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Vijay Mallya: Ohne Reisepass kein Flug nach Indien

Von Mathias Brunner
Vijay Mallya

Vijay Mallya

​Force-India-Mitbesitzer Vijya wurde am 9. Juli aufgefordert, innerhalb von drei Monaten in Indien vor Gericht zu erscheinen. Aber das ist gar nicht möglich: Denn der Unternehmer hat keinen Reisepass.

Force-India-Mitbesitzer Vijay Mallya ist 2016 bislang nur bei einem WM-Lauf aufgetaucht: zum britischen Grand Prix in Silverstone. Der Grund dafür ist einfach: Sein Reisepass wurde Ende April eingezogen.

«Leider bin ich derzeit wegen eines rechtlichen Verfahrens nicht in der Lage zu verreisen», bestätigte Mallya in Silverstone. «Ich bin überaus glücklich, dass ich in Silverstone sein kann, alle anderen Rennen habe ich leider nur virtuell mitverfolgen können.»

«Es spielt keine Rolle, wo ich mich gerade aufhalte, das beeinflusst meine Arbeit auf der ganzen Welt nicht. Ich habe in den letzten 30 Jahren einen multinationalen Konzern geleitet und konnte natürlich auch nicht immer physisch vor Ort sein. Trotzdem konnte ich meine Unternehmen leiten und meinen Beitrag in verschiedenen Ländern leisten.»

Force-India-Mitbesitzer Vijya wurde am 9. Juli aufgefordert, in Indien vor Gericht zu erscheinen und zwar innerhalb von drei Monaten. Der Anwalt des 60jährigen Unternehmers verteidigt sich: «Seit der Reisepass unseres Mandanten annullliert worden ist, befindet er sich in London. Er besitzt keine Dokumente, die es ihm ermöglichen würden, sich in Indian vor Gericht zu rechtfertigen.»

Die Rechtsvertreter von Mallya beteuern, sich um eine Ausnahmegenehmigung für den Rennstallmitbesitzer bemüht zu haben, um wieder an Reisedokumente heranzukommen. Staatsanwalt Navin Matta hält das alles für eine Hinhaltetakik und wirft Mallya vor, sich der Befragung zu entziehen.

Tatsächlich ist der Antrag für eine Ausnahmegenehmigung Mallyas beim Gericht eingetroffen. Das Gericht hat daraufhin bei den Justizbehörden nachgehakt, was nun passieren soll. Am 4. Oktober findet dort eine entsprechende Anhörung statt. Diese neue Wendung passt zum verworrenden indischen Rechtssystem, dessen Mühlen recht langsam mahlen.

Vijay Mallya: Grosse Probleme in Indien

Zur Erinnerung: Im April stellte ein Gericht in Mumbai einen Haftbefehl für Mallya aus – und zwar auf Wunsch jener Behörde, welche Finanzvergehen untersucht. Hintergrund ist eine Anleihe der IDBI Bank über 135.000 US-Dollar (rund 119.000 Euro), die Mallya für Grundstück-Käufe im Ausland genutzt haben soll. Zu diesem Vorwürfen wollen ihn die Beamten befragen.

Mallya hat seit Beginn der finanziellen Schräglage beteuert, die erheblichen Schwierigkeiten in anderen Geschäftsbereichen hätten mit der Formel 1 nichts zu tun, und es handle sich bei der ganzen Affäre vorrangig um eine Hetzjagd gewisser Medien. «Ich bleibe Teamchef und Geschäftsleiter von Force India.»

Mallya hat auch erklärt, er werde für seine Schulden aufkommen. Über seine Rechtsvertreter liess er dem Obersten Gericht ausrichten – bis September werde er mehr als 40 Prozent seiner Schulden zurückzahlen. Die Gläubigerbanken gingen auf dieses Angebot nicht ein.

Anfangs Februar 2016 war es DAS Thema in Indien: Nachdem eine Gruppe von 17 Banken (mit der «State Bank of India» als Anführer) das Höchste Gericht von Neu Delhi gebeten hatte, den indischen Unternehmer Vijay Mallya verhaften zu lassen und seinen Reisepass sicherzustellen, musste General-Staatsanwalt Mukul Rohatgi kurz darauf zugeben – leider zu spät, der Unternehmer hatte das Land bereits anfangs März verlassen. Und zwar komplett legal.

Die Entrüstung unter den Gläubigern war gross: Wie konnte es passieren, dass man sich den Mitbesitzer des Force-India-Rennstalls durch die Lappen gehen liess? Finanzminister Arun Jaitley in «The Hindu»: «Die Banken hätten viel früher bei den Behörden vorstellig werden müssen, um zu ihrem Geld zu kommen.»

Und darum geht es in jenem Fall: Mallya hatte sich für seine Kingfisher-Airline sehr viel Geld geliehen, die Rede ist von einer Milliarde Euro. Es ist also kein Wunder, dass die Bank Ansprüche beipielsweise auf jene Abfindung Mallyas erhebt, die ihm im Winter zugesprochen worden ist: Mehr als ein Jahr hatte das Kräftemessen zwischen dem Diageo-Konzern und Mallya im Ringen um die Kontrolle über die milliardenschwere «United Breweries Group» angedauert.

Schliesslich zog sich Mallya aus der Führungsriege zurück. Der Deal: Diageo muss ihm für seinen Rückzug 75 Millionen Dollar bezahlen. Was Mallya noch viel wichtiger ist: Der Konzern verzichtet darauf, dem 60jährigen Inder finanzielle Unregelmässigkeiten, die bei internen Untersuchungen angeblich aufgetaucht waren, anzulasten. Mallya selbst zeigte sich zufrieden. Das Erbe seiner Kinder sei gesichert, ausserdem plane er, seine Zukunft in England zu verbringen.

Während die Banken eine Verfügung erwirken wollten, um Mallyas Reisepass beschlagnahmen zu lassen, war der Unternehmer nach London geflogen. Die heisse Frage: Hatte er vielleicht einen Tipp bekommen?

Finanzminister Jaitley: «Sollten wir herausfinden, dass jemand in diesem Fall durch Aktionen oder durch das Unterlassen von Handlungen Mallya die Ausreise erleichtert hat, werden wir entsprechende Schritte einleiten.»

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