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Romano Albesiano (Aprilia): «Fortschritte sind nötig»

Von Günther Wiesinger
Bei Aprilia wurden die neuen Werksmaschinen mit gehöriger Verspätung fertig. Aber Bradl und Bautista sorgten trotzdem für Achtungserfolge. Rennchef Albesiano zieht Bilanz und blickt in die Zukunft.

Die neue Werks-Aprilia RS-GP 16 ist verspätet fertig gestellt und starklar gemacht worden. Das hat verschiedene Gründe. Erstens wurde im Herbst noch entschieden, eine gegenläufige Kurbelwelle einzubauen, was zu drei Monaten Verzögerung geführt hat. Dann hatten die Zulieferfirmen vier Wochen Verspätung. Also lief der 1000-ccm-V4-Motor erst zwischen Weihnachten und Neujahr erstmals auf dem Prüfstand.

Das bedeutete: Stefan Bradl und Alvaró Bautista mussten beim Sepang-Test (1. bis 3. Februar 2016) noch mit den letztjährigen Laboratory Bikes rumkurven.

Dann stürzte Testfahrer Mike di Meglio gleich am ersten Tag des Roll-outs in Aragón, das auf 10./11. Februar verschoben werden musste. Der Franzose erlitt eine Ellbogenverletzung, damit war dieser Funktionstest für die Katz.

Trotzdem haben Bradl und Bautista bei den ersten fünf Rennen je viermal gepunktet, sie liegen in der WM mit 23 und 21 Punkten auf den Rängen 12 und 13. Und in der Team-WM liegt Aprilia Racing mit 44 Punkten nur vier Punkte hiner dem Ducati-Werksteam.

Aprilia-Renndirektor Romano Albesiano äusserte sich im Interview mit SPEEDWEEK.com zu aktuellen Situation und zu den geplanten Entwicklungschritten.

Romano, du hast vor dem Saisonstart gemeint, die ersten drei Grand Prix 2016 müssten noch als Wintertests betrachtet werden. Aber Aprilia hat jetzt immerhin schon fünf Top-Ten-Pläze erreicht. Drei mit Bradl, zwei mit Bautista. Aber es besteht noch Spielraum für Verbesserungen.

Ja, wir haben eine Menge Spielraum für Verbesserungen.
Die Zuverlässigkeit war bisher ein positiver Aspekt. Die Balance des Motorrads stellt einen weiteren positiven Punkt dar.
Aber wir haben starken Verbesserungsspielraum auf der Motorenseite.
Auch bei der Elektronik müssen wir dazulernen und entdecken, welches Potenzial in diesem System steckt.
Manchmal können wir bei der Marelli nicht alles anwenden, was wir mit unserer eigenen APX-Software anwenden konnten.
Manchmal passt die ECU aber schon ganz gut. Das hat uns erlaubt, die Saison mit teilweise recht ansehnlichen Ergebnissen zu beginnen.
Aber wenn wir die maximalen Möglichkeiten des Marelli-Systems entdecken und erforschen wollen, müssen wir noch einen weiteren Schritt machen.
Wir müssen mit neuen Ideen an diese Aufgabe herangehen.
In Jerez haben wir am Samstag einen Fortschritt gesehen. Das Potenzial ist also vorhanden.
Aber in Le Mans haben wir stärker gelitten als auf anderen Pisten. Dort wurde die Stabilität des Motorrads auf eine starke Bewährungsprobe gestellt. Wir haben dort auch bei der Elektronik viel dazu gelernt, in diesem Zusammenhang auch bei der Kontrolle der Gangwechsel.
Le Mans unterscheidet sich sehr stark von den meisten anderen GP-Pisten.
Wir müssen also immer noch lernen, wie die Maschine auf unterschiedlichen Strecken reagiert. Aber insgesamt können wir bisher recht zufrieden sein.

Die Werks-Aprilia ist immer noch sehr neu, kaum drei Monate alt. Und dazu kommt, dass regelmässig neue Teile getestet und verglichen werden, was natürlich in den GP-Trainings manchmal zu Rückschlägen führt.

Ja, ja. Letztes Jahr hatten wir nicht genügend neue Teile zum Testen. Für diese Saison haben wir viel neues Material vorbereitet, manchmal ist es zu viel... Aber es ist wichtig, dass wir verstehen, in welche Richtung wir gehen müssen.

Auch für die Fahrer ist es hilfreich und motivierend, wenn sie erleben, wie stark sich das Aprilia-Werk bemüht, um weiter nach vorne zu kommen.

Wir sind 100-prozentig entschlossen, konstant Fortschritte zu machen. Wir haben neue Flügel, ein neues Chassis, eine neue Schwinge, neue Motor-Spezifikationen für Le Mans und für Mugello. Es kommt bei jedem Grand Prix neues Material zum Einsatz.
Und wir haben andere Upgrades in der Pipeline.
Wir wollen kein Durcheinander anrichten. Aber wir sind uns bewusst, dass wir Schritte machen müssen, wenn wir weiter nach vorne kommen und uns verbessern wollen.

Es kann Aprilia nicht gefallen, wenn das Werk immer wieder von alten Ducati-Bikes besiegt wird – den GP15 und GP14.2 von Petrucci, Barbera, Laverty, Redding und so weiter.

Ja, ja, ja. Die alten Ducati sind sehr gute Motorräder. Sie passen anscheinend gut zu den Michelin-Reifen und zur Einheits-Elektronik von Marelli. Manchmal sind die alten Ducati sogar schneller als die neuen...
Das sind also definitiv sehr gute Motorräder.
Unser Ziel ist es also, so bald wie möglich die alten Ducati hinter uns zu lassen. Und in absehbarer Zeit wollen wir uns auch mit den neuen Ducati messen.

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