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Werner Daemen: «Sehe wieder den alten Reiterberger»

Von Ivo Schützbach
Kommende Woche testet Markus Reiterberger drei Tage auf dem Lausitzring und bereitet sich auf den deutschen Superbike-WM-Event im August vor. Das Exklusiv-Interview mit seinem BMW-Teamchef Werner Daemen.

Nach dem Europaauftakt der Superbike-WM in Aragón verließ Markus Reiterberger Anfang April das Team Althea BMW und fährt seither wieder in der IDM – welche er dominiert. Reiti sah im italienischen Team keine Zukunftsperspektive, er bekam nie den Rückhalt und die Zuwendung, die für den 23-Jährigen notwendig gewesen wären, um nach seiner schweren Verletzung im Juni 2016 auf die Erfolgsstraße zurückzukehren.

Kommende Woche Dienstag und Mittwoch trifft Reiti auf dem Lausitzring auf seine alten WM-Kollegen. Dort wird er sich auf seinen Wildcard-Einsatz für den deutschen WM-Event vom 18. bis 20. August vorbereiten.

SPEEDWEEK.com unterhielt sich vorab ausführlich mit Werner Daemen, seinem Manager und Teamchef von Van Zon Remeha BMW in der IDM.

Werner, bevor sich Markus für die Trennung von Althea entschied, habt ihr lange darüber geredet. Kannst du verstehen, dass er seinen großen Traum nach einem guten Jahr aufgab, weil es für ihn keinen Sinn mehr machte?

Ich verstehe das gut. Wichtig ist, dass er glücklich ist. Wenn du glücklich bist, bist du auch schnell. Markus fehlte am Ende der Spaß.

Spaß hängt immer mit Erfolg zusammen – der blieb zuletzt in der Superbike-WM aus.

Wenn der Erfolg fehlt, dann geht der Spaß verloren. Markus hatte keine Lösung für seine Probleme in seinem Kopf – und ich auch nicht.

Althea-Teamchef Genesio Bevilacqua sagte, dass Markus nach seinem Sturz mental nicht mehr auf der Höhe gewesen sei und Markus kritisierte, dass ihm das Team das Motorrad nicht so hinstellte, wie er das haben wollte. Liegt die Wahrheit in der Mitte?

Sie liegt immer in der Mitte, das ist im ganzen Leben so.

Fakt ist, dass nach dem Freitag auf dem Lausitzring 2016 die Erfolge nicht mehr da waren. Woran das genau liegt, kann ich nicht sagen. Ich will weder Althea noch Markus die Schuld daran geben – über die Schuldfrage könnten wir Stunden debattieren. Es macht auch keinen Sinn, hinterher über einen schlecht zu reden, wir müssen vorausschauen. Das Talent von Markus ist noch immer da, damit wurde er geboren. Jetzt muss er hart an sich arbeiten.

BMW hat viel dafür getan, dass Reiti zu Althea kam, der ganze Deal war an ihn geknüpft. Wird es bei einem erneuten Anlauf in Richtung WM nicht noch schwieriger?

Ich kenne die Zukunftspläne von BMW nicht, ob sie zum Beispiel weiterhin nur Kundensport machen wollen. Oder ob sie wieder mehr im Rennsport machen. Davon hängt viel ab.

Wichtig ist, dass Markus psychisch wieder auf das Niveau kommt, wie er 2016 in der WM anfing. Wenn er so fit ist wie in Misano vor seinem Sturz, dann kann ich als Manager auch wieder mit allen reden.

Was ich bei der IDM in Zolder gesehen habe, sieht gut aus. Verglichen mit Anfang des Jahres ist das ein neuer Markus.

Es gäbe ja auch andere Hersteller als BMW. Markus hat mit einigen Leistungen 2016 für viel Aufsehen gesorgt, dann hatte er aber den schweren Sturz und hat sich später von seinem Team getrennt. Manch einer könnte sich denken: Sturz, kein Erfolg mehr, Trennung – warum so einen Fahrer unterstützen?

Da hast du Recht. Aber Sport ist die einfachste Sache im Leben. Du musst schnell sein. Wenn du schnell bist und Erfolg hast, dann dreht sich alles um. Im Fußball kannst du drei Wochen lang der schlechteste Spieler auf dem Platz sein. Dann schießt du zwei Tore und bist wieder der König – das ist im Rennsport dasselbe.

Sobald Markus in der IDM, der Langstrecken-WM oder bei einem Wildcard-Einsatz in der Superbike-WM Erfolg hat, dann ist er wieder vorne dabei. Ein Wochenende kann alles drehen.

Für ihn wird es also extrem wichtig sein, dass er bei seinem Wildcard-Einsatz auf dem Lausitzring in der WM eine starke Leistung zeigt?

Jedes Rennen musst du angehen, um zu gewinnen. Du musst jedem immer zeigen, wie schnell du bist.

Jeder weiß, wie schnell Markus ist. Es glaubten aber nicht mehr viele daran, dass er das noch abrufen kann.

Seit Anfang des Jahres ist er erwachsener geworden. Er arbeitet auch sehr hart, macht viel für seine Kondition, geht früh ins Bett. Das ist der Markus, den ich kenne.

In der IDM erwartet jeder, dass er gewinnen muss?

Er muss gewinnen, auch wenn die Konkurrenten nicht schlafen.

Aber gewinnen ist nicht genügend: Wenn er morgen in Assen fährt, und gut genug für die Weltmeisterschaft sein will, dann musst du auch in der IDM 1:36 min fahren. 2015 hat er das gezeigt, da fuhr er in Assen in der IDM 1:36,0 min – so muss das sein. Wenn du mit 1:39,0 min gewinnst, dann reicht das nicht.

Die Besten aus der IDM fahren theoretisch Zeiten, die für die Top-10 in der Superbike-WM reichen.

Das sieht man ja auch bei Javier Forés, gegen den Markus die IDM 2015 gewann. Dieses Jahr war er in 9 von 16 Läufen in den Top-6 und ist WM-Sechster auf einer Werks-Ducati. Ist Forés ein besserer Rennfahrer als Reiterberger?

Vom Speed ist Markus sicherlich besser. Aber Forés ist älter, er hat alles schon erlebt, was Markus grade durchmacht. Das ging auch einem Jordi Torres so und auch einem Jonathan Rea bei Honda.

Außer die Vinales’ und Rossis dieser Welt hatten alle mal einen Rückschlag. Bradl geht es im Moment auch so, aber er kommt auch wieder zurück. Er fuhr in MotoGP aufs Podium – wenn er bei den Superbikes aufs Podium fährt, ist er wieder der König.

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