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Montreal-Training: Verstappen 1., FIA rudert zurück
Erstes Training zum Grossen Preis von Kanada auf dem Circuit Gilles Villeneuve: Max Verstappen fährt auf der Insel Notre-Dame Bestzeit. Die FIA wird die Vorschriften gegen Bouncing noch nicht streng umsetzen.
Formel 1
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Der Circuit Gilles Villeneuve ist einzigartig: Die Bahn liegt auf der künstlich aufgeschütteten Insel Notre-Dame mitten im Sankt-Lorenz-Strom, erschaffen mit Erdreich vom Aushub der U-Bahn. 1967 war die Insel Anziehungspunkt für 50 Millionen Menschen anlässlich der Weltausstellung Expo 67, 1976 fanden hier die Ruder- und Segel-Wettbewerbe der Olympischen Sommerspiele 1976 statt, seit 1978 findet hier das Formel-1-Rennen von Kanada statt, das zuvor in Mosport und Mont-Tremblant zuhause war.
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Der Circuit Gilles Villeneuve war seit Juni 2019 in fester Hand von Radfahrern und Spaziergängern, als Teil des Nacherholungsgebiets Parc Jean Drapeau, nach jenem Mann benannt, der fast 30 Jahre lang Bürgermeister von Montreal war. Aber nach drei Jahren Pause wegen der Corona-Pandemie ist der Formel-1-Zirkus zurück. Obschon die Piste eine permanente Rennstrecke ist, verströmt sie das Flair eines Strassenkurses. Sie ist wellig, teilweise atemberaubend schnell und lässt wenig Raum für Fehler – die Mauern stehen aufgrund der begrenzten Platzverhältnisse gefährlich nahe und haben schon so manchen Piloten die Zielankunft gekostet. Bei Mercedes gehen die Experimente weiter, um das Fahrverhalten des Silberpfeils zu verbessern: Neuer Unterboden am Wagen von Lewis Hamilton, mit massivem Ausschnitt. George Russell fuhr als direkten Vergleich einen anderen Boden. Dazu bestätigte Mercedes, dass in Montreal eine verbesserte Hinterradaufhängung eingesetzt wird. Ferner wurde der Unterboden durch ein weiteres Stützkabel verstärkt.
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Ganz wichtig in diesem Zusammehang: Die Regelhüter des Autosport-Weltverbands FIA rudern zurück, was die Umsetzung der neuen Richtlinien gegen Bouncing angeht. Die umstrittene technische Direktive soll demnach angewandt, das Wochenende aber zum Datensammeln benutzt werden. Will heissen: Wessen Auto besonders markant an Bouncing leidet, muss in Kanada nicht mit einer Strafe rechnen. Weitere Neuheiten: Modifizierte Heckflügel bei Ferrari, McLaren und Aston Martin. Gemessen am Fahrzeug in Baku ohne Veränderungen: Red Bull Racing, AlphaTauri, Williams, Alfa Romeo und Haas. Würden die Autos so wild hüpfen wie in Baku? Ex-GP-Pilot Martin Brundle: "Das kann ich mir nicht vorstellen. Ich glaube auch nicht, dass wir hier grosse Verschiebungen in Sachen Kräfteverhältnis erleben werden." Bei 40 Grad Pistentemperatur und 25 Grad Lufttemperatur, dazu mit zügigem Wind und Gewitterzellen in der Region ging die Action auf dem Circuit Gilles Villeneuve los, schon am Freitag vor gut gefüllten Tribünen: Die kanadischen GP-Organisatoren sprechen von 320.000 Besuchern am Wochenende. Formel-1-Champion Jenson Button: "Du brauchst hier ein Auto, das beim Bremsen stabil liegt, das sich beim Randsteinritt schnell wieder beruhigt, das gute Traktion hat aus den langsamen Kurven heraus." Weil dunkle Wolken nahten, gingen 17 von 20 Fahrern sofort auf die Bahn, nur das Williams-Duo und Fernando Alonso liessen sich etwas mehr Zeit. TV-Bilder zeigten, wie Carlos Sainz im Ferrari herumgeworfen wird, so weit zum Thema, dass Bouncing kein so grosses Thema