Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Ford hofft auf nächsten Neuseeland-Triumph

Von Toni Hoffmann
Jari-Matti Latvala siegte 2010 in Neuseeland

Jari-Matti Latvala siegte 2010 in Neuseeland

Ford Werksfahrer Petter Solberg und Jari-Matti Latvala sind bereit für heisses Rallye-Duell im kühlen Neuseeland.

Siebter Saisonlauf der Rallye-WM bereitet mit fantastischen Schotterpisten die perfekte Bühne für brisante Sekundenschlachten um Punkte und Platzierungen. Sowohl Jari-Matti Latvala als auch Petter Solberg konnten die Rallye Neuseeland in den vergangenen Jahren bereits gewinnen und wollen diesen Erfolg wiederholen.

Das Werksteam von Ford in der Rallye-Weltmeisterschaft blickt dem bevorstehenden WM-Lauf in Neuseeland mit hohen Erwartungen entgegen: Sowohl Jari-Matti Latvala als auch Petter Solberg im zweiten Fiesta RS WRC konnten den Schotterklassiker auf der südlichen Halbkugel in der Vergangenheit schon gewinnen und gingen dabei jeweils aus einem wahren Sekundenkrimi als Sieger hervor. So wie zum Beispiel in der Saison 2010, als der WM-Zirkus letztmalig in Neuseeland gastierte.

Damals entschieden Latvala und Beifahrer Miikka Anttila die Rallye erst auf der finalen Wertungsprüfung (WP) gegen drei Kontrahenten mit Sieges-Chancen für sich. Ihr Vorsprung im Ziel: 2,4 Sekunden – das viertknappste Ergebnis in der Geschichte der Rallye-Weltmeisterschaft. Sechs Jahre zuvor hatte Solberg die besten Nerven behalten und lag am Ende um 5,9 Sekunden vor seinen Rivalen. Beide Male fiel die endgültige Entscheidung übrigens auf der legendären WP «Whaanga Coast», die auch bei der diesjährigen Ausgabe wieder eine Hauptrolle spielt und gleich zweimal bestritten wird.

Der siebte von 13 Saisonläufen zählt für viele Fahrer zu den absoluten Lieblings Rallyes. Viele halten die flüssig geschwungenen, topfebenen Schotterpisten quer durch faszinierende Landschaft für die tollsten und herausforderndsten auf der ganzen Welt. Die kurvenreichen, üblicherweise stark gewölbten Strecken verlocken dazu, ans absolute Limit zu gehen – doch dies muss nicht zwingend die richtige Strategie sein: Während der ersten beiden Etappen steht jeweils nur eine 15 minütige Reparatur-Mittagspause auf dem Programm. Bei diesen sogenannten «Remote Services» abseits des regulären Service-Parks dürfen zudem nur Ersatzteile verwendet werden, die in den Rallye-Autos mitgeführt worden sind. Mit anderen Worten: Der Zuverlässigkeit des Ford Fiesta RS WRC kommt eine hohe Bedeutung zu. Dies gilt speziell für den Freitag, der mit fast 210 Wertungsprüfungs-Kilometern bereits mehr als die Hälfte der Wettbewerbs-Distanz umfasst.

«Der erste Tag wird wirklich hart», weiss auch Jari-Matti Latvala. «Die einzelnen Prüfungen sind sehr lang, und wenn ein Problem auftritt, dann steht uns nur eine einzige kurze Reparatur-Möglichkeit zur Verfügung. Also kommt es darauf an, das Auto und die Mechanik zu schonen. Die berühmte ,Waanga Coast‘ mit ihren fast 30 Kilometern steht gleich zweimal im Zeitplan – sie ist für uns eine der grössten Herausforderungen im ganzen WM-Jahr und stets ein Garant für Dramatik auf der Strecke.»

Dennoch erinnert sich der 27-jährige Finne gerne an diesen Klassiker zurück. «Diese WP war 2010 die letzte Prüfung, vier Autos konnten noch gewinnen, doch drei hat es erwischt», so Latvala, der als Aufwärmtraining die finnische Pankki-Rallye am Steuer eines Ford Escort RS-Youngtimers bestritt und seine Klasse mehr als souverän für sich entscheiden konnte. «Dass wir damals nach so einem harten Duell als Sieger hervorgegangen sind, war einfach toll. Die Schotterwege in Neuseeland sind sehr eben, besitzen eine vergleichsweise harte Oberfläche und fallen zu den Rändern hin stark ab. Mit vollem Tempo über sie von Kurve zum Kurve zu fliegen, das ist wie Tanzen – einfach wunderbar, ein wahnsinniges Gefühl. Da der Juni in Neuseeland aber tiefster Winter ist, müssen wir uns auf Regen einstellen. Dadurch könnten die Strecken etwas mehr leiden, als wir dies gewohnt sind.»

Auch Petter Solberg besitzt einen grossen Respekt vor der «Whaanga Coast». «Das ist eine ganz besondere Prüfung», so der 37-jährige Norweger und Weltmeister von 2003. «Der Streckenverlauf ist eher eng, verschlungen und speziell gegen Ende der WP eine Sache für technisch saubere Fahrweise. Eine echte Herausforderung eben, auf der es vor allem auf den Piloten ankommt, der sich hier wirklich in Szene setzen kann. Winter in Neuseeland bedeutet für uns, dass es vergleichsweise kalt sein wird. Dies macht es nicht leichter, die härtere Laufflächenmischung der Michelin Schotterpneus – die uns vornehmlich zur Verfügung steht – auf Temperatur zu bekommen. Doch damit haben alle Fahrer gleichermassen zu kämpfen. Auf der anderen Seite ist es aber so, dass unser Fiesta RS WRC mit den härteren Pneus sehr gut funktioniert.»

Nach der Startzeremonie am Donnerstag zieht es die Teilnehmer am Freitag in Richtung Südwesten und zur Küste der Tasmanischen See. Dort stehen vier Wertungsprüfungen auf dem Programm, die jeweils zweimal befahren werden und sich auf insgesamt 209,6 Kilometer addieren. Die zweite Etappe mit insgesamt sieben WP findet in der Region Northland und dort in den Bezirken Whangarei und Kaipara statt. Auch hier ist gegen Mittag lediglich ein «Remote Service» vorgesehen. Am Sonntag sieht die Planung sieben Wertungsprüfungen vor, die sich jedoch nicht weit nördlich von Auckland befinden. Allerdings wurden die Strecken seit 1990 nicht mehr für den WM-Lauf genutzt und beinhalten zwei kurze Asphalt-Passagen entlang des Kriegsdenkmals der Stadt. Insgesamt müssen die Fahrer 22 Wertungsprüfungen über eine Distanz von 413,94 Kilometer bestreiten.

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