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Toto Wolff: «Klären Schuldfrage bei Mercedes nicht»

Von Vanessa Georgoulas
Toto Wolff: «Es wäre auch ein Versagen des Systems, denn das würde bedeuten, dass es nicht funktioniert, wenn man zwei Piloten in zwei gleich starke Autos setzt»

Toto Wolff: «Es wäre auch ein Versagen des Systems, denn das würde bedeuten, dass es nicht funktioniert, wenn man zwei Piloten in zwei gleich starke Autos setzt»

Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff erklärt, warum er die Bestrafung von Nico Rosberg und Lewis Hamilton nicht den Regelhütern überlässt und betont: «Ich habe genug von den Diskussionen um die Schuldfrage.»

Wegen des Crashs der beiden Silberpfeil-Piloten Lewis Hamilton und Nico Rosberg in der letzten Runde des Österreich-GP bestimmte Mercedes die Formel-1-Schlagzeilen der letzten Tage. Die Aufmerksamkeit, die der Sternmarke weltweit zukam, ist für Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff aber kein Grund zur Freude.

Im Live-Interview auf Sky Sports F1 erklärte der Wiener: «Wir wissen, dass die Formel 1 Spannung und gute Schlagzeilen braucht. Und wir haben acht von neun Rennen gewonnen, ohne dass jemand über die Dominanz von Mercedes spricht. Stattdessen wird über die Rivalität unserer beiden Piloten und die Aufholjagd von Ferrari geredet. Wir wissen, dass das gut ist. Aber es ist ein schmaler Grat zwischen dem Schaffen von guten Geschichten für die Formel 1 und dem Schaden des Teamgeists innerhalb der eigenen Organisation. Da müssen wir vorsichtig sein.»

Wolff betonte: «Das Ganze hat sich auch weiterentwickelt. Mittlerweile steht hinter jedem Team eine riesige Organisation, in der viel Aufwand betrieben und viel Sponsoren-Geld investiert wird. Jeder von uns muss also in vielerlei Hinsicht eine Verantwortung wahrnehmen. Bei uns ist das eine andere als bei den Fahrern, die hart kämpfen und eine gute Formel-1-Show darbieten wollen. Aber sie müssen auch die Autos ins Ziel bringen.»

«Wir hatten nach dem Österreich-GP einiges zu bereden, was wir auch in verschiedenen Sitzungen gemacht haben», schilderte der 44-Jährige. «Die erste Diskussion führte ich schon Sonntagnacht, gemeinsam mit den beiden Piloten sowie Niki (Lauda, Anm.) und Paddy (Lowe, Anm.). Danach konnten sich alle ein bisschen beruhigen, bevor wir am Dienstag die Diskussion wieder aufgenommen haben. Das alles lief sehr positiv ab.»

Schuldfrage nicht beantwortet

Auf die Frage, wer wieviel Schuld am Crash trage, winkte Wolff ab: «Wir haben am Sonntag festgestellt, dass es keinen Sinn macht, die Schuldfrage zu klären, denn das ist nie eine eindeutige Sache. Es ist nie 100-prozentig die Schuld des einen Fahrers, das Verhältnis kann auch bei 49 zu 51 Prozent liegen. Und ich hatte genug von diesen Diskussionen am Montag und Dienstag nach den Rennen, in dem eine Gruppe von intelligenten Ingenieuren herauszufinden versucht, wer wieviel Schuld an einem Zwischenfall trägt. Wir haben damit aufgehört, denn letztlich ist es doch einfach eine grosse Verantwortung, die auf den Schultern beider Piloten lastet.»

Und Wolff erklärte mit Blick auf die drohenden Abschreckungsmassnahmen, die gemeinsam mit den Piloten beschlossen wurden, um diese vor einem weiteren teaminternen Crash zu bewahren: «Wir wollen da nicht zu sehr ins Detail gehen, denn das ist wie bei einem Vertrag, bei dem man die finanziellen Details auch nicht preisgeben will. Ich sehe mich auch nicht als den Meister, der irgendjemandem auf die Finger klopfen muss. Die Fahrer sind die Stars, sie sind die Gladiatoren und wir wollen sie aufbauen und nicht fertigmachen. deshalb wollen wir das auch nicht öffentlich diskutieren.»

Der Österreicher erzählte auch: «Nach dem Crash in Barcelona waren wir sehr entspannt, obwohl beide Autos ausfielen, was für ein Team nie schön ist. Aber wir hatten da schon lange keine Kollision zwischen den beiden Mercedes-Piloten gesehen. Wir alle verstehen auch, dass es angesichts der aktuellen Rivalität unvermeidlich ist, dass altbekannte Unstimmigkeiten auftauchen und es auch Kontakt zwischen den beiden geben wird. Wir wollen aber die Menge dieser Zwischenfälle herunterschrauben. Und natürlich kann man das den FIA-Regelhütern überlassen, denn sie sind als Polizei ja dafür verantwortlich, schlechtes Verhalten auf der Strecke zu bestrafen. Aber die Verantwortung liegt dennoch bei den Fahrern, sie müssen begreifen, dass sie hart, aber auch sauber kämpfen müssen.»

Auf den Einwand des ehemaligen GP-Piloten und heutigen TV-Experten Johnny Herbert, Mercedes könne es sich gar nicht leisten, einen Fahrer wie Lewis Hamilton als Ultima Ratio nicht fahren zu lassen, erwiderte Wolff: «Wenn wir das tun würden, hätte unser System, beide Piloten frei fahren zu lassen, versagt. Das wäre aber ein Versagen von uns allen, allen voran der Piloten, die in erster Linie alles in der Hand haben. Es wäre aber auch ein Versagen des Systems, denn das würde bedeuten, dass es nicht funktioniert, wenn man zwei Piloten in zwei gleich starke Autos setzt.»

«Wir werden auf jeden Fall so weit gehen, wie wir gehen müssen, um sicherzustellen, dass so etwas in Zukunft nicht mehr passiert. Wir haben eine Riesenorganisation und eine der besten Marken der Welt in unseren Händen, dem müssen wir Rechnung tragen. Und nochmals: Ich hoffe, dass wir nie an den Punkt kommen werden, aber am Ende muss man Entscheidungen fällen, um eine Wiederholung dieser Szene zu verhindern», fügte Wolff an.

Zum Schluss erklärte er aber auch: «Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir diese Massnahme nicht brauchen werden. Würden wir in der gleichen Situation wie im Österreich-GP eine Stallorder aussprechen? Die Antwort ist ja, denn in dieser Situation waren die Bremsen bei beiden Autos am Ende. Wir haben bei Sergio Pérez in der letzten Runde gesehen, wie schnell das zum Aus führen kann.»

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