KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Aprilia Racing: Viel Ruhm und Glanz, ehrgeizige Ziele

Von Günther Wiesinger
Aprilia ist die siegreichste europäische Marke im Motorradstrassenrennsport. Piaggio-Chef Roberto Colaninno bekennt sich sehr offen zum MotoGP-Projekt und hofft auf zufriedenstellende Erfolge.

Die Piaggio Group mit den Marken Piaggio, Vespa, Gilera, Derbi, Gilera, Moto Guzzi, Aprilia und Laverda bekennt sich jetzt deutlicher zum Werksauftritt in der Moto-WM. Kein Wunder, denn erstmals steht Aprilia Racing mit einer reinrassigen Werksmaschine am Start, die komplett In-house gebaut wurde.

Aprilia wollte eigentlich erst 2016 in die Königsklasse kommen. Doch im Juni 2014 trat bei Piaggio-Eigentümer Roberto Colaninno ein Meinungsumschwung ein. Er gab grünes Licht für einen MotoGP-Werkseinsatz 2015.

Insider meinen, er wollte es nicht gern auf sich sitzen lassen, dass Aprilia-Rennchef Gigi Dall'Igna im Oktober 2013 zum Erzfeind Ducati abgewandert ist. Aprilia wollte möglichst bald beweisen, dass Gigi Dall'Igna keine riesige Lücke hinterlassen hat.Deshalb wurde der Einstieg ein Jahr vorgezogen.

«Aprilia Racing ist die fortschrittlichste technologische Experimentier- und Entwicklungs-Plattform in der gesamten Piaggio Group. Alle unsere Produkte und Marken profitieren davon», rühmt sich Colaninno.

«Das neue MotoGP-Motorrad reflektiert die aktuelle Tradition von Aprilia Racing. Jedes Konzept wird neu interpretiert, es gibt keine Kompromisse. Die RS-GP 16 ist das ambitiöseste Projekt, das unsere Rennabteilung je in Angriff genommen hat», hält Rennchef Romano Albesiano fest.

Colaninno, CEO und Managing Direktor der Piaggio Group: «Was die Strategie unserer Firmengruppe betrifft, so ist Aprilia Racing nicht einfach unsere Rennabteilung und unser Rennteam. Diese Truppe spielt für alle unsere Marken eine technologische Vorreiterrolle. Aus diesem Grund haben wir das Logo der Piaggio Group in diesem Jahr auf dem Motorrad deutlich sichtbar gemacht. Die Technologien, die wir bei unseren Racing-Einsätzen entwickeln, sollen ja nicht nur dem Motorsport dienen, sondern wir wollen damit auch innovative Lösungen für unsere Strassenmotorräder testen. Das geht von den Sportmaschinen bis zu den Rollern. Unser Endziel ist es, unsere Produkte leistungsfähiger und sicherer zu gestalten und unseren Kunden mehr Fahrspass zu vermitteln.»

Aprilia bezeichnet das neue Werksbike als Meilenstein in der siegreichen Aprilia-Firmengeschichte. Das Team habe mit der RS-GP 16 beim MotoGP-Projekt einen fundamentalen Schritt nach vorne gemacht, hält man sich zugute. Aprilia ist stolz auf die schmale, schlanke V4-Architektur, die Italiener halten das für ein Markenzeichen der Sportmotorräder aus Noale und Scorzé.

«Wenn wir über den sportlichen Wettbewerb reden, fällt es mir schwer, nicht auf unseren bisherigen Erfolge zu sprechen zu kommen», sagt Piaggio-CEO Colaninno. «Mit unseren eigenen Marken haben wir in zwölf Jahren nicht weniger als 34 unserer insgesamt 104 WM-Titel gewonnen. Allein in den letzten zehn Jahren haben wir 28 Weltmeisterschaften gewonnen – mit Stars wie Jorge Lorenzo und Max Biaggi. Auch mit Gilera waren wir in der WM erfolgreich, dank des unvergesslichen Marco Simoncelli in der 250er-Klasse 2009. Dazu kommt Derbi. Mit dieser Marke hat Marc Márquez 2010 seine Feuertaufe erlebt – und seinen ersten WM-Titelgewinn. Ich möchte Romano Albesiano, seinem Team und den Fahrern Bautista und Bradl für 2016 das Beste wünschen. Ich hoffe auf eine Saison, die uns bei der Piaggio Group Anlass zur Zufriedenheit gibt.»

Mit 104 Weltmeisterschaften in der Sammlung (54x Aprilia, 15x Moto Guzzi, 21x Derbi, 14x Gilera) ist die Piaggio Group einer der ruhmreichsten Motorradkonzerne aller Zeiten.

294 GP-Siege hat Aprilia inzwischen erbeutet, damit wurde sogar MV Agusta (275 Siege) übertrumpft. Kein anderer europäischer Hersteller hat mehr GP-Siege errungen.

Dazu kommen bei Aprilia 54 Weltmeistertitel: 38 im GP-Sport (20 in the 125-ccm-Klasse, 18 in der 250-ccm-Klasse), 7 in der Superbike-WM, wo  2010, 2012 und 2014 die Fahrer- und Marken-WM gewonnen wurde, dazu kommt die Marken-WM 2013. Auch im Offroad-Bereich war Aprilia erfolgreich: Sieben Supermoto-WM-Titel und zwei WM-Titelgewinne im Trialsport stehen zu Buche.

«Die kommende Saison wird sehr wichtig für uns», betont Aprilia Racing-Manager Romano Albesiano. «Die ersten Eindrücke vom neuen Motorrad sind positiv. Wir stehen am Beginn eines langes Weges. Und wir sind uns bewusst, dass es unausweichlich auch zu Schwierigkeiten kommen wird – wie bei jedem neuen Projekt. Aber wir vertrauen auf unsere technischen Experten und unsere beiden hoch motivierten Fahrer Alvaró und Stefan. Sie haben erkannt, wie wichtig unser Entwicklungsplan ist und welch grossartige Anstrengungen unser Racing Departement unternommen hat. Ich denke, nach der jetzt beginnenden Feintuning-Phase können wir uns respektable Resultate zum Ziel setzen.»

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