Weiter zum Inhalt
Abo
Werbung
Werbung
Werbung
Werbung
  1. Start
  2. /
  3. Produkte
  4. /
  5. News
Werbung
Nortons Neustart: «Nur der Ölfilter ist noch gleich»
Von der Kleinserie zur globalen Marke: Norton startet mit einer neuen Modellpalette vom Reihentwin bis zum V4-Flaggschiff und expandiert in neue Märkte. Die Pläne sind groß, das Risiko ist es nicht.
Produkte
Brian Gillen und Richard Arnold enthüller die Norton Manx R
Werbung
Alle MotoGP-Fans fieberten der Saison 2025 entgegen. Ein sensationeller Dreikampf mit Marc Marquez, Pecco Bagnaia und Jorge Martin war vorprogrammiert. Doch für zwei Piloten lief das Jahr komplett aus dem Ruder.
Weiterlesen
Werbung
Es ist der 4. November 2025: "Heute ist ein unglaublich wichtiger Tag für uns!" Diesen Satz hört man so und in ähnlicher Form allenthalben auf dem Norton-Stand auf der Mailänder Motorrad-Leitmesse. Gerade haben der Design-Direktor Mike Skinner und Entwicklungschef Brian Gillen die ersten vier Motorräder der Marke enthüllt. "Wiederauferstehung" nennen die Briten das Programm, das den Neustart für die Marke markieren soll und das von langer Hand vorbereitet wurde.
Werbung
Werbung
Im Februar 2020 übernahm der indische Motorradgigant TVS Teile der Traditionsmarke, zuvorderst die Namensrechte und geistiges Eigentum, für vergleichsweise günstige 16 Millionen £ (damals rund 18,4 Millionen €) aus der Insolvenzmasse der "Norton Motorcycles Holding Ltd.". Diese hatte der ehemalige Firmeneigner Stuart Garner kurz zuvor in die Pleite getrieben, indem er sich an den firmeneigenen Pensionfonds für die Mitarbeiter bediente. Der neue Eigner aus Indien, in Europa vor allem bekannt als Produktionspartner für BMW-Einstiegsmodelle, begann nach der Übernahme, die Marke von Null aus aufzubauen. Innerhalb von 18 Monaten wurde 2021 eine neue Produktionsstätte in Sollihul in den englischen Midlands eröffnet. Sie beinhaltet die Fertigung, Verwaltung, Designabteilung und Teile der Entwicklung des Motorradherstellers. Von 2021 bis Mitte 2024 setzte TVS Robert Hentschel in Sollihul ans Ruder, bis Kundenbestellungen abgearbeitet waren, die größtenteils noch unter Stuart Garner getätigt wurden. Genaue Angaben zu deren Anzahl sind nicht verfügbar, sollen jedoch im mittleren dreistelligen Bereich liegen. Zusätzlich mussten jene Modelle, die noch unter dem Vorbesitzer entwickelt wurden, unter Hentschels Ägide teilweise aufwändig nachgebessert werden. Mit Abschluss dieser Phase wurde ein namhaftes Team bei der seit 1898 bestehenden Marke installiert, das unter einer Doppelspitze agiert: Deren eine Hälfte bildet Richard Arnold - ein Brite, der als Executive Director unter anderem verantwortlich für Marketing und Vertrieb der Motorradmarke ist. Arnold ist in der Sportwelt bekannt als Ex-Boss des Fußballclubs Manchester United.
Werbung
Werbung
Nevijo Mance, der Erfahrung von Audi, BMW und der Jaguar Land Rover-Gruppe einbringt, führt den technischen Bereich. Als größter Coup der neuen Eigner kann die Anwerbung von Brian Gillen als "CTO", neudeutsch für Entwicklungschef, angesehen werden. Der US-Amerikaner war vorher mehr als 15 Jahre bei MV Agusta, zuletzt ebenfalls als Entwicklungschef.
Alle MotoGP-Fans fieberten der Saison 2025 entgegen. Ein sensationeller Dreikampf mit Marc Marquez, Pecco Bagnaia und Jorge Martin war vorprogrammiert. Doch für zwei Piloten lief das Jahr komplett aus dem Ruder.
