Bert Poensgen über Lausitzring-GP: «Ein Meisterstück»

Von Matthias Dubach
Geschäftsführer Bert Poensgen war eine der treibenden Kräfte hinter dem erstmals auf dem Lausitzring durchgeführten Motocross-GP: «Die Hitze hat viele Familien vom Besuch abgehalten.»

EuroSpeedway-Geschäftsführer Bert Poensgen war als Manager und Förderer von Ken Roczen speziell in die Umwandlung des Lausitzrings zu einem Schauplatz für die Motocross-WM involviert. Wir haben ihn nach der Hitzeschlacht in der Lausitz um ein Fazit gebeten.

Die offizielle Zuschauerzahl lautet 16.000 für das ganze Wochenende. Eine Enttäuschung?

Das ist nicht zufriedenstellend. Es hätten ein paar mehr sein dürfen, gar keine Frage, damit das finanzielle Ergebnis besser ausschaut. Aber wir müssen diesen zwei heissen Tagen Tribut zollen. Wer hierher gekommen ist zum Motocross, sich nicht unter Bäume stellt, sondern auf die Tribüne setzt, wo es 40 oder 50 oder 60 Grad heiss ist, der muss schon ziemlich verrückt sein. Die Hitze war brutal. Es ist schade, dass wir eine so extreme Wettersituation hatten. Wir haben uns gefreut auf schönes warmes Sommerwetter, aber das war extrem. Das war für alle Beteiligten und die Zuschauer brutal.

Wieviele Besucher hat die Hitze gekostet?

Fast die Hälfte. Motocross-Sport ist Familiensport, es sind viele junge Familien mit kleinen Kindern, das siehst du nur beim Motocross. Die können gar nicht kommen. Wir hatten bei der Opening-Zeremonie am Sonntagmorgen viele Kinder auf dem Podest gehabt, aber selbst in der kurzen Zeit musste man aufpassen, dass sie nicht wie Fliegen von der Bühne kippen. Da musst du aufpassen. Deshalb haben sich viele Familien gesagt, das tun wir unseren Kindern nicht an, und bleiben zu Hause. Zu Recht natürlich.

Hat sich das Rennen für den EuroSpeedway gelohnt?

Natürlich hat es sich gelohnt. Wir haben hier aus Lausitzring bewiesen, dass wir eine neue Art von Motocross-Sport von null auf hundert schaffen können. Ich gehe nicht zu weit wenn ich sage, dass wir hier ein Meisterstück abgeliefert haben. Wir haben gezeigt, welche Vision wir hatten, und die haben wir auch umgesetzt. Wir haben ausschliesslich positive Resonanz bekommen.

Auch die Fahrer haben sich ziemlich positiv über die Strecke geäussert. Es wurde einzig bemängelt, dass an einigen Stellen zuviel gewässert wurde.

Aber wir haben die Strecke staubfrei gehalten, alle Achtung. bei den extremen Bedingungen muss man das erstmal hinkriegen.

MX1-Weltmeister Tony Cairoli hat sich an der Pressekonferenz explizit und ungefragt positiv über die Veranstaltung geäussert.

Ich habe ihn nicht bezahlt dafür, dass er das sagt! Er hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Er sieht das genau wie wir. Der Motocross-Sport ist ausgelutscht, er ist am Ende. Wenn am Sonntagvormittag um 10 Uhr jedes Klo vollgeschissen ist, dann kommt keiner mehr. Zumindest nicht die Leute, die wir mehr haben wollen. Die Freaks kommen sowieso, die erledigen ihr Geschäft dann einfach neben dem Klo.
Wenn wir wollen, dass es besser wird – man gestatte mir, ein ganz kleines Auge nach Amerika zum Hallen-Cross zu werfen – die Leute kommen nicht nur wegen des Motocross-Sports. Sie kommen, weil sie dort unterhalten werden. Und zwar bei besten Bedingungen. Wenn wir es schaffen, den Sport bei besten Bedingungen zu schaffen, werden wir langfristig auch mehr Zuschauer haben. Dann werden wir mehr deutsche Fahrer haben, wir werden bessere deutsche Fahrer haben, dann werden die mehr Geld bekommen… Wir haben als Lausitzring den ersten Schritt gemacht. Deswegen sind wir stolz, es hat geklappt. Es ist nichts schief gegangen.

Aber wie sieht es finanziell aus?

Das ist die andere Seite. Ob wir für unsere Arbeit bezahlt werden, wage ich mal zu bezweifeln. Die genauen Zahlen sind für uns dann erst in den nächsten Tagen wichtig. Ich bin sicher, dass es kein Gewinn gibt, aber wir werden es überleben. Wir denken heute schon daran, es wieder zu tun. Dieser Event gibt uns die Kraft. Es wäre anders gewesen, wenn wir am Sonntagabend da gesessen hätten und alle hätten gesagt, was habt ihr da nur gemacht, der Kurs war nichts, und dies und das war nichts. Aber es waren alle happy.

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