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Marc Márquez: Was sich bei Honda ändern muss

Von Günther Wiesinger
Marc Márquez bei seinem Besuch auf dem Red Bull Ring in Spielberg

Marc Márquez bei seinem Besuch auf dem Red Bull Ring in Spielberg

Repsol-Honda-Star Marc Márquez klagt über die aggressive Kraftentfaltung der Werks-Honda. «Auch das Chassis muss besser werden», sagt er. Einen WM-Tipp will er erst nach dem Aragón-GP abgeben.

«Natürlich besteht noch eine kleine Chance», antwortet Weltmeister Marc Márquez auf die Frage, ob er er sich trotz 77 Punkten Rückstand auf WM-Leader Rossi in dieser Saison noch Titelchancen ausrechne. «Aber sie ist sehr klein. Da müssen wir ehrlich sein. Es war schon vor Silverstone schwierig. Und jetzt nach dem Sturz in Silverstone ist die Chance nur noch sehr, sehr klein. Wir werden sehen. Ich werde versuchen, mit Freude an die letzten sechs Rennen heranzugehen. Und ich werde mich bemühen, Rennen zu gewinnen. Denn es ist ja nicht nur Valentino. Auch Lorenzo liegt 65 Punkte vor mir.»

Trotzdem sagte Márquez nach dem Rennen in Silverstone, er werde seine Fahrweise nicht ändern, seine Devise heisse «Sturz oder Sieg».

Aber dieses Motto hat 2015 schon zu vier Rennstürzen und vier Nullern geführt. Und diese Strategie wirkt nicht sehr weise und zielführend beim Kampf gegen einen Fahrer wie Rossi, der die letzten 16 Rennen unter den Top-3 beendet hat und als Muster an Beständigkeit gilt.

Wird sich Márquez jetzt über eine neue Rennstrategie Gedanken machen?

Márquez: «Du versuchst immer, deinen Fahrstil zu verbessern und deine Strategie. Und natürlich sieht nicht so aus, dass ich nur Sieg oder Crash akzeptiere. Aber meine Mentalität besteht aus hoher Risikobereitschaft. Ich will immer 100 Prozent aus mir und aus dem Motorrad herausholen. An jedem Wochenende. 2014 hat meine Strategie gut funktioniert. 2013 bin ich oft Zweiter geworden, auch Dritter, ich habe immer Punkte gesammelt. Damals hatte ich ein gutes Gefühl für das Motorrad... Aber auch 2015 bin ich oft Vierter, Dritter oder Zweiter geworden. Natürlich ist die Ursache eines Sturz meist übertriebenes Risiko. Aber mein vorrangiges Ziel ist immer, das Rennen zu beenden. Doch 2015 hatten wir bei den ersten sechs Rennen massive Chassis-Probleme. Seit wir das 2014-Chassis verwenden, geht es besser. Ich bin in Assen Zweiter geworden, in Brünn ebenfalls. Aber es ist wahr, in Silverstone war es Zeit, wieder viel Risiko einzugehen. Es hat geregnet. Es war also an der Zeit, Lorenzo und Valentino unter Druck zu setzen und zu gewinnen. Ich wollte auf Sieg fahren, falls ich eine Chance zum gewinnen sehe. Es ist nicht gelungen. Aber ich habe es zumindest versucht.»

In welchem Bereich muss die Werks-Honda für 2016 verbessert werden? «Beim nächstjährigen Motorrad? Was muss da besser werden? Ein Bereich, bei dem Dani und ich Mühe haben, ist die Motorcharakteristik. Der Motor ist aggressiv. Auch beim Chassis müssen wir besser werden. Es hängt ja alles zusammen. Wenn sich die Motorcharakteristik ändert, benimmt sich auch das Chassis anders. Im Moment muss die Arbeit am Motor im Vordergrund stehen. Danach können wir uns um den Rest kümmern,»

Ist der Motor zu kraftvoll? Ist deshalb der Reifenverschleiss im Rennen zu gross? «Es liegt nicht an der Motorleistung. Am Ende hat Ducati mehr PS als wir. Aber es liegt an der Kraftentfaltung; das Motormanagement muss korrigiert werden. Die Leistung setzt zu aggressiv ein», klagt der Spanier. «Da bei Honda die Motorenentwicklung seit dem ersten Grand Prix eingefroren ist wie bei Yamaha, können wir mechanisch während der Saison am Triebwerk nicht viel ändern. Das geht nur über die Elektronik. Da haben wir bereits gute Fortschritte erzielt, zumindest im Trockenen. Im Nassen haben wir noch viel Arbeit vor uns. Wir sind zwischen Austin im April und Silverstone nie im Regen gefahren. In England sind dann im Nassen viele Probleme aufgetaucht, die wir bis zum Rennen nicht in den Griff bekommen haben. Wir müssen uns aber auch mit der mechanischen Seite des Motors befassen für 2016.»

Wer gewinnt die MotoGP-Weltmeisterschaft 2015?

Marc Márquez lächelt verlegen. Er zögert mit der Antwort. «Im Moment kann ich es nicht riskieren, Geld auf Lorenzo oder Valentino zu setzen. Äh... Hm. Vielleicht stellt sich die Situation nach dem übernächsten Rennen in Aragón etwas klarer dar. Ich denke, Valentino hat mehr Erfahrung. Er zieht aus jeder Situation seinen Nutzen. Anderseits ist Lorenzo schneller. Sein Speed ist höher. Es wird auf jeden Fall spannend. Und interessant.»

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