IDM meets WorldSBK am Lausitzring

Kolumne von Daniela Weingartner
Daniela Weingartner

Daniela Weingartner

Erst kam ein Wet Race, das keines war und die Idee einer Selbsthilfegruppe mit Jorge Lorenzo wird geboren. Eine Glanzleistung war der Ausflug nicht, doch die Vorfreude auf Hockenheim passt.

Über das ganze Jahr hinweg fieberten wir von der IDM dem großen Zusammentreffen mit der WorldSBK am Lausitzring entgegen. Die Vorfreude auf das große Highlight erhielt einen erheblichen Dämpfer bei Veröffentlichung des Zeitplans. Für die IDM Superstock 600 war nur 63% der üblichen Fahrzeit vorgesehen und diese auch nur zu den ungünstigsten Zeiträumen. Leider wurde einem hier wieder einmal mehr als deutlich gemacht, dass man als 600er Fahrer die allerletzte Priorität hat.

Vorsichtig motiviert startete ich von München zum Lausitzring, wo auf mich René und Marion Dünki warteten, welche mich tatkräftig an diesem Wochenende unterstützten. Wir wurden mit Temperaturen über 30°C und strahlendem Sonnenschein begrüßt. Mehr als beeindruckt war man, als man an den aufgereihten Trucks der Superbike-WM entlang fuhr um ins IDM Township zu gelangen. Schnell bezogen wir unseren Platz im Glasscherbenviertel, wie man in Bayern sagt und ich schnappte mir noch ein Fahrrad, um die Strecke nochmals abzufahren, welche ich seit April nicht mehr gesehen hatte.

Der Freitag ging für die IDM Superstock 600 früh los. In der Morgendämmerung absolvierten wir um 8 Uhr unser erstes und einziges freies Training. Da ich zwischen Assen und dem Lausitzring den Motor ausgebaut hatte, um mein Getriebe instand setzen zu lassen, waren die ersten Meter auf der Rennstrecke eine spannende Angelegenheit. Hatte ich alles festgezogen? Merkwürdigerweise hopperte die R6 ein wenig im Schubbetrieb, wofür ich das gesamte Wochenende keine Ursache finden konnte. Zum Ende unserer Trainingssession konnte ich dann doch eine Schraube finden, welche nicht festgezogen war. Nämlich die des Schalthebels, welche sich alsbald verabschiedete und mich zwang in die Boxengasse zurück zu rollen.

Und schließlich begann das große Warten: Unser einziges Qualifying durften wir erst um 17:45 Uhr starten, wodurch wir zehn Stunden dazu verdammt waren, rumzusitzen. Mein Highlight des Tages bestand darin, dass mir vom ARAI Racesupport der WM mein Helm RX7-V repariert wurde. Danke ARAI! Schließlich hielt das Wetter und wir konnten bei sehr heißen 33°C ein paar wenige Runden drehen, in welchen ich mein Wochenendziel erreichen konnte und 0,8 Sekunden schneller als im April fuhr.

Am Samstag war unser 10-minütiges Warm-Up erst um 15:35 Uhr, was uns wiederum unzählige Stunden des sinnlosen Rumsitzens einbrachte. Stefan Laux gab dem Ganzen den einzigen zutreffenden Satz: «Das müssen wir nun einfach aussitzen.» Wie wahr. Den ganzen Tag hielt entgegen des schlechten Wetterberichts das Wetter und verschonte uns von Regenschauern, bis…ja, bis…unser Rennen in der IDM Superstock 600 um 18:25 Uhr anstand.

Kurz bevor wir in die Startaufstellung mussten, begann es immer wieder zu tröpfeln. Wir waren alle unsicher, was wir machen sollten. Trockenreifen oder Regenreifen? Schließlich hieß es, dass einige meiner Konkurrenten auf Regenreifen umbauen würden, weshalb ich mich dann ebenfalls entschied, auf Regenreifen umzubauen, da mir das Risiko zu groß war, auf dieser extrem rutschigen Strecke Lausitzring mit meinen Trockenreifen hinzufallen. Ich fuhr also mit meinen Regenreifen in die Einführungsrunde während es weiter tröpfelte und ich mir nur dachte, dass es die richtige Entscheidung war. Rollte in die Startaufstellung und just in dem Moment sah ich, dass ich die einzige mit Regenreifen war und es auch noch zu regnen aufhörte. Na toll!

Die Funktionäre kamen noch zu mir und fragten mich erstaunt: «Das ist doch kein WetRace.» Zu dem Zeitpunkt wußte ich noch nicht, was es mit dem Begriff WetRace auf sich hat. Jakob Furtner, welcher mir den Schirm hielt, sagte noch aufmunternd: «Kein Sorge! Die Regenreifen bekommst du schon über die Distanz», während Ralph Christmann von Dunlop mit einem mitleidigen Lachen vor mir stand. Auf meine Frage, wie sich Regenreifen im Trockenen fahren , erhielt ich die Aussage: «Erst ganz okay, dann schmieren und rutschen sie und nachdem das Profil weg ist, wieder ein bißchen besser.» Na, Gratulation!

