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Marchionne: Ferrari-Rückzug, Spione, Alonso-Ohrfeige

Von Mathias Brunner
Ferrari-Präsident Sergio Marchionne

Ferrari-Präsident Sergio Marchionne

​Am Wochenende feierte Ferrari-Präsident Sergio Marchionne mit der Belegschaft Weihnachten. Nun zieht er vor Medienvertretern seine teilweise verblüffende 2015er Bilanz.

Sergio Marchionne (63) ist ein Macher. Und er hält auch den Finger dort hin, wo es wehtut – wenn der Italo-Kanadier davon überzeugt ist, dass dies dem Fortschritt dienlich ist. Nach der Weihnachtsfeier bei Ferrari vom vergangenen Wochenende hat der Fiat-Sanierer und Ferrari-Präsident heute vor Medienvertretern eine teilweise verblüffende Bilanz gezogen. Eines vorweg: Fernando Alonso, bitte weghören!

Sergio Marchionne sagte in Maranello über ...

... die Saison 2015:
«Wir haben ein tolles 2015 hinter uns, vielleicht hätten wir sogar ein Rennen mehr gewinnen können. Wir haben einige Fehler gemacht, aber das ändert nichts daran, dass ich zufrieden bin. In meinem Büro hängt ein Bild vom Raketenstart unserer Autos in Ungarn – unfassbar, eine aussergewöhnliche Emotion.»

... seine Fahrer:
«Vettel ist phantastisch. Er ist in einem Jahr mehr zum Ferrarista geworden als Alonso vor ihm in fünf Jahren. Räikkönen gefällt mir gut. Ab und an zeigt er mir Bilder von seinem Baby. In der zweiten Saisonhälfte hat er mächtig zugelegt. Ich bin glücklich, dass er 2016 für uns fährt.»

... Mercedes:
«In meinen Büros von Detroit und Turin habe ich auch ein Foto der Rennwagen von Hamilton und Rosberg. Ich schaue mir sie gelegentlich an und bin wie versteinert. Wir sind hier an der Arbeit, um sie schon in Melbourne zu schlagen. Mal sehen, wozu sie fähig und wozu wir fähig sind. Ich habe nicht vergessen, dass Ferrari früher den WM-Titel in der Regel im Winter verloren hat.»

«Mercedes-Chef Zetsche ist ein Freund. Ich habe festgestellt, dass er von uns mit weniger Überheblichkeit spricht als früher. Ich hoffe, ich kann ihm unsere Verdienste noch ein wenig bewusster machen. Mercedes fürchte ich, aber Angst haben wir vor niemandem.»

... den Streit mit Todt und Ecclestone:
«Jean Todt und Bernie Ecclestone haben kein Recht, unser Vetorecht zur Diskussion zu stellen. Es kann nicht sein, dass ein Reglement, egal ob von FIA oder FOM, in die Investitionspolitik von Herstellern eingreift. Sie haben schliesslich diese Antriebseinheiten gewollt. Das war eine Idee von Mosley, und er hatte Recht – die Zukunft der Autoindustrie gehört Hybridsystemen. In diesem Zusammenhang: Es stimmt nicht, dass ich dem Thema Hybrid feindselig gegenüber stehe. Ich glaube nur nicht an die Produktion rein elektrisch betriebener Fahrzeuge.»

... einen Formel-1-Rückzug von Ferrari:
«Anstatt einen Alternativmotor einzuführen, sollen FIA und FOM Lösungen finden, welche die Existenz der Werke respektieren, die den kleineren Teams helfen wollen. Es stimmt einfach nicht, dass dies mit den gegenwärtigen Motoren nicht geht. Wir müssen Kompromisse finden. Wenn die Formel 1 hingegen eine Art Einsitzer-NASCAR wird, dann ist Ferrari weg. Gleichzeitig glaube ich nicht, dass es jemanden gibt, der uns aus dem GP-Sport weg haben will.»

... das komplexe Reglement:
«Die Regeln in der Formel 1 sind zu kompliziert, sogar für Experten. Da ist hin und wieder ein Anwalt mehr wert als ein Techniker, das ist doch sinnlos. Vor einem Jahr habe ich hier ja gescherzt, dass das Reglement wohl von vier Betrunkenen an einer Bar entworfen worden ist. Nun, wie es scheint, haben sie immerhin inzwischen ihren Konsum etwas verringert.»

... die Spionageaffäre um Benjamin Hoyle:
«Ich kenne Ingenieur Hoyle nicht, und wir haben auch nie Daten über den Mercedes-Motor erhalten. Das ist ein listiger Trick eines überschlauen Anwalts. Aber wir werden alles dafür tun, um zu zeigen, dass Ferrari mit der ganzen Sache nichts zu tun hat.»

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