Weiterlesen
Als das Trio im Jahr 2024 seine Arbeit für den Traditionshersteller aufnahm, waren die auf der EICMA präsentierten V4-Modelle bereits weit gediehen. Brian Gillen im Gespräch mit SPEEDWEEK: "Kurz nach der Übernahme durch TVS hat das Entwicklungsteam seine Arbeit mit den ersten Skizzen begonnen, mithilfe derer wir das Grundkonzept der Manx erarbeiten und im Laufe der letzten viereinhalb Jahre zu dem Motorrad weiterentwickeln konnten, das jetzt in Serie geht." Das V4-Superbike "Manx R" und dessen Naked-Bike-Gegenstück "Manx" werden im Frühjahr die ersten Modelle sein, die unter der neuen Norton-Führung zu den Kunden kommen sollen.
Verantwortlich für das Norton-Design zeichnet Firmenurgestein Simon Skinner, der bereits in der Garner-Ära Chefstylist für die Marke war. Dieser hatte die Aufgabe, ein passendes Auftreten für die Marke zu entwickeln, das in unterschiedlichen Segmenten stimmig wirkt. Seit Sommer 2025 wird Skinner unterstützt von Gerry McGovern, der von JLR (Jaguar Land Rover) kommt und als Berater tätig ist. Der Brite hat sich in der Automobilindustrie einen Namen gemacht als Chefdesigner, unter dessen Verantwortung die Marke Land Rover revitalisiert wurde. Um für Norton passende Produkte entwickeln zu können, ist auch die effiziente Nutzung der vorhandenen Infrastruktur von Konzernmutter TVS mitentscheidend. Die Briten können so auf die Expertise von Teams in drei Ländern zurückgreifen. Der Heimatstandort in England fungiert dabei als Schnittstelle: "Unser Konstruktionsteam in England besteht aus 70 Mitarbeitern, auf dem TVS-Campus in Indien arbeiten 68 Ingenieure für uns und in Italien weitere 58 angestellte. Diese Teams arbeiten zusammen, keines ist allein für einzelne Modelle verantwortlich."
Werbung
Werbung
Der größte Vorteil für Gillen ist die dadurch erreichbare Effizienz: "Zwischen unserem Entwicklungsteam in Indien und dem Team in England liegen viereinhalb Stunden Zeitunterschied. Weil unsere Ingenieure über mehrere Zeitzonen hinweg agieren, können wir die Arbeit beschleunigen." Die Arbeitsbereiche sind in Schwerpunkte aufgeteilt, sodass jedes Team seine eigene Expertise einbringen kann: "Ein Motorrad besteht aus mehr als 1000 Einzelteilen. Die Arbeit so aufzuteilen hilft uns, das Wissen der unterschiedlichen Teams bestmöglich zu nutzen. Das italienische Team beispielsweise hat sich um die Ergonomie der Manx R gekümmert." Das fertige Hyperbike sei bis ins Detail runderneuert worden, neben dem 72°-Zylinderwinkel des 1200ccm-V4 übernehme die Baureihe nur ein weiteres Bauteil aus der Garner-Ära: "Nur der Ölfilter ist noch der Gleiche." Das Ergebnis ist ein Produkt, das weniger brutal wirkt als viele andere Superbikes. Neben glatten, klaren Flächen fällt vor allem das Fehlen von Winglets auf, die in diesem Segment inzwischen überall sonst in Mode sind. Das Erscheinungsbild ist kein Zufall, soll eine ähnliche Formensprache doch auf allen künftigen Modellen funktionieren. Auf einen reinen Imageträger will der US-Amerikaner das sportliche Flaggschiff der Marke ebenfalls nicht reduziert wissen: "Norton wird nicht nur mit Sportmotorrädern in Verbindung gebracht und der Kunde, der ein solches kauft, ist ein anderer Typ Kunde als der, der sich für Adventure-Bikes interessiert. Der Adventure-Sektor ist dabei für die Marke genauso wichtig und wir müssen darauf achten, dass der Eindruck unserer Kunden in allen unseren Marktsegmenten zu uns passt."
