Fazit Mexiko: Kostet Sparkurs Citroën die Marken-WM?

Kolumne von Christian Schön
Sébastien Ogier liegt im Titelkampf mit Ott Tänak nach Siegen 2:1 in Führung

Sébastien Ogier liegt im Titelkampf mit Ott Tänak nach Siegen 2:1 in Führung

Zweiter Saisonsieg von Sébastien Ogier beweist Potenzial des C3 WRC – aber dem Team fehlt der dritte Fahrer

Mit einem so fulminanten Saisonauftakt hat auch bei Citroën niemand gerechnet. Von den ersten drei Rallyes des Jahres hat Heimkehrer Sébastien Ogier zwei gewonnen. Wie hoch der Anteil des sechsmaligen Weltmeisters an diesem überraschenden Erfolg ist, lässt sich nur schätzen. Nimmt man Teamkollege Esapekka Lappi als Vergleich, ist Ogiers Beitrag ziemlich hoch.

Trotzdem: Sooo schlecht scheint der C3 WRC nicht zu sein. Das Auto, mit dem Citroën in den vergangenen beiden Jahren auf den enttäuschenden letzten Platz in der Marken-WM gefahren ist, hat sich im Winter 2018/19 zumindest zum konkurrenzfähigen Modell gemausert. Citroën ist momentan Zweiter in der Hersteller-Wertung hinter Toyota. «Nur» Zweiter muss man sagen. Denn Citroën setzt lediglich zwei Autos ein. Tabellenführer Toyota – und auch der momentan Dritte Hyundai – verteilen das Risiko dagegen auf drei Crews.

Da jeweils die zwei Bestplatzierten eines Herstellers Punkte für die Marken-WM einfahren, kann man so Ausfälle besser kompensieren. Bei Citroën schlug dagegen das schwache Ergebnis von Ogier in Schweden sowie Lappi in Monte Carlo und Mexiko voll durch.

Citroën hat vor der Saison verkündet, die Marken-WM sei 2019 kein Thema. Daher die freiwillige Beschränkung auf zwei Autos. Möglicherweise kostet die eklatante Unterschätzung der eigenen Fähigkeiten die Franzosen am Ende der Saison den Titel in der Marken-WM.

Die Teams betonen gerne die Bedeutung der Rallye Mexiko, dem ersten Schotter-Lauf des Jahres, als Indikator für den Rest der Saison. Wenn das stimmt, steht uns eine Saison bevor, die mindestens so spannend ist wie 2018. Denn was das Endergebnis verschweigt: Eine ganze Handvoll Piloten hatten Siegchancen. Sie standen sich allerdings selbst im Weg oder wurden durch technische Gebrechen gebremst.

Zur tragischen Figur entwickelt sich in diesem Szenario immer mehr Andreas Mikkelsen. Ähnlich wie sein einstiger VW-Teamkollege Jari-Matti Latvala zieht der Norweger das Pech magisch an. Der neue Hyundai-Teamchef Andrea Adamo – der in Aussehen und Minenspiel eine erstaunliche Ähnlichkeit mit Schauspieler Bruce Willis aufweist – hat Mikkelsen bereits für die bevorstehenden Asphalt-Rallye Frankreich auf die Auswechselbank verbannt. Diese Maßnahme steht im krassen Gegensatz zur ursprünglichen Ankündigung, Mikkelsen fahre alle 14 WM-Läufe der Saison 2019.

Ein gutes Ergebnis in Mexiko wäre ein dringend benötigtes Lebenszeichen gewesen. Tatsächlich übernahm Mikkelsen nach Wertungsprüfung 4 die Führung. Doch sein schlechtes Karma blieb ihm erneut treu. Irgendwie war nur eine WP später ein ziemlich großer Felsbrocken mitten auf die Ideallinie geraten – keine Chance zum Ausweichen. Was die Radaufhängung des Hyundai in wahrstem Sinne des Wortes krumm nahm. Der Kommentar von Teamchef Adamo zeugte nicht gerade von Mitgefühl: «Wir haben ein geparktes Auto. Das ist schlecht. Warum es zum Ausfall kam, ist erst einmal Nebensache.»

Immerhin war Adamo so fair, sich bei Dani Sordo dafür zu entschuldigen, dass ihn ein Elektrikdefekt um eine Topplatzierung brachte. Das miserable Abschneiden von Hyundai vervollständigte Mannschaftskapitän Thierry Neuville, den ein früher Reifenschaden aus dem Kampf um den Sieg warf.

Nur die Podiumsplatzierten Ogier, Ott Tänak (Toyota) und Elfyn Evans (Ford) kamen ohne größere Probleme durch. Der sechste Gesamtrang des besten WRC2-Teams spricht Bände.

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