In nicht allzu großer Ferne stehen in der MotoGP große Veränderungen an. In weniger als einem Jahr, genauer nach dem Valencia-GP 2026, ist die Ära der knapp 1000 ccm großen Prototypen beendet. Weiter geht es in die Rennsaison 2027, mit 850er-Motoren, non-fossilem Treibstoff, beschnittener Aerodynamik, ohne Ride-Height-Device und mit Pirelli-Reifen. Passend zur Neuaufstellung der Technik wird sich das Fahrerfeld kräftig neu sortieren. Von den gesetzten 22 Positionen sind aktuell nur drei Plätze definiert. Altmeister Johann Zarco und Neueinsteiger Diogo Moreira werden 2027 wieder eine MotoGP-Honda bewegen, Aufsteiger Toprak Razgatlioglu hat für zwei Jahre bei Yamaha unterschrieben. Angeführt wurde die 2025er-Elite der MotoGP von Marc Márquez. Auch wenn der neunfache Champion noch keine Rückzug-Signale gesendet hat – zum ersten Gongschlag der Saison 2027 wird der Spanier 34 Jahre alt sein. Bruder Alex hat die 30 dann ebenfalls überschritten und auch Instanzen wie Pecco Bagnaia, Marco Bezzecchi und Jorge Martín nähern sich dann dem runden Geburtstag. Von einer Überalterung ist die MotoGP aber ein gutes Stück entfernt. Bereits aktiv sind die beiden Südspanier Pedro Acosta (21) und Fermin Aldeguer (20). Beide feierten einen brillanten Einstieg in die Topliga der Motorrad-WM – und beiden wird eine goldene MotoGP-Zukunft vorausgesagt. Acosta und Aldeguer gelten als Fix-Kandidaten in einem führenden Werksteam. Doch wer auf der Ebene der Technik führt, das ist aktuell noch nicht absehbar. Der Punkt für das erste offizielle Rollout ging aber an KTM Racing. Die 850er-RC16 kreist bereits in Jerez. Mit Diogo Moreira ist schon jetzt ein weiterer Youngster angekommen. Der 21-Jährige wird drei Jahre bei Honda fahren und gilt damit schon jetzt als potenzieller Anwärter auf eine Position im offiziellen Werksteam des größten Herstellers. Während zum Jahr 2026 nur ein Pilot aus der Moto2-WM in die Königsklasse befördert wurde, ist fest damit zu rechnen, dass mit der neuen Ära eine größere Moto2-Welle von jungen Toppiloten in die MotoGP drängt. Alles andere als ein Aufstieg von David Alonso wäre eine Riesenüberraschung. Der Moto3-Weltmeister von 2024 aus Kolumbien zeigte einen soliden Moto2-Einstieg, ist Mitfavorit auf den Titel 2026 und bringt als smarter Lateinamerikaner alles für einen Einstieg ins MotoGP-Geschäft mit. Heute ist Alonso 19 Jahre jung. Auch Alonsos Teamkollege hat sich bereits empfohlen. Dani Holgado, 20 Jahre jung, schnitt 2025 als bester Rookie sogar noch besser als der Moto3-Champion ab. Weiter geht es mit den beiden Piloten der deutschen Intact-GP-Mannschaft. Gelingt Manuel Gonzalez im zweiten Anlauf der Titel, dürfte sich trotz spanischem Pass eine Türe öffnen. Gonzalez' Qualitäten sind unbestritten – und er durfte bereits im vergangenen Sommer die MotoGP-Aprilia testen. Weit oben auf der Liste steht auch der 20-jährige Senna Agius. Nicht nur die Fangemeinde in Australien sieht den zweifachen Moto2-Sieger als legitimen Nachfolger von Jack Miller, der zehn Jahre älter ist. Beliebt werden die Helden der Moto2 nicht nur wegen ihres Alters sein. Da die MotoGP-Bikes der neuen Generation näher an die 765 ccm große Dreizylinder-Einheit der Moto2 heranrücken und die Racer der MotoGP-Vorstufe bereits Erfahrungen mit Rennreifen von Pirelli haben, war der Aufstieg nie naheliegender. Was auch bedeutet, dass die «Senioren» der MotoGP – Ausnahme ist Marc Márquez – nicht zwingend gesetzt sind für einen Neustart auf den 2027er-Bikes. Miller, Vinales, Morbidelli, aber auch Joan Mir werden sich dem Andrang populärer Kandidaten nicht nur aus der Moto2 bewusst. Nicht abwegig ist auch ein schneller Aufstieg des Moto3-Shootingstars Maximo Quiles. Der von Marc Márquez geförderte 17-jährige GP-Sieger könnte die Gunst der Stunde mit dem Wechsel des Reglements nutzen – auch dank einer Strickleiter seines prominenten Unterstützers einen Platz in der MotoGP übernehmen.