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Andrea Dovizioso: Wegen Viñales kein Stammplatz 2022?

Von Günther Wiesinger
Bei Aprilia könnte ihm Maverick Viñales den Werksvertrag wegschnappen. Deshalb hofft Andrea Dovizioso auf Petronas-Yamaha. Aber dort werden eher junge Moto2-Talente gesucht.

Wohin geht die Reise von Andrea Dovizioso? Er hat zwar inzwischen eine Handvoll Tests für Aprilia Racing absolviert und machte sich eine Zeitlang Hoffnungen auf einen Werksvertrag für die Saison 2022. Aber jetzt steht dort mit Maverick Viñales ein fast zehn Jahre jüngerer Kandidat auf der Schwelle, auch wenn «Dovi» sechs MotoGP-Siege mehr in der Tasche hat und dazu dreimal Vizeweltmeister war, Viñales noch nie.

Auch die Hoffnungen von Dovi, 2022 bei Monster Yamaha den Platz von Viñales übernehmen zu können, haben sich zerschlagen. Denn Franco Morbidelli hat von Petronas-Yamaha-Teamchef Razlan Razali die Freigabe erhalten und wird 2022 neben WM-Spitzenreiter Fabio Quartararo im Yamaha Factory Team antreten.

Dovizioso wird aber nicht müde zu betonen, dass er sich mit 35 Jahren nicht als Rentner fühle. Der 35-Jährige aus Forlì weiß, dass durch den vorzeitigen Abgang von Viñales bei Yamaha ein Motorrad frei wird. «Dadurch können sich gewiss neue Szenarien ergeben. Man muss man auch abwarten, wie sich Valentino entscheiden wird», erklärte der Italiener. «Mal sehen.»

«Dovi» fühlt sich jedenfalls nicht als MotoGP-Rentner. «Nein, denn ich fühle mich konkurrenzfähig, ich fühle mich stark. Die Antwort kann dir aber nur die Strecke geben. Das Jahr 2020 war vom Feeling und den Situationen her miserabel, aber trotzdem bin ich WM-Vierter geworden. Ich fühle mich stark», bekräftigte der dreifache MotoGP-Vizeweltmeister, der für Aprilia – wo ebenfalls noch ein Platz für 2022 zu vergeben ist – auch in der kommenden Woche die RS-GP 21 testen wird.

Aber wegen des grassierenden Jugendwahns haben die jungen Löwen momentan bessere Aussichten auf einen MotoGP-Vertrag als die Haudegen. Auch Crutchlow und Lorenzo wurden in den letzten zwei Jahren aussortiert.

Beim KTM Tech3 Factory Racing Team von Hervé Poncharal ist zwar der Platz neben Remy Gardner noch offen. Aber Dovizioso kommt nicht dafür in Betracht. «Das Thema Dovizioso existiert bei uns nicht», versicherte Pit Beirer gegenüber SPEEDWEEK.com. «Er ist und bleibt ein Freund des Hauses. Aber wir werden mit ihm nicht über einen MotoGP-Vertrag verhandeln. ich kann nicht viel ausschließen, was die MotoGP-Weltmeisterschaft betrifft. Aber das kann ich definitiv ausschließen.»

Der KTM-Rennchef nennt auch die Gründe für diese Strategie. «In der MotoGP-Klasse findet ein Generationswechsel statt. Also muss man sich eher überlegen, wo die Zukunft hinführt und wer die jungen Rohdiamanten im Fahrerlager sind. In diesem Zusammenhang ist Dovi mit 35 Jahren nicht mehr der richtige Mann. Bei einem jungen MotoGP-Projekt wie dem unseren sollte man versuchen, mit jungen Fahrern zum Erfolg zu kommen. Dieses System hat sich bei uns mit Brad Binder und Miguel Oliveira bereits sehr gut bewährt», feut sich Beirer.

Was Dovizioso und Aprilia Racing betrifft, so hat sich der Routinier entschieden, vorläufig kein Rennen mit der RS-GP 21 zu bestreiten.

Dovi ließ bereits im Frühjahr unmissverständlich durchblicken, dass er an einzelnen Wildcard-Einsätzen kein Interesse hat. Er will wieder Stammfahrer werden – und sich nicht als Taglöhner verdingen.

Dovi vergnügt sich lieber mit der Rolle des Testfahrers.

Ob sich eine Möglichkeit für 2022 ergibt, lässt sich bisher schwer abschätzen. Viñales scheint sich mit Aprilia Racing einig zu werden. Dann würde diese Türe zufallen.

Bei Yamaha gibt es bisher keine positiven Signale. Nach den guten Erfahrungen mit Fabio Quartararo und Framco Morbidelli bevorzugt Yamaha ein System mit jungen Piloten.

Viñales hat bei Yamaha eine Jahresgage von 6,5 Millionen Euro eingesteckt. Bei Aprilia müsste er sich mit 1,5 bis 2 Millionen zufrieden geben. Mehr ist im Budget für den zweiten Fahrer neben Aleix Espargaró nicht vorgesehen.

Der unberechenbare Viñales wird inzwischen von Giovanni Balestra gemanagt. Vom spanischen Rechtsanwalt Paco Sanchez hat er sich nach fast fünf Jahren getrennt. Er hat im Frühjahr 2016 den Yamaha-Werksvertrag verhandelt.  

Es sieht trotzdem danach aus, als würde Aprilia die nächste Station von Viñales werden.

«Wir müssen wissen, ob der Fahrer auf dem Markt ist», erklärte Aprilia Racing CEO Massimo Rivola in Assen. «Wenn er verfügbar ist, werden wir unser Bestes geben, um ihn zu überzeugen.»

Für die Experten ist klar: Inzwischen trifft Ángel Viñales die Entscheidungen, wenn es um die Karriere von Maverick geht.

Der Senior habe viel Porzellan zerschlagen, ist zu hören. Und er habe viele Personen aus dem Umfeld des neunfachen MotoGP-Siegers entfernt.

Und jetzt bringt Maverick jetzt in die missliche Lage, für ein Viertel der bisherigen Gage ein unterlegenes Motorrad fahren zu müssen.

Andrea Dovizioso könnte zu den Leidtragenden dieses Transfers zählen. «Ich kann auf die Frage, ob Dovi Aussichten auf einen Stammfahrervertrag für 2022 hat, keine Antwort geben», sagt sein Manager Simone Battistella.

Das bedeutet wohl: Es liegt momentan kein konkretes Angebot für den kampfstaken Italiener vor, der Marc Márquez von 2017 bis 2019 oft erfolgreich herausgefordert hat.

So könnten die MotoGP-Teams 2022 aussehen
 
 
 

Repsol-Honda
Marc Márquez, Pol Espargaró

Ducati Lenovo Team
Jack Miller, Pecco Bagnaia

Monster Energy Yamaha
Franco Morbidelli?, Fabio Quartararo

Suzuki Ecstar
Alex Rins, Joan Mir

Red Bull KTM Factory Racing
Brad Binder, Miguel Oliveira

Aprilia Racing Team
Aleix Espargaró, Andrea Dovizioso? Maverick Viñales?

Pramac Racing
Jorge Martin, Johann Zarco

ARAMCO Sky VR46 Racing
Luca Marini, Marco Bezzecchi?

Petronas Yamaha SRT
Andrea Dovizioso? Valentino Rossi? Augusto Fernandez?

LCR Honda
Alex Márquez, Takaaki Nakagami

KTM Tech3 Factory Racing
Remy Gardner, Danilo Petrucci? Iker Lecuona? Rául Fernández?

Gresini Ducati Racing
Enea Bastianini, Fabio Di Giannantonio

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