Pistengrenzen: So macht sich die Formel 1 lächerlich

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton

Lewis Hamilton

​Gestern Freitag wurden in Hockenheim die Teamchefs Maurizio Arrivabene (Ferrari), Toto Wolff (Mercedes) und Christin Horner (Red Bull Racing) bei Bernie Ecclestone vorstellig. Es geht um die Pistengrenzen.

Die Pistengrenze bleibt ein Reizthema. Formel-1-Rennleiter Charlie Whiting hat angekündigt, dass er im Abschlusstraining und im Grand Prix von Hockenheim rigoros durchgreifen wird. Wer in der Quali patzt, dem wird die entsprechende Zeit gestrichen. Wer sich im Grand Prix etwas zuschulden kommen lässt, der wird eine Zeitstrafe erhalten (entweder vor einem Reifenwechsel abzusitzen oder auf die Gesamtzeit hinzugerechnet).

Gestern Freitag wurden in Hockenheim die Teamchefs Maurizio Arrivabene (Ferrari), Toto Wolff (Mercedes) und Christin Horner (Red Bull Racing) bei Bernie Ecclestone vorstellig. Es geht um die Pistengrenzen, denn die Teamchefs fanden – haben wir bei der Sitzung der Strategiegruppe am Donnerstag in Genf nicht vereinbart, dass die die Fahrer dort fahren können, wo sie wollen?

Die Team-Steuermänner sind der Ansicht, dass dies ab sofort gelten sollte. Charlie Whiting ist anderer Meinung, wie er bei seiner Sitzung mit den Journalisten am Freitag in Hockenheim betont hat: «Ich finde noch immer, wir sollten das regeln, ungeachtet der Entscheidung der Strategiegruppe, die nun den normalen Weg weiter zur Formel-1-Kommission geht. Denn wenn den Piloten komplett freie Hand gelassen wird, dann entsteht eigentlich ein anderer Rennkurs.»

Kritisch ist in Hockenheim vor allem Kurve 1: Hier lässt sich durch das absichtliche Fahren neben der Bahn viel mehr Schwung in die folgende Passage mitnehmen. Ein für Whiting inakzeptabler Zeitgewinn.

Der Engländer argumentiert, der Vorschlag der Strategiegruppe, die Pistengrenzen aufzuheben, müsse zunächst die normale Entscheidungskaskade der Formel 1 durchlaufen – Weiterreichen an die Formel-1-Kommission, Abstimmung dort, bei Annahme Vorlegen der Idee zum so genannten FIA-Weltrat, der die Reglementsänderung abnicken muss.

Arrivabene, Wolff und Horner wollten bei Ecclestone ein Aufheben der Pistengrenzen schon hier für Hockenheim erwirken. Das kann er aber nicht. Weil das nicht in der Kompetenz des Formel-1-Promoters liegt.

Wie sehr die Piloten Freiheiten bei der Wahl der Ideallinie ausreizen, zeigte sich im freien Hockenheim-Training vom Freitag: Mehr als hundert Vergehen wurden gezählt, allein Max Verstappen verliess die Bahn in Kurve 1 vierzehn Mal.

Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivebene gegenüber meinem Kollegen Franco Nugnes: «Wir gehen nicht ohne guten Grund zu Bernie Ecclestone. Wir waren der Meinung, dass wir schon hier in Hockenheim ohne Auflagen fahren.»

Bernie Ecclestone nahm daraufhin an der Fahrerbesprechung von Charlie Whiting am Freitagabend teil. Der Formel-1-Promoter hat von den anhaltenden Geschichten um das Einhalten der Pistenbegrenzung die Nase voll.

Typisch Formel 1, welche Lösung nun gefunden worden ist: Die Strafen bleiben, aber der Messsensor in Kurve 1 ist um einen halben Meter weiter nach aussen versetzt worden. Damit wird es den Fahrern möglich sein, das komplette Auto neben die Bahn zu setzen, ohne jedoch vom Sensor erfasst zu werden.

Die Diskussion um Pistengrenzen nervt viele Fans. In zahlreichen Reaktionen, die uns erreichen, schreiben uns Leser: Wozu haben wir überhaupt eine Rennstrecke, wenn die Fahrer sowieso daneben fahren? Einige Leser schreiben: Wenn die Piloten auf nasser Bahn klug genug sind, die Randsteine zu vermeiden, weil die Kerbs dann gefährlich glitschig sind, wieso können sie es dann nicht auf trockener Bahn? Andere Leser sind hingegen der Meinung: Ein Rennfahrer wird immer die schnellste Linie suchen, egal auf welche Weise, das liegt eben in seiner Natur.

Noch völlig ungewiss ist, wie Charlie Whiting die Regel beim ersten Rennen nach der Sommerpause in Spa-Francorchamps auslegen wird.

So oder so: Mit diesem ständigen Hin und Her macht sich die Formel 1 lächerlich. Einmal mehr.

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