KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Fahr oder spar

Kolumne von Elmar Brümmer
Kimi Räikkönen hat keine Lust, noch mehr zu bezahlen.

Kimi Räikkönen hat keine Lust, noch mehr zu bezahlen.

Die Formel 1 unzeitgemäss? Ich bitte Sie: Wo – mit Ausnahme von Lidl vielleicht – wird denn heute noch so viel und so plakativ gespart?

Knapp bei Kasse zu sein, scheint ein neuer Trend in der Automobilindustrie zu sein. Kein Manager, der nicht jammert. Und keiner, der freiwillig auf seinen Bonus verzichten würde. Eine Millionärs-Etage gibt es auch im Grand-Prix-Sport weiterhin, nur sind dort keine Schreibtische zu finden, sondern Cockpits.

Gehaltsverzicht bei den Herren Rennfahrern als Solidarpakt mit der kränkelnden Rennsport-Industrie? Der PS-Sozialismus ist eine schöne Theorie, populär wäre sie dazu. Aber praktisch kaum durchführbar. Wer soll die tatsächlichen Gagen erheben, die Datenspezialisten der Deutschen Bahn vielleicht? Und nach welchem Schlüssel soll reduziert werden – nach dem der FIA, dem von Bernie Ecclestone oder dem der FOTA? Die können sich ja schon über Siegprämien kaum einigen.

Nicht nur die Rennställe brauchen frisches Geld, offenbar auch der Automobilweltverband selbst. Die Möglichkeiten der Funktionärs-Refinanzierung entsprechen denen jeder deutschen Kommune: In Sachen Gebührenerhebung sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Die Begründung ist immer die gleiche: „Erhöhter Verwaltungsaufwand“. Und wenn der Führerschein für die Formel 1 schon „Super-Lizenz“ heißt, dann scheint es legitim, den jährlichen Obolus nach dem Kostenschlüssel „Super plus“ zu ermitteln.

Im Vorjahr schnappte die Gebührenfalle richtig zu, von 2007 auf 2008 wurde die Lizenzgebühr von 1690 Euro auf 10.000 Euro erhöht, pro Punkt wurden statt 447 Euro deren 2.000 fällig. Die Steigerungsrate für den Champion Kimi Räikkönen soll satte 648 Prozent betragen haben. Merke: Die FIA denkt wie die Fahrer bei ihren Verträgen – erfolgsbezogen. Die Herren vom Place de la Concorde verdienen an jedem gewonnenen Zähler mit.

Da alles teurer wird (und nur die Formel 1 angeblich billiger), ist auch die jüngst den Piloten zugestellte Gebührenrechnung wieder ein bisschen höher ausgefallen, entsprechend der Inflationsrate um drei, vier Prozent. Der Protest der Fahrergewerkschaft GPDA blieb nicht aus, Arbeitnehmervertretungen müssen das tun. „Nicht unterschreiben“ lautete der erste Rechtsbehelf.

Da aber nur der in Melbourne an den Start gehen darf, der eine FIA-Lizenz hat, kam es bisher nur zum Aufschrei, noch nicht zum Aufstand. Angeblich soll erstmal nur nach den alten Sätzen von 2007 bezahlt werden. Für diesen Fall aber ist durch Mosley schon ein „ruhiger Freitag“ in Australien angekündigt. Die Piloten erklärten sich flugs gesprächsbereit, ein langer, und in weiten Teilen logisch klingender offener Brief dient einstweilen zur Ehrenrettung. Nicht um die Summen an sich ginge es, nur um die Art und Weise, wie die FIA willkürlich die Mitfahr-Preise gestalte – ohne auch nur einen Piloten zu hören. Werden die Reglements nicht immer so gemacht?

Die Piloten offenbarten in ihrem Thesenpapier angebliche Finanznöte der FIA – 1,7 Millionen Euro Defizit im letzten Jahr, prognostizierte drei Millionen für 2009.

Max Mosley hat in seiner Argumentation lediglich von einer Refinanzierung der hohen Kosten für die Sicherheitsvorkehrungen gesprochen – die letztendlich den Piloten wieder zu Gute kommen würden. Das fahrende Personal argumentiert, dass die Lizenzgebühren in der Formel 1 schon vor der letzten Erhöhung ohnehin die höchsten im Profi-Motorsport gewesen sind. Sie sehen jetzt, wo alles vom Sparen redet, auch in eigener Sache das Potenzial, weniger Geld auszugeben.

So gern wir Mitleid spenden würden: Aber das Gesetz der Straße ist auch im richtigen Leben ähnlich unerbittlich. Lassen etwa Zulassungsstelle, Finanzbehörde oder Verkehrspolizei über Sinn, Höhe oder Art und Weise ihrer Gebührenrechnungen diskutieren? Eben.

Betrachten wir die Angelegenheit im Sinne der Gerechtigkeit: Für Punkte in Flensburg muss man seit dem letzten Ersten deutlich mehr bezahlen, warum dann nicht auch für Punkte in der Formel 1? Richtigen Rabatt gibt es nur bei Lidl.

Diesen Artikel teilen auf...

Mehr über...

Siehe auch

Kommentare

Crash, Boom, Bang: Sturzkönige und Kuriositäten

Von Michael Scott
Eine sturzeiche MotoGP-Saison 2024 ging Mitte November in Barcelona zu Ende. Überraschenderweise waren es die erfahrenen Piloten der Königsklasse, die über alle Kategorien hinweg die meisten Crashs fabrizierten.
» weiterlesen
 

TV-Programm

  • So. 15.12., 10:10, Motorvision TV
    Goodwood
  • So. 15.12., 11:00, Motorvision TV
    Goodwood
  • So. 15.12., 11:35, Silverline
    Rallye des Todes
  • So. 15.12., 11:50, Motorvision TV
    Isle of Man Tourist Trophy
  • So. 15.12., 12:40, Motorvision TV
    Isle of Man Tourist Trophy
  • So. 15.12., 13:25, Motorvision TV
    Isle of Man Tourist Trophy
  • So. 15.12., 14:15, Motorvision TV
    Isle of Man Tourist Trophy
  • So. 15.12., 15:05, Motorvision TV
    Isle of Man Tourist Trophy
  • So. 15.12., 15:55, Motorvision TV
    Isle of Man Tourist Trophy
  • So. 15.12., 16:15, Hamburg 1
    car port
» zum TV-Programm
6.762 20111003 C1512054514 | 10