102. Indy 500: Triumph für Penske-Fahrer Will Power

Von Gerhard Kuntschik
​Will Power (37) gewinnt das grösste Autorennen der Welt: Seit 2009 fährt der Australier für den legendären Teamchef Roger Penske. Der IndyCar-Champion von 2014 war zum Schluss unwiderstehlich.

Die letzte Gelbphase war der entscheidende Moment des 102. Indy 500. Penske-Fahrer Will Power sagt: «Ich wusste, ich muss den Re-Start meines Lebens machen, ich muss einen Weg an den Jungs vorbei finden. Diese Chance durfte ich mir nicht entgehen lassen.» Zu diesem Zeitpunkt lag Power auf Platz 5. Mit frischeren Reifen zog Power an seinen Gegnern vorbei und fuhr unwiderstehlich zum Sieg. Danach meinte Power: «Während der Auslaufrunde habe ich nur in den Helm gebrüllt vor Freude. Jetzt weiss ich nicht, ob ich lachen oder heulen soll.»

Kurios: Am gleichen Tag gewinnen zwei Australier zwei der drei prestigeträchtigsten Autorennen der Welt – zuerst Daniel Ricciardo den Monaco-GP, dann Will Power das 500. Sein 23. IndyCar-Sieg war auch der 17. Indy-500-Triumph für die Teamcheflegende Roger Penske (81). Und: Power schaffte das Double im Speedway, nachdem er vor zwei Wochen auch den Grand Prix auf dem Strassenkurs gewonnen hatte – was Penskes 200. Sieg bei den IndyCars war.

«Ich muss Roger, seinen Jungs und meiner Familie so dankbar sein. Das war unglaublich», stammelte der natürlich mit Milch überschüttete Power. Die weiteren Plätze gingen an Ed Carpenter (damit Doppelsieg von Chevrolet nach den Honda-Triumphen von Rossi und Sato 2016 und 2017), Scott Dixon (Ganassi-Honda) und Alex Rossi (Andretti-Honda). Ein gelungenes Indy-Debüt gelang Ex-Mercedes-DTM-Star Robert Wickens, der Kanadier wurde im Schmidt-Peterson-Honda guter Neunter.

Pole-Sitter Ed Carpenter führte vom Start weg. Knapp vor dem ersten Viertel der Distanz kam es in Runde 48 zum ersten Crash, in dem der Vorjahres-Überraschungssieger eliminiert wurde: Takuma Sato (RLL Honda) konnte den deutlich langsamer fahrenden James Davison (Foyt-Chevy) nicht ausweichen und prallte in das Heck des Australiers. Beide blieben unverletzt. Sato: «Ich kam mit so viel Überschuss-Speed daher, da wirst du beinahe in den Gegner hinein gesogen, ich hatte keine Chance.»

Nur zwei Runden nach dem Re-Start in Runde 55 verlor Ed Jones, der für Dubai startende Brite und Vorjahresdritte, seinen Ganassi-Honda aus der Kontrolle und küsste die Mauer in Turn 2. Er klagte danach über Kopf- und Nackenschmerzen und wurde zum Check ins Medical-Center gebracht.

In Runde 68 waren das Rennen und die Indycar-Karriere für Danica Patrick zu Ende: Abflug in die Mauer in Turn 2, zuerst aussen, dann innen – der Traum der 36-Jährigen von einem Top-Abschied war für den Publikumsliebling vorbei. «Schade, dass es so endete. Aber ich bin dankbar für die Chance und für meine vielen schönen Momente hier», sagte Patrick. «Der Wagen ist seltsam ausgebrochen, wir müssen uns jetzt mal die ganzen Daten ansehen.»

Beim Re-Start (Runde 73) führte Carpenter vor Tony Kanaan, Simon Pagenaud und Power. Der Sieger von 2013, Kanaan, löste Carpenter in Runde 85 an der Spitze ab, derweil Alex Rossi, der Sieger des 100. Indy 500 von 2016, an den Top-Ten dran war – nach Start von Platz 32.

Knapp vor Halbzeit warf ein ausserplanmäßiger Stopp wegen eines Reifenschadens Kanaan zurück. Stand nach 100 Runden: Rahal vor Wickens und Munoz.

Spektakulär verlief der Stopp von Zach Veach in Runde 101: Der Andretti-Pilot wurde mit brennendem Heck nach dem Tanken wieder losgeschickt, die Flammen erstickten nach ein paar Metern.

In Runde 120 gab Kyle Kaiser, der sich das Juncos-Cockpit in dieser Saison mit dem Tiroler René Binder teilt, in der Box – auf der bis dahin fünfte Ausfall.

Der nächste war Ex-Champ-Car-Serienmeister und –Formel-1-Pilot Sébastien Bourdais, dessen Coyle Honda nach wildem Dreher in Runde 139 in der Mauer einschlug.

Der Traum vom vierten Indy-500-Sieg war für Helio Castroneves knapp vor der Dreivierteldistanz (Runde 147) zu Ende: Im Kampf gegen Ryan Hunter-Reay um Platz 4 verlor er das Heck aus seiner Gewalt, prallte eingangs der Zielgeraden in die Mauer aussen und drehte sich in die Boxengasse, wo er innen nochmals einschlug. Damit war der zweite Fan-Favorit nach Danica Patrick out.

Stand in Runde 150 bei Gelb: Power vor Carpenter, Pagenaud, Hunter-Reay und Rossi.

Unfassbares Glück hatten etliche Fahrer wenig später, als Sage Karam der nächste war, der beim Re-Start in Turn 4 das Heck wegschmierte und die Mauer touchierte – dabei riss das rechte Hinterrad ab und flog über das Feld, verfehlte Scott Dixon nur knapp, Erinnerungen an Justin Wilsons tödlichen Unfall im Pocono 500 2015 wurden wach, der ebenfalls von Teilen von Karam ausgelöst worden war.

In Runde 171 tankte der bis dahin führende Will Power zum letzten Mal und fiel danach auf Platz 16 zurück – Hunter-Reay und Kanaan folgten in Runde 173, Carpenter kam in Runde 174 herein, eine danach Rossi und nach ihm Pagenaud. Damit war der Schlusssprint eingeläutet.

Die letzte Gelb-Phase löste Tony Kanaan mit einem Dreher in Runde 189 aus – auch bei ihm brach das Heck plötzlich aus.

Vor den Favoriten lagen die Sprit-Gambler Servia, Wilson und Harvey.

Beim Re-Start in Runde 193 setzte sich Wilson vor Harvey und Servia an die Spitze. Zwei Runden später schnappte sich Power Servia – Dritter. Die vermeintliche Sensation war in Runde 196 vorbei, weil Wilson und Harvey nachtanken mussten. Damit war der Weg für Will Power frei.

Schlusswort des Siegers: «Ich habe so lange davon geträumt, das 500 zu gewinnen. Jetzt habe ich es endlich geschafft. Es wird eine Weile dauern, bis ich das begriffen habe – ich bin ein Indy-500-Sieger.»

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