DTM-Ausstieg: Warum zieht Mercedes den Stecker?

Von Andreas Reiners
Warum zieht Mercedes den Stecker?

Warum zieht Mercedes den Stecker?

Der erfolgreichste Hersteller der DTM-Historie zieht sich zurück. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Mercedes ist ohne Frage untrennbar mit der Geschichte der DTM verbunden. In bisher 26 Saisons gewannen die Stuttgarter zehnmal die Fahrermeisterschaft, dreizehnmal die Teamwertung und sechs Markenmeisterschaften (jeweils DTM+ITC). Dazu kommen 183 Rennsiege, 128 Pole-Positions sowie 540 Podestplätze. Die Marke mit dem Stern war stets fester Bestandteil der Tourenwagenserie. Warum zieht man jetzt den Stecker?

Die eine Antwort darauf gibt es nicht, die Gründe sind vielschichtig. Klar: Das Engagement in der Formel E ist keine große Überraschung, Mercedes hatte sich schon vor längerer Zeit das Startrecht reserviert. Nachdem Audi und auch BMW den Einstieg in die Elektroserie verkündet hatten, war es im Grunde nur eine Frage der Zeit, bis auch Mercedes offiziell nachzieht.

Motorsportchef Toto Wolff sieht die Formel E als eine vollkommen neue Rennserie, die vor allem die schnellen Veränderungen in der Automobilindustrie widerspiegelt: «Wie in jedem anderen Bereich wollen wir im Motorsport Benchmark im Premiumsektor sein und auch neue innovative Wege bestreiten. Das decken wir perfekt mit Formel 1 und Formel E ab. Die Formel E ist mit einem spannenden Start up-Unternehmen vergleichbar», sagte der Österreicher.

«Mercedes-Benz vermarktet künftige batterieelektrisch angetriebene Fahrzeuge unter dem Label EQ», sagt Dr. Jens Thiemer. «Die Formel E ist für uns ein konsequenter Schritt, um die Leistungsfähigkeit unserer attraktiven batterieelektrischen Fahrzeuge zu demonstrieren und die Technologiemarke EQ im Motorsport und Marketing emotional aufzuladen.» 

Es dürften zum anderen natürlich auch finanzielle Gründe sein, denn die Formel 1 bleibt neben der Formel E das Herzstück. Wie kostenintensiv die Motorsport-Königsklasse ist, steht außer Frage. Doch auch die DTM verschlingt Millionensummen, findet im Grunde aber nur in Deutschland statt, der Marketingeffekt über die Grenzen hinaus hält sich in Grenzen. Drei große Programme – es ist nicht verwunderlich, dass man dadurch die DTM auf den Prüfstand stellt.

Hinzu kommt der Skandal um angebliche Absprachen der Konzerne Daimler, VW, Audi, Porsche und BMW über Technik, Kosten und Zulieferer, daneben ruft Daimler nach dem Abgasskandal mehr als drei Millionen Diesel-Fahrzeuge zurück, um die Autos nachzurüsten. Die Kosten für das alles sind noch nicht absehbar, möglicherweise ist auch das ein Grund für die strategische Neuausrichtung. Wir erinnern uns: Audi beendete nach dem VW-Skandal vor zwei Jahren das Engagement in der Langstrecken-WM WEC, Volkswagen zog sich aus der Rallye-WM zurück.

Was zur Entscheidungsfindung ebenfalls beigetragen haben dürfte, sind die Querelen, die in dieser Saison die ohne Frage sportliche Weiterentwicklung der Serie übertüncht haben.

Die DTM befand sich unter dem neuen Chef Gerhard Berger auf einem guten Weg, jubelte über eine neue Aufbruchstimmung, ehe Dauerdiskussionen um Taktik-Spielchen einzelner Hersteller, Performance-Gewichte und zunehmende politische Zankereien hinter den Kulissen die Beteiligten vor allem nur noch genervt haben. Vor allem lieferte das den Kritikern der Serie, die es auch im Daimler-Konzern gibt, immer wieder Futter. Starke Rennen, sinnvolle Neuerungen? Alles hinfällig, wenn nur noch über das Regelwerk fabuliert wird. Nicht zu vergessen die ständig sinkenden Quoten im TV, in dieser Saison liegt der Zuschauerzuspruch in der ARD erneut unter der Zahl des Vorjahres.

Ein Puzzleteil nur, eines von vielen, das Mercedes zum Ausstieg bewogen haben dürfte. Und die Serie damit vor eine höchst ungewisse Zukunft stellt.

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