Simon Längenfelder (KTM): Siegertyp und Hoffnungsträger

Von Thoralf Abgarjan
Simon Längenfelder gewann in Ottobiano beide Läufe der 125er Klasse überlegen und wird dieses Jahr für das WZ-Racing-KTM-Team die Europameisterschaft EMX-125 bestreiten. Längenfelder ist die deutsche Nachwuchshoffnung.

Wer die Rennen in Ottobiano verfolgt hat, konnte staunen: Nach dem 125er Rennen erklang während der Podiumszeremonie die deutsche Nationalhymne. Das Talent von Simon Längenfelder (KTM) blitzte bereits im letzten Jahr beim EMX-125-Lauf in Kegums durch, als er auf Rang 4 nur knapp das Podium verfehlte.

Erst 14 Jahre alt
In zwei Monaten vollendet Längenfelder aus Regnitzlosau in der Nähe von Hof sein 14. Lebensjahr. Auf dem Podium von Ottobiano beantwortete der Teenager die neugierigen Fragen der italienischen Journalisten bereits so souverän wie ein Profi in gutem Englisch.

Bisherige Erfolge
2015 wurde Längenfelder bereits Jugendweltmeister der 65 ccm Klasse beim 'Coupe de L'Avenir'. 2017 holte er die Jugendmeisterschaft bis 85 ccm und gewann die Cross Finals. Entdeckt und aufgebaut wurde der Youngster im Kawasaki-Team von Harald Pfeil, wo auch Talente wie Arminas Jasikonis geformt wurden. Da Kawasaki keine Zweitakter produziert, pilotierte Längenfelder im letzten Jahr eine 125er Zweitakt-Husqvarna.

2019 mit neuem Team
2019 wurde er vom WZ-Racing-KTM-Team engagiert, das sich bereits in der ADAC MX Masters Serie einen Namen gemacht hat.

Mentoren Dreigestirn
Unterstützung bekommt der Youngster in erster Linie von seiner Familie, die voll hinter seinen sportlichen Ambitionen steht. Hubert Nagl, der 2013 als Teamchef die Chamberlain-Trophy beim Motocross der Nationen in Lommel für Deutschland holte, hatte Längenfelder schon länger auf dem Radar, nachdem ihm Jochen Schöffel auf das Talent aufmerksam gemacht hat. Schöffel fuhr in den 1980er Jahren selbst Motocross-Rennen und gilt heute als ausgewiesener Fahrwerksspezialist. Er bereitet auch das Fahrwerk von Längenfelder für die EMX-Rennen vor.

In Erinnerung geblieben ist mir der späte Samstagnachmittag während des Grand-Prix in Teutschenthal, als Hubert Nagl mich auf das Talent hinwies. Deshalb gibt es auch Fotos von Längenfelder im SPEEDWEEK-Archiv. Hubert Nagl verschaffte dem aufstrebenden Talent die notwendigen Kontakte zu Sponsoren, die im Motorsport unverzichtbar sind.

Auf Roczens Spuren
Wird Längenfelder nun ein zweiter Ken Roczen? «Die Situation ist etwas anders», weiß Nagl. «Die Familie steht voll hinter ihm, aber Ken kam aus einer reinen Motocross-Familie. Heiko Klepka [Anm.: Der Vater von Ken Roczen] war schon seit seiner eigenen Jugend mittendrin in der Szene. Kenny wurde der Sport in die Wiege gelegt. Für die Familie Längenfelder war Motocross zuerst Neuland. Das ist aber durchaus kein Nachteil, denn so kann ein Rohdiamant wie Simon es ist, auch leichter 'geschliffen' werden. Väter haben häufig ihre eigenen Vorstellungen, die der Entwicklung der Sprösslinge aber manchmal im Wege stehen. So gesehen sind die Voraussetzungen für Simon ausgezeichnet. Er ist auf einem guten Weg.»

Souveräner Saisonstart
In Ottobiano legte Längenfelder einen erstklassigen Doppelsieg hin. Im zweiten Lauf leistete sich der Deutsche sogar noch in der letzten Runde einen Crash und gewann trotzdem noch überlegen mit 13 Sekunden Vorsprung.

Nur eine Stunde Schlaf
Simon Längenfelder musste nach seinem Triumph heute bereits die nächste Aufgabe lösen. Er besucht in der der Realschule Rehau die 9. Klasse. «Ausgerechnet heute haben wir eine Schulaufgabe geschrieben», erzählt der Teenager. «Wir sind erst heute früh um 5 Uhr von dem Rennen nach Hause gekommen, weil am San-Bernardino-Pass Schneechaos herrschte. Um 6 muss ich das Haus in Richtung Schule verlassen.» Die Schulaufgabe war im Fach Englisch und Simon war auf diesem Gebiet allerdings gerade gut in Übung.

Der Kreis schließt sich
Trainiert wird Simon Längenfelder übrigens vom sechsmaligen deutschen Meister Bernd Eckenbach, der in den späten 1980er und 1990er Jahren selbst jahrelang in der WM in den Top-10 unterwegs war. Eckenbach fuhr damals unter anderem gegen Didi Lacher, der seinerseits den jungen Österreicher Rene Hofer betreut, der im letzten Jahr bis zu seinem Unfall die EMX-125 beherrschte. Und so schließt sich an dieser Stelle auch wieder der Kreis der Generationen.

Am kommenden Wochenende startet Längenfelder zum nächsten Saisonvorbereitungsrennen in Mantova.

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