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Renault: Übergangs-Leitung, Details erst im Februar

Von Mathias Brunner
Renault-Botschafter Alain Prost

Renault-Botschafter Alain Prost

​Renault hat offiziell bestätigt: Die Übernahme des Lotus-Rennstalls ist vollzogen. Als Übergangslösung sind derzeit Jérôme Stoll Vorstandschef und Cyril Abiteboul Geschäftsleiter.

Renault bestätigt: Der französische Autokonzern hat von Gravity Motorsports (Tochterfirma des Investment-Unternehmens Genii Capital) einen Mehrheitsanteil am Formel-1-Rennstall aus Enstone übernommen. Wer innerhalb der neuen Verteilung welche Anteile besitzt, darüber ist Stillschweigen vereinbart.

Im Februar 2016 will Renault in Paris über alle Details des neuen Werksrennstalls informieren: Team-Name, die komplette Personalstruktur, Sponsoren und so weiter. Bis dahin ist eine Übergangsführung berufen worden: Als Vorstandschef des Rennstalls tritt bis Februar Renault-Sport-F1-Präsident Jérôme Stoll auf. Der Franzose war Wegbereiter des Abkommens mit Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone, um Renault den Sonderstatus eines Traditionsteams in der Formel 1 zu garantieren – so wie ihn Ferrari oder McLaren geniessen. Geschäftsleiter des Rennstalls ist Cyril Abiteboul.

Renault bestätigt, dass der Rennstall mit dem neuen Auto pünktlich zum ersten Wintertest (ab 22. Februar in Barcelona) bereit sein wird.

Ist das die neue Renault-Aufstellung?

Das Fahrerduo für 2016 steht seit längerem fest: Pastor Maldonado aus Venezuela und Jolyon Palmer aus England. Renault hatte Interesse am jungen Franzosen Esteban Ocon als drittem Mann gezeigt, doch Mercedes hat den Vertrag mit dem 2014er Verstappen-Bezwinger in der Formel 3 verlängert. Jean-Eric Vergne wird Ferrari treu bleiben.

Cyril Abiteboul – früher Teamchef von Caterham – könnte im kommenden Februar die Leiter hochstolpern und den Platz von Stoll übernehmen, als Teamchef wird noch immer Frédéric Vasseur gehandelt. Der Franzose ist seit Jahren erfolgreich in den Formelsport-Nachwuchsklassen unterwegs: Gemeinsam mit Nicolas Todt betreibt er den Rennstall ART Grand Prix, mit dem er sowohl in der GP2 als auch in der GP3 mehrere Titel eingefahren hat – und zwar gemeinsam mit den späteren GP-Grössen Nico Rosberg (2005), Lewis Hamilton (2006), Nico Hülkenberg (2009), Esteban Gutiérrez (2010) und Valtteri Bottas (2011).

Leitender Techniker von Renault soll Bob Bell werden, der ab 2001 zehn Jahre lang für den Rennstall aus Enstone tätig war, 2005 und 2006 als Technikchef mit Fernando Alonso und Renault Weltmeister wurde und dann als Technikdirektor zu Mercedes wechselte.
In unsicheren Zeiten von Lotus haben viele Mitarbeiter Enstone verlassen. Um sich neu aufzustellen, will Bob Bell angeblich einen alten früheren Weggefahrten als technischen Berater an Bord holen – Mike Gascoyne (nach seiner Zeit mit Renault Technikchef von Toyota und Caterham).

Unklar ist, was aus dem bisherigen Technikchef Nick Chester wird. Auch die Zukunft des früheren Lotus-Geschäftsleiters Matthew Carter ist undeutlich.

Ungewiss ist ferner die Funkton von Alain Prost. Aus Frankreich ist zu hören: Der ursprüngliche Plan – wonach Prost bei Renault die gleiche Position übernehmen solle wie sie Niki Lauda bei Mercedes hat – sei vom Tisch.

SPEEDWEEK.com-Leser wissen: Einer der Weichensteller bei Mercedes zu den WM-Titeln von Lewis Hamilton 2014 und 2015 war Niki Lauda (66). Die österreichische Rennlegende hatte den Engländer im Spätsommer 2012 davon überzeugt, McLaren zu verlassen und einen Silberpfeil zu fahren. Als Aufsichtsratsvorsitzender des Mercedes-Rennstalls und Zehn-Prozent-Teilhaber ist Lauda die Graue Eminenz beim GP-Rennstall von Mercedes, als hervorragende Ergänzung von Teamchef Toto Wolff. Die beiden Wiener führen den Rennstall mit Sachverstand, gesundem Augenmass und offensichtlich mit viel Erfolg.

Dieses Modell gefällt Alain Prost. Der vierfache Formel-1-Champion hatte 1997 den Ligier-Rennstall übernommen, vier Jahre später war das Team pleite – Prost hat sich jahrelang über den Mangel an Unterstützung im eigenen Land beschwert, er fühlte sich im Stich gelassen. Es war eine der grössten Niederlagen des 51fachen GP-Siegers.

Als Prost im Sommer beim Canal+ zum Interview sass, meinte der 60-Jährige auf die Frage, ob es eigentlich für ihn eine Zukunft in der Formel 1 gebe, verlegend lächelnd: «Vielleicht.» Das Vielleicht war Renault.

Prost ist dem Hause Renault eine Karriere lang verbunden geblieben, heute ist er Sonderbotschafter der Franzosen.
Was viele vergessen haben: Schon 2012 gab es bei Renault konkrete Pläne, das Lotus-Team von Gérard Lopez zurückzukaufen. Die Autos waren konkurrenzfähig, mit Romain Grosjean und Kimi Räikkönen war ein atemraubendes Fahrerduo unter Vertrag. Aber der Plan scheiterte – angeblich hatte der heutige Peugeot-Chef Carlos Tavares sein Veto gegen die Rückkehr eingelegt.

Das heutige Lotus war bis 2009 der Renault-Werksrennstall. Mit Fernando Alonso hatte das Team 2005 und 2006 die Formel-1-WM gewonnen. 2001 hatte Renault das Team aus Enstone von Benetton übernommen, Benetton wiederum hatte den Rennstall einst von Toleman gekauft, die Wurzeln dieser Truppe reichen also bis in die 80er Jahre zurück. Mit Michael Schumacher hat Benetton 1994 und 1995 den WM-Titel erobert.

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