Bernhard Gobmeier: «Eine Gehirnwäsche ist sinnlos»

Von Henny-Ray Abrams
Die Werks-Ducati des Jahrgangs 2012

Die Werks-Ducati des Jahrgangs 2012

Der neue Rennchef von Ducati bittet um Geduld. Bernhard Gobmeier muss zuerst Ordnung ins italienische Chaos bringen.

Vor einem Jahr flackerte bei Valentino Rossi beim ersten Sepang-Test vorübergehend so etwas wie Euphorie auf, denn er hielt mit der zweiten Version des Alu-Fahrwerks von Ducati erstaunlich gut mit – zum Teil unter den ersten fünf.

Doch beim MotoGP-WM-Lauf in Malaysia im vergangenen Oktober erlebte Ducati ein Desaster: Hayden büsste als Neunter im Qualifying 1,2 sec auf die Bestzeit von Lorenzo (2:00,334 min) ein, Rossi als Elfter sogar 1,4 sec.

Beim ersten Wintertest dieses Jahres sollen Dovizioso und Hayden die Rückstände verringern. Seit dem WM-Finale und der Entmachtung von Ing. Filippo Preziosi wurde viel Detailarbeit verrichtet, um die Leistungsentfaltung sanfter zu gestalten, es wurde mit der Fahrwerksgeometrie experimentiert und mit der Gewichtsverteilung. «Wir haben aus dem bestehenden Material noch nicht das Maximum herausgeholt», ist Bernhard Gobmeier überzeugt, der neue General Manager von Ducati Corse. «In dem aktuellen Chassis stecken noch Möglichkeiten. Aber bevor ich mich dazu auf Spekulationen einlasse, will ich Fakten sehen. Wir müssen noch viel entdecken und viel testen, bevor wir Entscheidungen für die Weiterentwicklung treffen.»

Gobmeier ist momentan bemüht, bei Ducati Corse deutsche Gründlichkeit, Koordination und bessere Strukturen einzuführen. Nicky Hayden erinnert sich, dass er nach seinem Wechsel von Honda zu Ducati fast benommen wurde von dem Durcheinander, das bei den Italienern herrschte. Er habe durch die italienischen Arbeitsweise und die mangelhafte Methodik den Überblick verloren, sagt Hayden.

«Wir müssen einen Kompromiss zwischen der deutschen und der italienischen Arbeitsweise finden», betont Gobmeier. «Man kann bei so einer grossen Gruppe von Menschen nicht alles total auf den Kopf stellen. Du kannst keine Gehirnwäsche machen. Wenn du das machst, verlieren sie die Freude an der Arbeit. Ich werde mich an einige Dinge gewöhnen müssen, die auf die Ducati-Art erledigt werden. Jede Firma hat eine gewisse Seele. Und man kann dieses Geschäft auf unterschiedliche Arten betreiben. Wenn in der Vergangenheit manchmal ein organisiertes Chaos geherrscht hat, können wir da vielleicht ein bisschen mehr Ordnung reinbringen. Ich war noch nie bei einem Grand Prix in der Ducati-Box. Aber es gab sicher einige Charaktere dort, mit denen dieses Chaos noch grösser wurde...»

Gobmeier ist bei Ducati Corse noch mit allerlei Aufräumarbeiten beschäftigt und verzichtet deshalb auf die Reise zum ersten Sepang-Test. «Ich fliege dafür zum ersten Superbike-WM-Lauf nach Australien und nehme auf dem Rückweg den zweiten Sepang-Test mit», verrät er seine Reiseplanung.

Während der Rossi-Ära wurde an der Desmosedici viel herumgebastelt. Zum Beispiel wurde der zuerst deutlich nach vorne geneigte V90-Motor steiler aufgerichtet, um mehr Spielraum für die Triebwerksposition zwischen Motorrad und Vorderrad zu haben. Es hat sich dadurch nichts gebessert, auch der Wechsel vom Karbon-Monocoque zum Alu-Chassis war kein durchschlagender Erfolg.

Gobmeier: «Ja, die Änderung beim Motor hat nichts gebracht. Wir müssen also woanders Änderungen herbeiführen. Deshalb sage ich, wir müssen auf Entdeckungsreise gehen. Wir können mit der existierenden Motorkonfiguration noch einiges Neues probieren. Beim Chassis können wir bei der Geometrie und Steifigkeit Versuche machen. Wir haben viele Teile, die probiert werden müssen. Es gibt Teile, die von Ingenieuren vorgeschlagen wurden, aber nie den Weg ans Motorrad fanden. Deshalb spielt das Testteam eine wichtige Rolle. Erst was sich dort bewährt, wird den beiden Werksfahrern verabreicht. Bei uns befinden sich viele Teile in der Pipeline, von denen wir nicht abschätzen können, ob sie funktionieren. Einige werden sich gut bewähren. Da bin ich ganz sicher.»

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