Marc Márquez: Wie ihn Vernunft gefährlicher macht

Von Sharleena Wirsing
Marc Márquez wurde in seinen ersten MotoGP-Jahren harsch für seine gnadenlose Fahrweise und seine zahlreichen Stürze kritisiert. Doch 2016 ist er der Einzige der Top-4, der sich noch keinen Patzer leistete.

Nach schweren Stürzen wie 2013 in Mugello, am Freitag flog er damals mit 338 km/h ab, oder den sechs Rennstürzen 2015 musste sich Marc Márquez viel Kritik und auch Schadenfreude gefallen lassen. Er sei unbelehrbar. Gegner und Experten mussten seiner furchtlosen Fahrweise Bewunderung entgegenbringen, aber er wurde für sein fehlendes strategisches Denken auch belächelt.

Dem will der zweifache MotoGP-Weltmeister 2016 ein Ende setzen. Nach einer anfangs desaströsen Vorsaison – beim ersten Test in Sepang lag Márquez ganze 1,2 sec zurück – arbeitete er sich mit Honda zurück an die Spitze.

In Katar akzeptierte Márquez die Tatsache, dass er mit der RC213V nicht mit Jorge Lorenzo mithalten kann. Gegen Ducati-Pilot Andrea Dovizioso startete er am Ende noch einen Angriff, doch diesen ritt er nicht mit der üblichen Sturz-oder-Sieg-Mentalität, sondern sicherte am Ende Platz 3. In Argentinien ließ er sich von den Angriffen durch Valentino Rossi nicht aus der Ruhe bringen, konterte jedes Mal blitzsauber und brauste nach einem perfekten Bikewechsel an der Spitze davon.

In Austin nutzte der 23-Jährige seine Überlegenheit und siegte 6,1 sec Vorsprung auf Jorge Lorenzo. Auch beim vierten Saisonrennen in Jerez akzeptierte Márquez, dass er auf der Honda keine Chance gegen die Yamaha-Piloten Rossi und Lorenzo haben wird. «Wir waren am Sonntag in Jerez clever und haben verstanden, dass etwas nicht ganz stimmte. Vielleicht lag das an mir, an der Maschine oder an der Kombination daraus. Okay, Platz 3 ist nicht die beste Position, aber wir hatten schon mit diesen 16 Punkten gerechnet, sie waren in Jerez unser Ziel.»

Márquez kratzt mit dem Ellbogenschleifer über den Asphalt, reißt die Maschine nach oben und verschwindet unter einem lauten Aufschrei des Motors seiner Repsol-Honda. So kennen die Fans den kompromisslosen Spanier. Doch Márquez hat gelernt, seinen Ehrgeiz und seinen spektakulären Fahrstil in den richtigen Momenten zu zügeln.

Das wird ihn im WM-Kampf gefährlicher machen als je zuvor.

Musst du kämpfen, um den «alten Marc» zurückzuhalten? «Natürlich herrscht in mir ein wahrer Kampf, aber keine Angst: Der alte Marc wird wiederkommen», lachte er. «Doch dafür muss ich mich auf der Maschine wohlfühlen und stark genug sein. Ich fühlte mich gut, aber nicht so wie 2014, als ich auf dem Bike tun konnte, was ich will und mit der Maschine spielte. Im Moment bin ich noch nicht an diesem Punkt. Gut ist, dass wir einen kleinen Vorsprung haben. Wir müssen ruhig bleiben und wieder an diesen Punkt kommen.» Márquez liegt derzeit 17 Punkte vor Lorenzo und 24 vor Rossi.

«Vielleicht seht ihr jetzt nicht den besten Marc, was die Show betrifft, aber ich will nicht noch einmal in dieselbe Situation wie im letzten Jahr kommen. Daher müssen wir auf diese Weise weitermachen», ist dem Spanier nun bewusst. Trainigsstürze wird man von Márquez wohl weiter sehen, so lotet er das Limit aus, doch sechs Rennstürze wie 2015 sind nicht zu erwarten. Márquez erweist sich derzeit als lernfähig. Zwei Siege und zwei weitere Podestplätze in vier Rennen sind der beste Beweis dafür.

Wie Márquez’ Aussagen zeigen, hat er seine wichtige Fähigkeit, kompromisslose Zweikämpfe zu führen nicht eingebüßt, sondern eine entscheidende Lehre aus dem Titelverlust 2015 gezogen. Konstanz ist manchmal wichtiger als der Sieg. Trotzdem dürfen sich die Fans des spanischen Überfliegers sicher weiterhin auf spektakuläre Rennen freuen.

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