KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Petersen: «Wir schaffen das beide»

Von Rudi Hagen
Sönke Petersen (li.) mit seinem Mitbewohner

Sönke Petersen (li.) mit seinem Mitbewohner

Für Sönke Petersen hat ein neuer Lebensabschnitt begonnen. Der 2009 in Abensberg schwer verunglückte Oldenburger wohnt jetzt in einer rollstuhlgerechten Wohnung in seiner Heimatstadt.

Die beiden 22-jährigen Bastian Staiger und Sönke Petersen verbindet das gemeinsame Schicksal: Ihr Rückenmark wurde bei Unfällen mehr oder weniger stark durchtrennt, seitdem sind sie zum Teil auf den Rollstuhl angewiesen. «Wir wissen beide, dass wir es wieder hinkriegen», sagt Bastian selbstbewusst, der sich seit Kurzem eine Wohnung mit Petersen teilt. «Die Ärzte in Hamburg, wo wir zur ersten Reha waren, hatten uns aufgegeben und gesagt, dass wir uns mit einer Querschnittslähmung abfinden müssten.»

Neuere Ansätze in der Rehabilitation erlebten Petersen und Staiger dann in einer Spezialklinik in Pforzheim. «Den Tipp erhielt ich in der Sendung RosenScholz bei O1, wo ich als Gast eingeladen war», sagt Sönke. «Nach einem Probetraining war mir klar, das ist das Richtige für mich. Ich habe dann in der Klinik in Hamburg angerufen, ob nicht noch andere Patienten mitkommen wollten. Nur Bastian hat sich gemeldet.»

Gelohnt hat sich das Training in Pforzheim für beide. «Dort geht man ganz anders an die Sache heran», erläutert Bastian. «In Hamburg haben wir gelernt, wie man mit dem Rollstuhl umgeht, in Pforzheim aber ging es gleich darum, aus dem Rolli herauszukommen. Die Therapeuten dort sind jung, es herrscht eine lockere, entspannte Atmosphäre. Aber sie sagen auch knallhart: Kämpfe, dann kannst du was erreichen!»

Das taten sie. Je sechs Stunden pro Tag Training, ein Jahr lang. Heute gehen sie beide sowohl an Krücken wie auch am Rollator. «Die Ärzte in Hamburg hatten mir gesagt, mein Rückenmark wäre vollständig durchtrennt», blickt Sönke zurück. Aber ich konnte das nicht glauben, denn nach nur zwei Monaten Reha in Pforzheim konnte ich schon zehn Meter am Rollator laufen. Später kam die Tiefensensibilität in den Beinen wieder, ich spürte plötzlich mein Skelett und konnte den Hintern anspannen. Und auch die Tabletten durfte ich absetzen.»

Ein grosses Problem bleibt für beide Patienten die Finanzierung der Rehabilitation. Da die Pforzheimer Klinik mit ihrem neuen Ansatz noch kein Vertragspartner einer Krankenkasse ist, fallen hohe Kosten an. Bastian hat beim Sozialgericht auf Kostenübernahme durch die Deutsche Rentenversicherung geklagt, Sönke liegt mit seiner Krankenkasse und der Versicherung, die ihn im Speedway absichern sollte, im Rechtsstreit. Petersen: «Die Versicherungen denken, dass sich bei uns keine Reha lohnt, aber wir schaffen das beide!»

Sönke Petersen, der René Schäfer bei der Betreuung der U19-Nationalmannschaft hilft, will eine Rennleiterlizenz erwerben, um so dem Sport treu zu bleiben. Darüber hinaus strebt er über die Z-Prüfung ein Fachholschulstudium mit dem Ziel Ingenieur an.

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