überzeugt, dass wir ein sehr gutes Auto haben und dass sich das auf den Strecken über Singapur hinaus auch wieder zeigen wird.

Viel Änderungsmöglichkeiten gibt es vor dem Grand Prix nicht. Ist das Rennen schon verloren?

Man darf keine Wunder erwarten. Wenn wir die Dauerläufe vom Freitag anschauen, dann lag Red Bull Racing vor Ferrari und Mercedes, dann eine Lücke zu Williams. Ich gehe nicht davon aus, dass sich das nun auf morgen auf einmal ändert. Wir waren heute nur schnell genug für die Ränge 5 und 6, und ich sehe keine Gründe, warum sich daran fürs Rennen etwas ändern sollte.

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