Vorwurf: Jonathan Rea zerstörte Stimmung bei Kawasaki

Von Ivo Schützbach
Nicht die besten Freunde: Tom Sykes (li.) und Jonathan Rea

Nicht die besten Freunde: Tom Sykes (li.) und Jonathan Rea

Nach außen hin ist im Kawasaki-Werksteam alles bestens, Jonathan Rea und Tom Sykes führen die Superbike-Weltmeisterschaft 2016 an. Doch die beiden Fahrer lassen kaum ein gutes Haar aneinander.

Für Kawasaki hatte die Wiederverpflichtung von Tom Sykes stets Priorität. Der 31-Jährige hat die Weltmeisterschaft seit 2012 nie schlechter als auf Platz 3 abgeschlossen, 2013 bescherte er Kawasaki den ersten Superbike-WM-Titel seit 20 Jahren. In 162 Rennen eroberte er 77 Podestplätze, 31 Siege, 37 Poles und fuhr 30 Mal die schnellste Rennrunde. Kawasaki verdankt ihm viel, Sykes hat die Entwicklung der ZX-10R mit seiner Crew geprägt und vorangetrieben.

Trotzdem verhandelte der Ex-Weltmeister mit Kawasaki drei Monate lang, bevor er seinen Vertrag letzten Juni bis Ende 2018 verlängerte. Als das Press-Release zur Vertragsverlängerung kam, gab es gegenseitige Bauchstreichelei.

SPEEDWEEK.com sprach mit Tom Sykes über die Hintergründe. Die Nennung des Namens seines Teamkollegen Jonathan Rea hat er dabei geflissentlich vermieden.

Weshalb hast du so lange gewartet, deinen Vertragt mit Kawasaki zu verlängern?

As gab keine besonderen Gründe dafür, es ging um Interna bei Provec Racing.

Über die Jahre herrschte eine ausgesprochen gute Balance zwischen dem Team, Kawasaki und mir. Dann hat sich die Mischung im Team geändert, dafür sind einige Individuen verantwortlich, über die ich mich nicht näher auslassen möchte.

Die Teamatmosphäre ist so gut wie dahin – und daran ist nicht meine Seite der Box schuld. Jeder kann sehen, was das Team 65 Anfang letzten Jahres entwickelt hat, danach geschahen seltsame Dinge.

Es war nicht so, dass sich die Verhandlungen dahinzogen. Ich habe keinen Manager und führte alle Gespräche selbst. Dabei musste ich aufpassen, dass ich unsere Ziele in den Rennen nicht aus den Augen verliere.

Ich hatte nur einen Zweifel, nämlich, ob wir die Balance innerhalb des Teams wieder herstellen können. Für mich ist das eine seltsame Erfahrung. Eine, mit der ich während meiner gesamten Rennkarriere nie zu tun hatte.

Hat dir Kawasaki Versprechungen gemacht, dass sich die Situation für dich ändern wird?

Wir haben eine großartige Historie zusammen und viel Respekt für einander. Mit Kawasaki weiterzumachen war eine leicht wählbare Möglichkeit. Sie tun ihr Bestes – ich muss das aber im Auge behalten.

War dir bewusst, dass Kawasaki mit Chaz Davies und Eugene Laverty als deine möglichen Nachfolger verhandelte?

Ja, aber das hatte keinen Einfluss auf mich.

Auch ich sprach mit anderen Herstellern. Meine Intention war aber ebenso klar wie jene von Kawasaki – auch wenn sich beide Parteien nach anderen Möglichkeiten umgeschaut haben.

Ich fühlte mich bei Kawasaki immer sicher. Dass es Gespräche mit anderen Fahrern gab, geht eher auf das Team als den Hersteller zurück. Mein Gefühl sagt mir, dass dies innerhalb des Teams von jemandem forciert wurde.

Wenn du Rennen gewinnen möchtest und wieder Weltmeister werden willst, wäre die einzige Alternative Ducati gewesen. Alle anderen Hersteller liegen zurück.

Ich sehe auch bei Yamaha viel Potenzial. Ich weiß wie gut ihr Motorkonzept funktioniert und wie gut das Team arbeitet.

Lass mich eines klarstellen. Es gab die letzten Jahre einige Fahrer, die Kawasaki nie als Titelaspirant sahen. Nach zwei Jahren harter Arbeit mit meinem Crew-Chief Marcel Duinker und den Jungs um mich herum, waren wir auf einem guten Level. Dann auf einmal wollten genau diese Fahrer auf der Kawasaki sitzen. Das zeigt, wie kleingeistig einige Leute im Rennsport sind, und mit welch kurzer Erinnerungsspanne sie ausgestattet sind.

Ich habe geschuftet, unzählige Testkilometer abgespult und der Verbesserung dieses Pakets mein Leben gewidmet. Jetzt haben wir ein großartiges Motorrad, das überall funktioniert. Deshalb hat Kawasaki so viele Rennen gewonnen, das Bike wurde gut entwickelt.

Zusammen mit Kawasaki habe ich ein gutes Paket zusammengestellt. Unser Plan war immer, das in Zukunft fortzusetzen.

2009 bist du für das Yamaha-Werksteam gefahren, das war nicht die beste Erfahrung deines Lebens. Das Crescent-Team hatte in der Superbike-WM nie große Erfolge. Weshalb glaubst du, dass du mit ihnen auf den gleichen Level kommen könntest wie mit Kawasaki?

Die Yamaha könnte aus vielerlei Gründen deutlich besser sein. Ich kenne das Potenzial des Motorrades. Schau dir nur an, was Ben Spies damals geleistet hat.

Mit dem Crescent-Team hatte ich Wildcard-Einsätze in der WM und war konkurrenzfähig – auf einem Motorrad, das fast Superstock-Level hatte.

Letztlich hängt alles von den Leuten ab, die an einem Projekt arbeiten.

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