Werbung
Werbung
Sicher ist, dass das Luxus-Supersportmodell Manx R mit 206 PS und seine Naked-Schwester Manx nur kleine Stückzahlen zu den gesamten Verkaufszahlen der Marke beisteuern werden. Verkauft werden soll sukzessive in allen großen Motorradmärkten der Welt. Endmontiert werden die V4-Modelle am Stammsitz in Sollihul. Die Fabrik ist für eine Maximalstückzahl von 8.000 Einheiten jährlich ausgelegt. Alles darüber hinaus soll in Indien gefertigt werden. TVS plant laut TVS-Boss Sudarshan Venu schon 2026 mit 10.000 verkauften Einheiten. Diese Zahl soll sich mittelfristig noch verdoppeln. Eine sprunghafte Expansion für einen Hersteller, der vor kurzem noch dreistellige Produktionszahlen hatte. Um diese Stückzahlen an den Mann oder die Frau zu bringen, planen die Briten den Aufbau von 200 Vertriebsstützpunkten. Auf die Marke kommt noch viel Arbeit zu und Norton-CTO Gillen weiß um die Schwere der Aufgabe: "Unser Händlernetzwerk ist komplett neu. Diese Händler müssen wir zunächst mit den Produkten beliefern und dafür sorgen, dass die Kunden zu ihnen kommen. Unser Ziel sind 20.000 verkaufte Einheiten jährlich - die meisten davon werden Adventurebikes sein." Zum Vergleich: Ducati hat 2024 rund 60.000 Motorräder an Endkunden verkauft, mit einem mehr als viermal so großen Vertriebsnetz. Eines der Adventurebikes, die bei Norton für Stückzahlen sorgen sollen, wird die Atlas: Ausgestattet mit einem 585 ccm Reihentwin mit dem im Segment derzeit gängigen 270-Grad-Hubzapfenversatz und erhältlich in zwei Varianten, dürfte sie in Europa die meisten Kunden ansprechen. Zwei weitere Modelle sollen das Angebot noch vervollständigen: "Die werden wir sehr bald präsentieren, höchstwahrscheinlich zu Beginn des Jahres 2026."
Werbung
Werbung
Dabei dürfte es sich um Modelle handeln, die TVS-CEO Venu im Sommer in einem TV-Interview angedeutet hatte. Damals kündigte er für diese geplanten Modelle die Nutzung des Reihenzweizylindermotors mit 420 ccm an, den BMW soeben in der F450GS präsentiert hat und den TVS für die Bayern produziert. Mutmaßlich dürften diese Modelle vor allem für den asiatischen Markt wichtig werden und damit essenziell, um die avisierten Stückzahlen der Marke zu erreichen. Norton-Executive-Director Richard Arnold wurde kurz nach seinem Amtsantritt zitiert mit den Worten: "Vom Verkauf einer kleinen Anzahl von Modellen wollen wir weg, hin zu einem großen Angebot auf der gesamten Welt. Wir haben riesige Pläne und eine ebenso große Menge an Ressourcen, die wir dafür aufwenden!" Bis zur Präsentation von Manx, Manx R, Atlas und Atlas GT hat Norton-Mutter TVS rund 250 Millionen Euro in den britischen Traditionshersteller gesteckt, um dessen Aufstieg von der britischen Motorradmanufaktur zum multinationalen Großserienhersteller zu stemmen. Für den Zweiradgiganten mit einem Absatz von 6 Millionen Fahrzeugen ist das Risiko dennoch überschaubar: Der Gesamtumsatz der Inder betrug 2024 rund 4,2 Milliarden Euro.
Werbung
Werbung
Schon gesehen?
Verpassen Sie keine Highlights mehr: Der Speedweek Newsletter liefert Ihnen zweimal wöchentlich aktuelle Nachrichten, exklusive Kommentare und alle wichtigen Termine aus der Welt des Motorsports - direkt in Ihr E-Mail-Postfach
Weiterlesen

Themen
  • Produkte
    Speedweek.com - Der beste Motorsport im Netz
    Die aktuellsten News rund um die Uhr, von Experten analysiert und kommentiert und exklusive Einblicke hinter die Kulissen. Hier schreiben Fans für Fans.
    Berichte & Analysen
    Redaktion
    Serien