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Arturo Merzario: Der Mann mit dem Cowboy-Hut ist 80

Von Mathias Brunner
​11. März 2023: Der Italiener Arturo Merzario ist 80 Jahre alt und gibt noch immer Vollgas, auf und abseits der Rennstrecken. Der kleine Mann mit dem grossen Cowboy-Hut ist zur Kultfigur geworden..

Die Formel-1-Statistik tut Arturo Merzario Unrecht. Dem am 11. März 1943 in Civenna bei Como geborenen Norditaliener werden 57 Formel-1-Starts zugeschrieben, aber das Timing für den drahtigen Mann mit dem grossen Cowboy-Hut hat nie gestimmt – selbst dann nicht, als Merzario Ferrari-Werkspilot war.

Für den berühmtesten Rennstall der Welt reichte es 1973 in Brasilien und Argentinien zu zwei vierten Plätzen, im bewährten Modell 312 B2. Ab Monaco jedoch wurde der B3 eingesetzt, mit dem sich Arturo so schwer tat wie Team-Leader Jacky Ickx. Das Auto war – Entschuldigung, liebe Tifosi – eine Gurke.

Die grösste Tat des kleinen Italieners: Arturo Merzario rettete 1976 auf dem Nürburgring mit einigen Rennfahrerkollegen und Streckenposten Niki Lauda aus dem Feuer und wurde so weltberühmt. Er tingelte bis 1979 durch die Formel 1, jahrelang mit klobigen Eigenbauten, bei welchen sich die Fans oft fragten – wie kann der Kerl eigentlich übers Lenkrad sehen?

Der Kettenraucher eroberte seine grössten Siege im Sportwagen: Er triumphierte auf einigen der schwierigsten Kurse der Welt, wie in Spa-Francorchamps (die alte Version) oder bei der Targa Florio (zwei Mal, 1972 mit Ferrari, 1975 mit Alfa Romeo).

Der heute 80-jährige Merzario fährt noch immer bei Veranstaltungen mit historischen Rennwagen, wie in Goodwood oder bei der Ennstal-Classic und bleibt mit seinem strahlend weissen Hut und dem sympathischen Knautschgesicht unübersehbar.

Als Ferrari im September 2019 vor dem Mailänder Dom den roten Teppich ausrollte, um 90 Jahre Rennsport zu feiern, wurde Merzario von den Fans wie ein Pop-Star empfangen. Arturo war sichtlich berührt.

Im Grunde ist es ein Wunder, dass er überhaupt 70 Jahre alt geworden ist. Viele seiner Weggefährten hat er verloren, was beim Zustand der damaligen Rennstrecken wenig verwunderlich war, wie er im Rahmen der Ennstal-Classic erklärte. «Die Dinge neben den Strassen, wie Bäume und Ähnliches, waren das Gefährlichste. Aber die Rennfahrer haben sich relativ gut darauf einstellen können. Der Motorsport begann nun mal auf Strassen.»

«Dann sind Strecken wie der Nürburgring und Monza gekommen. An sich auch gefährlich, aber die Fahrer konnten mit dem Risiko leben. Doch womit sie nicht leben konnten, war das Risiko der Technik. Das Schlimmste war die Technik, denn wenn dir eine Radaufhängung gebrochen ist, hattest du kaum eine Chance. Das grösste Problem waren mechanische Defekte, weil dadurch die meisten Racer tödlich verunglückt sind.»

«Vor dem Tod hatte ich nie Angst, wenn es vorbei ist, ist es vorbei. Viel eher machte mir Angst, dass ich invalide werden könnte.»

Der heutige Sport macht Merzario wenig Eindruck: «Ich denke nicht, dass die heutigen Techniker und Ingenieure unglaubliche Genies sind. Die haben ein Millionen-Budget und fast unbeschränkte Mittel und Ressourcen zur Verfügung. Damals haben die Techniker und Ingenieure aus einfach Materialien und Rohren Rennautos gebaut. Daraus resultierte die Gefahr, weil das immer wieder kaputtgegangen ist. Das ist ganz wichtig im Vergleich zu heute. Heute gehst du in ein Labor und testest die Teile tausend Mal. Wir hatten das nicht. Wir haben statt dem Windkanal Wollfäden an das Auto gehängt und testeten dies auf einem Flugplatz.»

Ein moderner GP-Renner reizt Arturo nicht. «Alte Formel-1-Wagen fahre ich schon noch, wie in Goodwood. Aber in ein neues Auto würde ich mich nicht setzen. Der Adrenalinschub und der Wille, eine Rennstrecke und dieses Biest zu beherrschen, das ist der wesentliche Unterschied zur heutigen Formel 1.»

Über seinen 80. Geburtstag und das begonnene Lebensjahrzehnt sagt Merzario: «Die drittletzte Etappe für mich, denn die 100 will ich schon noch erreichen.»

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