Nicolo Bulega «Schnell sein heißt nicht nachdenken»
Nicolò Bulega vor Oliveira und Savadori
Nach dem Ausfall im MotoGP-Sprint am Samstag in Portimao war das Ziel für MotoGP-Neuling Nicolo Bulega (26) am Sonntag klar: «Für mich war es sehr wichtig, das Rennen zu beenden, denn am Samstag habe ich einen Anfängerfehler gemacht. Mein einziges Ziel am Sonntag: das Ziel erreichen», so der zweifache Superbike-Vizeweltmeister.
So kam Bulega nach 25 Runden auf der Berg-und-Tal-Bahn an der Algarve als 15. ins Ziel, was ihm am Ende seinen ersten Zähler in der Motorrad-Königsklasse bescherte. «In den ersten Runden war ich sehr ruhig, wollte nur den Vorderreifen aufwärmen, um zu verstehen, wie ich bremsen muss. Ich habe mir innerlich während des ganzen Rennens immer wieder gesagt: ‚Bremse nicht, wie in der Superbike-WM, bremse nicht, wie auf den Pirelli-Reifen.‘ Ich konnte nicht meinen natürlichen Fahrstil anwenden und musste immer nachdenken, wie ich etwas zu tun habe auf dem Bike. Es ist schwierig, so schnell zu sein, denn man denkt normal nicht viel nach beim Fahren», lautete sein Fazit nach dem Rennen.
«Die ersten Runden war es etwas schwierig, aber als ich Miguel und die Jungs davor erreicht habe, machte ich einen Fehler in Kurve 5», erklärte der Ducati-Werksfahrer, der als Ersatz für den verletzten Weltmeister Marc Marquez am Start war. «Nachdem ich meine Fahrweise immer besser an das Bike adaptiert hatte, holte ich die Gruppe um Miguel Oliveira ein. Doch dann vergass ich im Eifer des Gefechts für einen kurzen Moment meine guten Vorsätze».
«Um nicht zu stürzen, musste ich im Zweikampf dann weit gehen und handelte mir so zwei bis drei Sekunden auf den Lokalmatador ein. Ich habe mich dann zwar wieder heran gekämpft, aber leider war dann das Rennen plötzlich zu Ende». Tatsächlich lag Nicolò Bulega bei Rennende unmittelbar hinter der Gruppe mit den Koryphäen Jack Miller, Alex Rins und Oliveira. Durchaus sehr respektabel, war man sich im gesamten Fahrerlager einig.
«In den letzten Runden habe ich versucht, meinen Fahrstil an das Bike anzupassen und ich glaube, ich habe dabei interessante Dinge gelernt. Ich werde in Valencia versuchen, diese Dinge direkt von Anfang an umzusetzen. Meine beste Runde war die vorletzte, als der Reifen schon verschlissen war, das macht mich glücklich», betonte Bulega. «Wenn ich auf dem Bike sitzenbleibe, verstehe ich viele Dinge und am Ende kann ich schneller sein.»
Angesprochen auf seine andere Art zu bremsen sagte der Supersport-Weltmeister von 2023: «Die Funktion der Bremse ist dieselbe, aber die anderen Fahrer nutzen andere Finger zum Bremsen. Es ist einfach eine andere Art. Ich habe den Fehler gemacht, während ich mit dem Device zu kämpfen hatte. Ich musste bremsen, merkte dann, dass ich zu aggressiv unterwegs war und ich habe den Hebel gelöst, weil ich nicht nochmal stürzen wollte. Die Pace am Ende war wirklich gut in den letzten sechs, sieben Runden. Mit der zweiten Rennhälfte bin ich sehr zufrieden.»
Vorausschauend auf seinen zweiten MotoGP-Einsatz in Valencia erklärte Bulega: «Ich bin zuletzt 2021 in Valencia gefahren, entsprechend schwierig wird der erste Tag. Es ist erst das zweite Wochenende mit dem MotoGP-Bike. Das wird schwierig, aber ich werde nach dem Rennen auch einen Test haben.»
Was findet Nicolo einfacher: Von einem Superbike auf die MotoGP-Maschine steigen oder andersherum, wie es Miguel Oliveira in der kommenden Saison tut? «Für mich ist es viel einfacher, vom MotoGP-Motorrad auf ein Superbike zu steigen, denn der Pirelli-Reifen gibt dir viel mehr Vertrauen», so der Italiener. «Wenn du das Vertrauen eines Superbikes gewöhnt bist, kommst du zur MotoGP und hast mit den Michelin-Reifen viel weniger Vertrauen. Du musst ruhig bleiben und dich immer wieder bremsen. Andersherum merkst du, dass du mehr riskieren kannst. Es ist für mich ein besseres Gefühl.»
Ergebnisse MotoGP Portimao, Rennen (9. November):
1. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, 25 Runden in 41:13,616 min
2. Alex Marquez (E), Ducati, +2,583 sec
3. Pedro Acosta (E), KTM, +3,188
4. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +12,860
5. Brad Binder (ZA), KTM, +16,327
6. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +18,442
7. Ai Ogura (J), Aprilia, +19,255
8. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +20,612
9. Johann Zarco (F), Honda, +21,040
10. Pol Espargaro (E), KTM, +26,517
11. Luca Marini (I), Honda, +28,226
12. Jack Miller (AUS), Yamaha, +29,717
13. Alex Rins (E), Yamaha, +30,372
14. Miguel Oliveira (P), Yamaha, +31,621
15. Nicolo Bulega (I), Ducati, +32,072
16. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +39,869
17. Somkiat Chantra (T), Honda, +1:01,999 min
18. Enea Bastianini (I), KTM, 2 Runden zurück
– Francesco Bagnaia (I), Ducati, 15 Runden zurück
– Joan Mir (E), Honda, 23 Runden zurück
– Franco Morbidelli (I), Ducati, 25 Runden zurück
WM-Stand nach 42 von 44 Rennen:
1. M. Marquez, 545 Punkte. 2. A. Marquez 445. 3. Bezzecchi 323. 4. Bagnaia 288. 5. Acosta 285. 6. Di Giannantonio 239. 7. Morbidelli 227. 8. Aldeguer 203. 9. Quartararo 198. 10. R. Fernandez 146. 11. Binder 145. 12. Zarco 144. 13. Marini 133. 14. Bastianini 106. 15. Mir 93. 16. Ogura 88. 17. Vinales 72. 18. Miller 72. 19. Rins 66. 20. Oliveira 38. 21. Martin 34. 22. P. Espargaro 29. 23. Nakagami 10. 24. Savadori 8. 25. A. Fernandez 8. 26. Chantra 7. 27. Bulega 1. 28. A. Espargaro 0. 29. Michele Pirro 0.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 740 Punkte. 2. Aprilia 387. 3. KTM 350. 4. Honda 276. 5. Yamaha 237.
Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team, 834 Punkte. 2. BK8 Gresini Racing 648. 3. Pertamina Enduro VR46 Racing 466. 4. Red Bull KTM Factory Racing 430. 5. Aprilia Racing 365. 6. Monster Energy Yamaha 264. 7. Trackhouse MotoGP Team 234. 8. Honda HRC Castrol Team 226. 9. Red Bull KTM Tech3 Racing 207. 10. LCR Honda 151. 11. Prima Pramac Yamaha Racing 113.










