Silverstone: Verrückte Kurven-Namen enträtselt

Von Mathias Brunner
Silverstone, eine der klassischen GP-Strecken, Austragungsort des ersten Formel-1-WM-Laufs 1950. Aber warum haben wir so verrückte Kurven-Namen wie Copse, Maggotts oder Becketts? Wir lüften das Rätsel.

Die meisten modernen Formel-1-Strecken wie etwa Dschidda (Saudi-Arabien) fallen in Sachen Bezeichnung durch Einfallslosigkeit auf – die Kurven werden einfach durchnummeriert, wie öde! Ganz anders Silverstone: Auf der ersten aller Formel-1-WM-Pisten (GP-Premiere am 13. Mai 1950) stolpern wir von einem geschichtsträchtigen Namen zum nächsten.

Erstaunlich dabei: 70 Jahre lang war keine einzige Pistenpassage des GP-Kurses nach einem grossen britischen Racer bekannt! Dabei gibt es davon mehr als genug – Stirling Moss, Jim Clark, Hill der Ältere (Graham), John Surtees, Jackie Stewart, James Hunt, Hill der Jüngere (Damon), Jenson Button. Und dann wurde das endlich korrigiert.

Die Start/Ziel-Gerade auf der ersten aller Formel-1-WM-Strecken wurde zu Ehren des siebenfachen Weltmeisters «Hamilton Straight» getauft. Der British Racing Drivers’ Club (BRDC) als Besitzer der Rennstrecke liess dazu mitteilen: «Wir finden, dass diese Ehrung angemessen ist für einen Fahrer, der sich zum erfolgreichsten Grand-Prix-Piloten aller Zeiten gemacht hat.»

Die Hamilton-Gerade ist der einzige Teil des britischen Grand-Prix-Kurses, der nach einem Rennfahrer benannt ist, und erst der zweite, der nach einem Menschen benannt ist, neben Becketts für den Heiligen Thomas von Becket (Erzbischof von Canterbury). Ein Teil des Club-Circuit von Silverstone ist zudem nach dem Schotten Innes Ireland benannt, dem ersten GP-Sieger von Lotus.

Hier also ein kleiner Auffrischungskurs in Sachen Silverstone.

Silverstone
Die Strecke an sich ist nach dem kleinen Ort in der Nähe benannt (2000 Einwohner), das Wort bedeutet nicht etwa silberner Stein, sondern, basierend auf früherem Englisch, «Waldgebiet».

Abbey
Der Name der ersten Kurve nach der Hamilton Straight steht für den Sitz der früheren Abtei Luffield.

Farm
Die sanfte Linkskurve heisst so aufgrund des nahen Bauernhofs.

Village
Steht für die Dorfgemeinde (village) Silverstone.

The Loop
Kringel oder Schlaufe heisst diese Passage aufgrund ihrer Form.

Aintree
Erinnert an den Austragungsort des britischen Grand Prix 1955, 1957, 1959, 1961 sowie 1962.

Wellington
Diese Gerade ist eine der früheren Startbahnen. Da im Zweiten Weltkrieg hier vor allem Vickers-Kampfflieger des Typs Wellington stationiert waren, heisst diese Gerade so.

Brooklands
Ein Knicks vor einer der ältesten Rennstrecken der Welt, die schon 1907 eröffnete. In Brooklands fand der britische Grand Prix 1926/1927 statt.

Luffield
Steht für das Dorf Luffield, das früher hier lag, gleich an der Grenze der beiden Grafschaften Northamptonshire und Buckinghamshire.

Woodcote
Benannt nach einem Klubhaus des Königlich Britischen Automobilklubs (RAC) in Surrey, Woodcote Park.

Copse
Die Mut-Rechts heisst Dickicht oder Gebüsch, weil hier früher ein kleines Unterholz lag.

Maggotts
Hat nichts mit einer Made zu tun (das würde sich «maggot» schreiben), sondern mit dem Moor Maggotts.

Becketts und Chapel
Beide heissen so aufgrund der Kapelle (chapel) des Heiligen Thomas von Becket (Erzbischof von Canterbury). Die Reste der Kapelle aus dem 13. Jahrhundert sind noch heute zu sehen.

Hangar
An dieser Geraden standen im Krieg zwei Flugzeug-Hangars.

Stowe
Benannt nach der Schule gleichen Namens südlich der Rennstrecke.

Vale
Heisst so aufgrund der Pistenform – hier befindet sich eine sanfte Mulde.

Club
Benannt nach dem RAC-Klubhaus in London.


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