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Wie die FIM mit mehr als 16.000/min von Ducati umgeht

Von Ivo Schützbach
Die Ducati V4R setzt technisch Maßstäbe

Die Ducati V4R setzt technisch Maßstäbe

Seit 2018 gibt es in der Superbike-WM pro Hersteller eine festgelegte Maximaldrehzahl. Diese richtet sich nach der Drehzahl der Serienmaschine, zuzüglich 3 Prozent. Ducati setzt den Maßstab.

Erweist sich ein Hersteller relativ zur Konkurrenz als zu stark oder schwach, hat WM-Promoter Dorna die Möglichkeit, die Drehzahl in Schritten von 250/min zu senken oder zu erhöhen. Ob und wann diese Situation eintrifft, wird von einem komplizierten Algorithmus bestimmt, der jegliche Leistungen aller Fahrer berücksichtigt.

2019 sehen wir drei neue Motorräder in der seriennahen Weltmeisterschaft: Die BMW S1000RR, die Kawasaki ZX-10RR und die Ducati Panigale V4R. Sie alle drehen deutlich höher als ihre Vorgängermodelle.

Vereinfacht gesagt kann man sagen: Dreht das Serienmodell zum Beispiel 500/min höher, darf das auch die Rennmaschine.

Das sorgt dafür, dass alle Hersteller, die kein neues Modell zur Verfügung haben, zwangsläufig hinterherhinken.

Aus diesem Grund wurde das Balancesystem über die Drehzahl und die sogenannten Konzessionsteile eingeführt.

Für Podestplätze erhalten die Hersteller Konzessionspunkte: Für einen Sieg drei, für Platz 2 zwei und für Platz 3 einen. In die Wertung geht jeder Fahrer ein. Nach den ersten drei Events des Jahres werden die Konzessionspunkte aller Trockenrennen zusammengerechnet, dazu zählen auch Flag-to-Flag-Rennen. Hat ein Hersteller neun oder mehr Punkte Rückstand auf den Besten, darf er im Lauf der Saison ein Motor-Upgrade bringen. Welche Teile, die sogenannten «Concession Parts», im Motor verbessert werden dürfen, ist im Reglement definiert. Gleichzeitig wird die Motorentwicklung des führenden Herstellers eingefroren.

Im November erlebten wir in Aragon zum ersten Mal die Ducati Panigale V4R sowie die neue Kawasaki ZX-10RR auf der Rennstrecke. Wie hoch diese Maschinen in der Weltmeisterschaft 2019 drehen dürfen, steht noch nicht fest.

«Wir wissen, dass die Ducati für nächstes Jahr über 16.000/min drehen», erklärte Scott Smart, Technischer Direktor des Motorrad-Weltverbands FIM für die Superbike-WM, im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Wenn wir jetzt aber zum Beispiel wissen, dass die Spitzenleistung bei 14.000/min liegt, dann machen uns die 16.000/min kein Kopfzerbrechen. Deshalb gehen wir mit jedem Bike auf den Prüfstand, um uns die Leistungskurve genau anzusehen.»

Die Motoren von Kawasaki durften vergangene Saison 14.100/min drehen, die neue Maschine dreht 14.600/min. Theoretisch ist es möglich, dass die Serienmaschine irgendwann höher dreht als das WM-Bike, wenn dieses im Fall von zu viel Erfolg in der Drehzahl immer weiter kastriert wird.

«Das Reglement legt nicht fest, ob wir die Drehzahl des Besten beschneiden oder dem Schlechtesten mehr erlauben», bemerkte Smart. «Wir dürfen auch nicht vergessen, dass es um die relative Performance des Motorrads geht, nicht nur um die Drehzahl. Deshalb schauen wir uns nicht nur den Algorithmus an, sondern benützen auch unser menschliches Gehirn bei den Einstufungen. Wir haben beschlossen, dass kein Motorrad niedriger als die Serienmaschine drehen soll. Und einige Hersteller haben bereits die Option höher zu drehen, nützen diese aber nicht. Aber natürlich gibt es für jeden ein Limit, deshalb müssen wir die Motorcharaktere genau verstehen.»

Die Hersteller machen die Homologationen für gewöhnlich im Januar, Smart testet die Bikes vorher auf dem Prüfstand.

«Kawasaki erwarte ich mit 14.600/min, bei Ducati rechne ich mit etwas über 16.000/min und BMW mit über 15.000/min», verriet der Engländer. «Wir können in unseren Regeln nicht jede Möglichkeit vorhersehen. Man darf aber auch nicht vergessen, dass du die höchste Drehzahl der Welt haben kannst, wenn aber das Chassis nicht richtig funktioniert, dann werden deswegen die Rundenzeiten nicht besser. Die neue Ducati hat definitiv mehr Leistung als das Vorgängermodell, die Rundenzeiten sind bislang aber nicht massiv schneller. Das Motorrad setzt technisch Maßstäbe, das muss aber nicht bedeuten, dass es auch auf der Rennstrecke dominiert. Manchmal sind solche Motorräder auch kompliziert und es dauert etwas, bis es gute Rennmaschinen sind.»

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