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Was passiert, wenn Rossi die MotoGP verlässt?

Kolumne von Michael Scott
Valentino Rossi: Aus dem kleinen Spitzbuben ist ein Superstar geworden

Valentino Rossi: Aus dem kleinen Spitzbuben ist ein Superstar geworden

Viele Fans und Beobachter fragen sich, welche Auswirkungen es haben wird, wenn Valentino Rossi seine unvergleichliche Rennfahrer-Karriere in der MotoGP-Klasse beendet.

Es muss zehn Jahre her sein, als mir jeder dieselbe Frage stellte: Was passiert mit der MotoGP-WM, wenn Rossi geht?

Sein weltweiter Ruhm schien schon den Zenith erreicht zu haben. Aus dem kleinen Spitzbuben war ein Superstar geworden. Er ging bereits auf die 30 zu und hatte nur noch wenige Ziele vor sich als mehrfacher Weltmeister in der Königsklasse. Junge Konkurrenten strömten in die Meisterschaft und sein Vermögen war bereits größer als das Bruttoinlandsprodukt von Swaziland. Wie lange würde es noch so weitergehen?

Diese Frage schlug am Abend des Saisonauftakts 2016 in Katar ins Gegenteil um: Wird Rossi jemals gehen?

Dann folgte das Rennen. Einmal mehr bewies Rossi, dass er kein verblassender Ex-Champion ist. Der vierte Platz war vielleicht weniger, als er sich erhofft hatte, aber er lag nur etwas über zwei Sekunden hinter Sieger Lorenzo und nur eine Zehntel hinter Márquez.

Noch aussagekräftiger war die Reaktion der kleinen, aber sehr parteiischen Zuschauermenge. Als die Namen der Fahrer in der Reihenfolge der Startaufstellung genannt wurden, erhielt Rossi nicht nur den üblichen überschwänglichen Jubel als Empfang, sondern für Lorenzo und Márquez folgten Buhrufe.

Die Geschichte hinter Rossis neuem Vertrag mit Yamaha – er verlängerte ihn bis 2018, dann wird er 39 Jahre alt sein – ist eng mit seinem Erzfeind und Teamkollegen Lorenzo verbunden. Und er betrifft auch ziemlich jeden anderen Fahrer. Hinzukommt der kommerzielle Boost für Promoter Dorna.

Er kam nur wegen Lorenzo so früh zustande. Es war Jorge, sagt Yamaha-Renndirektor Lin Jarvis, der seine Zukunft vor dem ersten Rennen klären wollte. Er erhielt «Yamahas bestes Angebot aller Zeiten» für zwei weitere Jahre.

Das Angebot an Rossi wurde nur aus Gründen der Fairness ebenfalls zu diesem Zeitpunkt erstellt. «Wir behandeln beide Fahrer gleich.» Rossi akzeptierte den Vertrag innerhalb einer Woche. Jorge tat das nicht.

Ob sich Yamaha damit ein Eigentor schoss, wird sich noch zeigen. In seinem Alter und zu diesem Zeitpunkt in seiner Karriere muss sich Rossi Jahr für Jahr neu beweisen. Ein Zwei-Jahres-Vertrag ist ein Bonus. Doch wir wissen nicht, welche Ausstiegsklauseln es gibt.

Jorge blieb bisher frei, er sagte mit seiner typischen Sparsamkeit an Worten: «Rossi ist clever, jetzt zu unterschreiben, denn er hat keine anderen Optionen.» Anders als er selbst.

Vielleicht holt ihn Ducati? Rossi hatte seine eigene abfällige Bemerkung dazu: «Wenn er die Eier dazu hat.»

Ein Blick zurück in die Vergangenheit: Während der Saison 2007 sagte Rossi immer wieder: «Ich will meine Karriere bei Yamaha beenden.» Dann holte Yamaha 2008 Jorge Lorenzo in das Werksteam. Rossis Missfallen darüber wurde noch öffentlicher, als (die Teamkollegen fuhren für unterschiedliche Reifenhersteller) eine Trennwand durch die Mitte der Box gezogen wurde. Im nächsten Jahr traten beide mit den Einheitsreifen von Bridgestone an, aber die Trennwand blieb.

2010 brach sich Rossi in Mugello sein Bein, die einzige ernsthafte Verletzung in 20 Jahren GP-Rennsport. Jorge besaß die Frechheit, den Titel zu holen und Yamaha gab ihm einen weiteren Vertrag.

Unverzeihlich. Gekränkt machte Rossi einen von nur sehr wenigen groben Fehlern in seiner Karriere. Er wechselte zu Ducati. Dort konnte er auf dem immer weniger konkurrenzfähigen Bike nicht siegen. Er kehrte zwar nicht wirklich mit eingezogenem Schwanz zu Yamaha zurück, aber sein Status und sein Gehalt unterschieden sich deutlich von früher. Lorenzo war nun der Anführer.

Kein Wunder, dass die Atmosphäre zwischen ihnen vergiftet war.

Rossi meldete sich wieder zurück, in dem er ein Rennen gewann, während Márquez seinem ersten MotoGP-Titel entgegenfuhr. Er wurde seitdem immer besser und zeigte eine großartige Anpassungsfähigkeit an die sich verändernde Welt der Technik. Im letzten Jahr war er ein ernsthafter Titelanwärter.

Es endete schlecht durch seine noch immer verwirrende Attacke auf Márquez. Ich dachte immer, sein wahres Ziel sei Lorenzo. Als der Spanier den Titel gewann, hatte dieser Triumph ein paar unschöne Flecken, die, wenn auch versteckt, von Rossi platziert wurden.

Die Fehde setzte sich in Katar fort, mit eisigen Blicken während der Pressekonferenz, wütenden Gesten auf der Strecke und einer unterschwelligen Anspannung. Diese Dinge werden immer ausgeprägter, wenn Lorenzo ein Rennen gewinnt, wie er es in der Wüste tat. Nun gilt es zu beobachten, ob diesmal Lorenzo in einem Anflug von Ärger verschwindet.

Was auch immer, Rossi bleibt und mein offenkundiger Respekt vor seiner Liebe zum Rennsport wächst weiter.

Doch was passiert, wenn er geht?

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