wie in Baku sein würde. Max Verstappen und Sergio Pérez tauchten nach 15 Minuten an der Spitze auf. Mick Schumacher verbremste sich in der Schikane vor Start und Ziel, der Ausrutscher ging glimpflich aus. Williams-Fahrer Alex Albon beklagte sich am Funk, sein Sitze werde an der linken Seite sehr heiss. Esteban Ocon brachte seine Alpine mit rauchender Bremse vorne rechts an die Box. In der Bremsbelüftung hatte sich eine Plastiktüte verfangen, worauf die Bremse überhitzte. Inzwischen bestätigte die FIA: In den AlphaTauri-Rennwagen von Yuki Tsunoda musste schon der vierte Motor eingebaut werden, damit wird der Japaner den Grossen Preis von Kanada von ganz hinten aufnehmen müssen. Ferrari-Ass Charles Leclerc entgeht (noch) einer Strafe: Neuer Verbrennungsmotor (der dritte 2022), neue MGU-H (3), neue MGU-K (3) neue Steuereinheit (2), aber kein neuer Turbolader. Damit steht fest: keine Strafversetzung an diesem Wochenende. Stand nach einer Viertelstunde: Pérez 43 Tausendstelsekunden vor Verstappen, sechs Zehntelsekunden dahinter Fernando Alonso, dann das Ferrari-Duo Carlos Sainz und Charles Leclerc, Sebastian Vettel auf Rang 6. Lewis Hamilton beklagte sich am Funk, dass sein Mercedes keinen Grip aufbaue. Ferrari-Pilot Charles Leclerc schon sich nach einer halben Stunde auf Platz 2 vor, dann setzte sich Carlos Sainz an die Spitze. Max Verstappen stellte am Funk fest, dass ein Hinterrad in der Luft war, die RBR-Mannschaft holte ihn sofort an die Box, um den Wagen zu checken, genauer den Stabilisator an der Hinterradaufhängung. Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner: "Wir stellen fest, dass der Unterschied zwischen der mittelharten und weichen Reifenmischung nicht besonders gross ist auf dieser Strecke." Nach knapp 40 Minuten übernahm Max Verstappen wieder die Spitze, während Lewis Hamilton auf weichen Reifen auf die Bahn ging – sechstschnellste Zeit. Mick Schumacher zu diesem Zeitpunkt nur auf Rang 1, Kevin Magnussen sogar Letzter. Yuki Tsunoda küsste seitlich die Mauer und gab am Funk an: "Aber es ist alles in Ordnung." Von wegen: Natürlich wollte sich die AlphaTauri-Mannschaft das sofort an der Box anschauen und holte den Japaner herein. Fernando Alonso schob sich auf Platz 3 vor, einige Male driftete der zweifache Weltmeister gefährlich nahe an der Wall of Champions vorbei. Grösster Aufreger kurz vor Schluss des ersten Trainings: Wie Carlos Sainz einem über die Piste rennenden Murmeltier entging (oder umgekehrt).
Erstes Training, Montreal
01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:15,158 02. Carlos Sainz (E), Ferrari, 1:15,404 03. Fernando Alonso (E), Alpine, 1:15,531 04. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, 1:15,619 05. Charles Leclerc (MC), Ferrari, 1:15,666 06. George Russell (GB), Mercedes, 1:15,822 07. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, 1:15,877 08. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, 1:15,877 09. Sebastian Vettel (D), Aston Martin, 1:16,041 10. Daniel Ricciardo (AUS), McLaren, 1:16,083 11. Pierre Gasly (F), AlphaTauri, 1:16,165 12. Lando Norris (GB), McLaren, 1:16,211 13. Alexander Albon (T), Williams, 1:16,308 14. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri, 1:16,322 15. Esteban Ocon (F), Alpine, 1:16,421 16. Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo, 1:16,426 17. Guanyu Zhou (RC), Alfa Romeo, 1:17,152 18. Mick Schumacher (D), Haas, 1:17,223 19. Nicholas Latifi (CDN), Williams, 1:17,241 20. Kevin Magnussen (DK), Haas, 1:17,555
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