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Backstage Video: Die HRC-Teamstruktur von innen

Von Thoralf Abgarjan
Giacomo Gariboldi zeigt den HRC-Truck von innen

Giacomo Gariboldi zeigt den HRC-Truck von innen

Das Honda-Werksteam verfügt über eine beeindruckende Team-Infrastruktur im MXGP-Fahrerlager, die Fahrern und dem Technikpersonal perfekte Arbeitsbedingungen bieten. Es gibt aber auch eine Schattenseite.

Tim Gajser gewann im Jahre 2015 seinen ersten WM-Titel in der MX2, stieg im folgenden Jahr in die MXGP auf und holte als Rookie den Titel in der Königsklasse. Zu dieser Zeit fuhr er für das italienische Team Gariboldi Honda. 2016 starteten Evgeny Bobryshev und Gautier Paulin als offizielle HRC-Werksfahrer, aber Gajser holte für Gariboldi Honda den Titel. Ab der Saison 2016 tauchte nach und nach das HRC-Logo auf der Gariboldi-Honda auf. Die damals noch verwendeten Zelte von HRC und Gariboldi rückten näher zusammen.

Nachdem Gajser 2016 die MXGP-WM gewonnen hatte, wurde Ende 2016 am Rande der Motorradmesse EICMA in Mailand das Team 'Gariboldi Honda' offiziell zum Honda HRC Werksteam ernannt. Seitdem ist der Italiener Giacomo Gariboldi federführend für HRC in der Motocross-WM verantwortlich.

Gariboldis Aufstieg ist direkt mit dem Aufstieg von Tim Gajser verbunden. Aber umgekehrt ist es genauso: Tim Gajsers Aufstieg ist mit dem Giacomo Gariboldis verbunden. Honda zieht sich wie der sprichwörtliche und in diesem Falle sogar tatsächliche rote Faden durch Gajsers Karriere. Umso verwunderlicher wäre es, dass sich die Gerüchte um seinen Wechsel zu Yamaha bestätigen würden, denn das wäre auch der Abschied vom Erfolgsmodell Gariboldi.

Giacomo Gariboldi hat Honda zum Erfolg geführt. Nach den beiden WM-Titeln im Jahre 2015 und 2016 folgten 3 weitere MXGP-Titel in den Jahren 2019, 2020 und 2022 mit Tim Gajser. Das hat ihm besonders seitens der japanischen Mutterfirma enormen Respekt eingebracht. Schon zu MX2-Zeiten hat Gariboldi den Kontakt zu den japanischen Ingenieuren gesucht und das Motorrad weiterentwickelt.

Heute verfügt HRC über eine beeindruckende Teamstruktur. Statt der Vorzelte gibt es hermetisch abgeriegelte und klimatisierte Technik- und VIP-Bereiche. Das ist nicht optimal für die Zuschauer, die im Paddock durch die verspiegelten Glaswände kaum noch Einblicke in die Arbeit der Mechaniker bekommen, aber für das Team sind solche Bedingungen perfekt.

Am Rande des Grand Prix of the Netherlands in Arnheim zeigte HRC-Teamchef Giacomo Gariboldi alle Bereiche der HRC-Team-Infrastruktur von innen: Der Technikraum, in dem die Motorräder für die Fahrer vorbereitet werden, ähnelt einem Reinraum unter klinischen Bedingungen, wo penibelste Sauberkeit herrscht. Kaum zu glauben, dass es hier noch um Dirtbikes geht. Für die Fahrer gibt es einen separaten Physio-Bereich, Hospitality. Natürlich dürfen VIP-Bereiche für Sponsoren und der Verpflegungstrakt für das Personal nicht fehlen. Für die japanischen Ingenieure, die am Renntag vor Ort sind, gibt es einen speziellen Büro- und Arbeitsbereich. Interessantes Detail: In diesem Raum hängen zwei Uhren: Eine zeigt die lokale Zeit, die andere die aktuelle japanische Zeit. Die Kooperation und Koordination mit dem japanischen Mutterkonzern findet also auch am Wochenende auf dem Rennplatz statt. Fahrwerkskomponenten wie Gabelholme und Stoßdämpfer sind im gut organisierten Lager vorhanden und natürlich auch Austausch- und Reservemotoren.

Bei all dem Glanz gibt es allerdings auch Schattenseiten dieser Entwicklung: Die Fans im Fahrerlager sind außen vor. Zwar stehen vor den High-Tech-Trucks die jeweiligen 'Kopien' der Factory-Bikes, aber diese kann man nicht ernst nehmen und das tut auch niemand: Die Motorräder stehen lieblos und verstaubt in der prallen Sonne, während die echten Factory-Bikes wie aus dem Ei gepellt hinter einer spiegelnden Glasfassade im Truck stehen. Einige Wege im WM-Fahrerlager ähneln inzwischen eher einem Verschiebebahnhof als einer High-Tech-Meile, wo man an jeder Ecke Interessantes entdeckt. Das ist schade, denn die Werke investieren schließlich Millionen in diese Rennserie, um kommerziellen Erfolg zu erzielen. Die Fans an der Strecke sind aber die A-Kunden für die Werke und genau diese A-Kunden kommen an dieser Stelle definitiv zu kurz. Bei einigen Grands-Prix, wie zum Beispiel in Loket, müssen Zuschauer sogar einen Extra-Obolus entrichten, um ins Fahrerlager zu kommen, wo sie  dann vor sterilen Glasfassaden stehen.


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