Na gut, hilft nichts, jetzt steh ich schon hier, nun heißt es das Beste daraus zu machen. Wir gingen in die Warm Up Runde und beim ersten Einlenken fiel mir schon auf, die Regenreifen fahren sich echt nicht so gut im Trockenen. Ich stellte mich wieder an meinen Startplatz. Die Ampel leuchtete rot auf und erlosch nach Sekunden wieder, während mein Nachbar noch auf grün wartete, schoß ich nach vorne und bog sachte ein. Die ersten drei Kurven gingen auch noch einigermaßen und dann waren meine Konkurrenten schon alle weg. Also konzentrierte ich mich auf das Schonen der Regenreifen. In der vierten Runde trafen plötzlich Regentropfen auf mein Visier. Noch nie war ich so glücklich über einsetzenden Regen. Ich schrie «Jaaaahaaaa, ihr habt alle Trockenreifen und ich Regenreifen! Ich bin der König der Welt!» Ja…zu dem Zeitpunkt wußte ich noch nicht, dass mir das gar nichts gebracht hätte, da das Rennen nicht als Wet Race deklariert war und die Rennleitung bei einsetzendem Regen das Rennen abbrechen müsste.

Tja, man lernt eben nie aus. Aber immerhin hab ich mich zu dem Zeitpunkt auf Regen gefreut, allerdings nur kurz, denn schon überaus schnell bekam ich die blaue Flagge und die Rennführenden sausten an mir vorbei. Da arbeitete es in meinem Kopf und ich kam zum Resultat, wenn die mit Trockenreifen so schnell fahren können, kann es für Regenreifen nicht gut sein. Schon hörte der Regen wieder auf und lies meine kurzzeitige Euphorie erlöschen. Hmpf…also rollte ich die nachfolgenden Runden sachte vor mich hin und brachte die 14 Runden des Rennens zu Ende. Immerhin konnte ich mit der Geschichte zur Belustigung aller Beteiligten beitragen, indem sie mich im Nachgang über die Bewandtnis des Begriffes Wet Race aufgeklärt hatten.

Am Sonntag ereilten uns die nächste kleine Eiszeit sowie einsetzender Regen. Also perfekte Bedingungen für Rennen auf dem Lausitzring. Ähnlich sahen das wohl auch die Fahrer der WorldSBK, die sich in ihrem Regenrennen zur Hälfte in den anliegenden Kiesbetten verteilten. Mein Rennen startete erst um 16:40 Uhr, weshalb ich mir das Drama der Rutschpartie ganz genau betrachten konnte.

Zu unserem Rennen trocknete es langsam ab und wieder einmal beherrschte uns die Frage: Regen- oder Trockenreifen? Wir entschlossen uns Trockenreifen zu montieren, da mehrere Stimmen aus der IDM Superbike behaupteten die Strecke sei jetzt trocken. Ich fuhr also mit Trockenreifen in die Einführungsrunde und da wäre ich schon am liebsten vor lauter Angst beinahe vom Motorrad gesprungen. Trocken? In welchem Universum war das trocken? Ja, okay, ein paar Flecken waren schon trocken, aber trotzdem waren noch überall Pfützen auf der Ideallinie, über welche man bremsend drüber musste. Ich rollte auf meinen Startplatz und es brach sofort voller Verzweiflung aus mir heraus: «Trocken? Das ist doch nicht trocken! Da bin ich ja mit Regenreifen bei trockeneren Bedingungen gefahren!»

Alle umliegenden Teammitglieder, Streckenposten und Funktionäre versuchten mir gut zuzureden. Wir starteten in die Warm Up Runde, ich rollte wieder auf meinen Startplatz und als die Ampel aus ging, fuhr ich mal besser wie in der Fahrschule los, da ich befürchtete, beim Start auf Nassem mit meinen Slicks schon beim Losfahren einen Highsider zu fabrizieren. Allen anderen schienen die Bedingungen nichts auszumachen. Na gut, ich versuchte mich zusammen zu reißen. Aber jedes Mal, als ich über so einen Pfütze in Schräglage gebremst habe, wäre ich am liebsten vom Motorrad abgestiegen und hätte es durchgeschoben.

Schließlich ist mir in der zweiten Runde meine Yamaha R6 übers Vorderrad weg gerutscht, was ich gerade noch abfangen konnte. Da war es dann endgültig aus und ich sagte zu mir: «Nein, du bist einfach zu alt für diesen Scheiß,» woraufhin ich mich dazu entschloss, dass Rennen einfach nur zu Ende zu bringen. Respekt an alle, welche bei diesen Bedingungen den Kopf ausschalten können und einfach nur Vollgas geben.

Für mich war das Wochenende keine Glanzleistung, auf welche ich stolz sein könnte. Ich denke ernsthaft darüber nach, mit Lorenzo eine Selbsthilfegruppe zu bilden und mich bei einsetzendem Regen weinend in die Ecke zu verziehen.

Schade, dass wir als IDM Superstock 600 lediglich Randdarsteller waren, obwohl Bryan Schouten, Christian Stange, Thomas Gradinger, Marc Buchner, Rafael Neuner, Michel Eigenmann, Sarah Heide, Janusch Prokop, Christoph Beinlich, Alexander Preuss und die STK 600 Gaststarter eine großartige Show unter widrigsten Bedingungen gezeigt haben. Es wäre schön, wenn in Zukunft auch die 600er wieder mehr gewürdigt werden, dann würde sich mit Sicherheit das Starterfeld auch wieder füllen.

Vielen Dank an René und Marion Dünki für dessen Unterstützung. Danke auch an das Team GoEleven der WorldSSP für dessen Gastfreundschaft. Und vielen Dank an alle Freunde, Fans und Sponsoren, welche mich unterstützt haben. Auf das Abschlussevent der IDM am 23.-25.09.2016 in Hockenheim freuen wir uns alle.

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