Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Mike Leitner (KTM): Der Aufwärtstrend hält weiter an

Von Günther Wiesinger
Der Assen-GP machte dem Red Bull-KTM-Team Kopfzerbrechen. Aber im Rennen bolzte Pol Espargaró mit der KTM RC16 auf Platz 11, das beste Ergebnis der orangen Neulinge in der MotoGP-Klasse.

Das Red Bull KTM-Team landete in Assen am Freitag im FP1 mit Pol Espargaró an 16. Stelle unter 23 Piloten, der Spanier büßte nur 0,882 Sekunden auf die Bestzeit ein.

Doch am Nachmittag fiel er auf Rang 22 vor seinem Teamkollegen Bradley Smith zurück, der Abstand für den Spanier vergrößerte sich auf 2,243 Sekunden.

Im Qualifying schaffte Pol Espargaró Platz 19, er fuhr rund 1,8 sec langsamer als Pole-Setter Johann Zarco. Smith fuhr als 22. los

Aber in der MotoGP-Klasse geht es drunter und drüber, deshalb durfte KTM mit weiteren Punkten rechnen. Und tatsächlich sicherte sich Pol Espargaró nach einer fehlerlosen Fahrt Platz 11 – nur 7,5 Sekunden hinter seinem Bruder auf Aleix auf der Werks-Aprilia.

Als KTM-Berater Heinz Kinigadner im Winter meinte, es müsse das Ziel sein, in der zweiten Saisonhälfte «bei den Top-Ten anzuklopfen», wurde diese Aussage als recht mutig betrachtet.

Aber die Mattighofer liegen auf Kurs – und müssen sich hinter Suzuki (Iannone 9.) und Aprilia (Aleix Espargaró 10.) als echte Neulinge wahrlich nicht verstecken.

Für Teammanager Mike Leitner kommen Rückschläge wie am Freitag nicht unerwartet. Er lässt sich aber nie entmutigen – und wurde am Sonntag belohnt. Der Österreicher war zehn Jahre lang Crew-Chief von Dani Pedrosa und kennt die Höhen und Tiefen des GP-Sports. «Wir müssen im ersten Jahr mit der neuen KTM mit ein paar schwarzen Tagen rechnen», hatte Leitner schon im Februar beim Sepang-Test angekündigt.

Tatsächlich war Assen die vierte Strecke im bisherigen Kalender nach Las Termas, Austin und Barcelona, wo KTM nie getestet hat. Deshalb kam der Regen am Samstag im FP3 völlig unpassend.

Mike, wieder ein Grand Prix, bei dem KTM am Freitag zuerst einmal ein Basis-Set-up finden musste. Was ist dann am ersten Trainingstag die schwierigste Aufgabe für das Team?

Da wir das erste Mal in Assen waren, haben wir am Freitag auf die Strategie verzichtet, am Schluss des FP2 einen weichen Reifen reinzustecken. Alle anderen Teams haben das in den letzten Minuten gemacht. Wir haben dann nachgeschaut: Es hat allen Fahrer eine Sekunde gebracht – uns in der Früh am Freitag im FP1 auch.

Im FP2 haben wir verzichtet, weil der Wetterbericht für Samstagfrüh noch trockene Bedingungen in Aussicht gestellt hat. Da haben wir gedacht, wir arbeiten am Motorrad weiter und greifen dann im FP3 wieder an.

Wir können das Wetter nicht ändern. Fakt ist aber auch, wir sind zum ersten Mal in Assen gewesen. Wir hatten dann dreimal 45 Minuten, um in die Top-Ten zu fahren und dann direkt ins Q2 zu kommen.

Aber die Hoffnung aufs Q2 ist für KTM normalerweise sowieso nicht realistisch.

Ja, das wäre unrealistisch gewesen. Das muss man ganz ehrlich sagen.

Aber der Zeitabstand im Nassen war im FP3 mit 1,2 Sekunden wieder recht akzeptabel. Am Freitag in der Früh waren wir sogar nur 0,8 sec hinten.

Am Freitagnachmittag fiel der Rückstand grösser aus, weil wir nur am Renn-Set-up gearbeitet haben und mit den gebrauchten Reifen bis zum Schluss durchgefahren sind.

Wie schwierig ist es an so einem Freitag auf einer neuen Strecke, ein brauchbares Set-up zu finden? Du musst vor dem FP1 die Traction-Control einstellen, eine Basis fürs Getriebe finden und so weiter.

Du fährst halt mit einer Basis los, wobei uns die vielen Tests auf unterschiedlichen Strecken von 2016 natürlich helfen. Bis diese Basis dann wirklich passt, ist viel Arbeit nötig, das ist ein weiter Weg.

Wenn dann das Trainings am Samstag in der Früh verregnet ist wie in Assen, dann womöglich auch der Nachmittag nass ist, ist das nicht hilfreich.

Wie findet ihr ohne Testfahrten eine vernünftige Getriebeübersetzung für den ersten Trainingstag?

Wir könnten von der Zeit her das Getriebe auch zwischen FP1 und FP2 umbauen. Aber du musst zuerst einmal auf Speed kommen, bevor du in den Bereich kommst, in dem es sich lohnt, einen Gang kürzer oder länger zu übersetzen.

Das ist halt der Charakter unserer ersten MotoGP-Saison. Da werden wir bis zum Schluss durch müssen. Denn wir haben auf allen Strecken die gleiche Situation.

Wir haben auf dem Sachsenring nie getestet, in Spielberg waren wir auch seit einem Jahr nicht mehr.

Was die Getriebeübersetzung für neue Strecken betrifft: Da schauen wir uns vergleichbare andere Strecken an, die vom Speed her ähnlich sind, auf denen wir schon getestet haben. Dann suchen wir uns daraus eine Basis. Das hat bisher immer recht gut geklappt.

Mit welchen Zielen gehst du dann in so einen Grand Prix, von dem es bisher keine Daten gab?

Wir wollen so wie nach vorne wie möglich kommen. Das ist eh klar. Aber wir müssen die Umstände berücksichtigen, zum Beispiel das Wetter.

Wie stark ist Bradley Smith durch seine zwei lädierten Finger behindert?

Naja, hilfreich ist das nicht. Aber ich glaube, es liegt nicht am Finger, wenn er jetzt Zeit verliert. Die volle Kraft hat er nicht, das hat er schon gesagt.

Aber es ist nicht so gewesen, dass er nur zu 50 Prozent fit gewesen wäre.

Aber Smith war bisher meistens knapp an Pol Espargaró dran. In Assen fehlten ihm im FP1 2,1 Sekunden, im FP2 auch eine ganze Sekunde. Und im Rennen stürzte er.

Ja, sicher, Bradley ist jetzt aus der Verletzung gekommen. Das muss er wissen, woran seine Zeiten und Leistungen liegen. Das kann ich schwer beurteilen.

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