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Norbert Haug: Nicht vom Kommandostand in die VIP-Box

Von Andreas Reiners
Norbert Haug war 22 Jahre lang Mercedes-Motorsportchef, er hörte zwei Jahre vor dem ersten WM-Titel auf. In der DTM ist er immer noch ganz nah dran. Heute wird Haug 65.

Michael Schumacher brachte es vor einigen Jahren auf den Punkt. «Man darf sich fragen, ob die Formel 1 noch mit Mercedes stattfinden würde, wenn Norbert Haug nicht da wäre. Das ist einer seiner großen Verdienste», sagte der Rekordweltmeister anlässlich des 60. Geburtstags von Norbert Haug 2012.

Der war damals Mercedes-Motorsportchef. Dass er Schumacher 2010 in die Formel 1 zurückgeholt hatte, war auch einer seiner Verdienste. Doch wenig später war Schluss, Haug und Mercedes trennten sich, nach 22 langen Jahren.

In diese Zeit fielen zahlreiche Erfolge, Mika Häkkinen, Lewis Hamilton und Jenson Button holten mit Mercedes-Antrieben WM-Titel in der Formel 1. In der DTM, in der Haug als Mercedes-Boss auch an allen Fronten kämpfte, bejubelte er Klaus Ludwig, Bernd Schneider, Gary Paffett und Paul di Resta als Champions. «Das hat meinem Berufsleben einen Sinn gegeben. Mein Leben war durch Sport geprägt. Und unser Teams und unsere Teammitglieder haben den Motorsport mitgeprägt», sagte er der dpa.

Fünf Jahre ist es nun her, dass die Ära Haug bei Mercedes endete, am heutigen Freitag wird der Mann 65 Jahre alt, der mit sich im Reinen ist. Man könnte ja auf die Idee kommen, dass Haug in schöner Regelmäßigkeit darauf verweist, dass ein nicht unerheblicher Teil der heutigen WM-Dominanz von Mercedes auch ihm zu verdanken ist. Das ist sicher so, immerhin hat er das ganze Projekt vorangetrieben, den Brawn-Rennstall übernommen und zum reinen Werksteam umgebaut, aufgebaut, die harte Zeit der Misserfolge mitgemacht. Haug ist nur niemand, der das immer wieder erwähnen muss.

Seit 2013 hat er ganze drei Rennen besucht. «Vom Kommandostand wollte ich nicht Schorle trinkend in die VIP Box wechseln», sagte er. Vor dem TV verfolgt er die Rennen schon noch regelmäßig, muss deshalb aber auch nicht unbedingt am frühen Morgen aus dem Bett fallen. «Ich sitze nicht mit gedrückten Daumen vor dem Fernseher und klopfe mir auch nicht auf die Schulter, wenn die Silberpfeile gewinnen. Aber ich freue mich sehr über die Siege und Titel für alle Teammitglieder und darüber, dass unser Plan von 2009 so großartig entwickelt wurde.»

Ganz ohne Motorsport ging es natürlich nicht, 2014 kehrte er als TV-Experte für die ARD zumindest in die DTM regelmäßig zurück. Haug, vor seinem Job als Mercedes-Motorsportchef Journalist, kehrte so auch gleichzeitig zu seinen Wurzeln zurück und konnte so beides verbinden. Man merkte ihm bei jeder Sendung an, wie viel Herzblut und Begeisterung er noch für die Serie entwickelt, die nun durch den Ausstieg von – ausgerechnet – Mercedes einmal mehr vor einer ungewissen Zukunft steht. Eine Situation, die Haug selbst während seiner Karriere oft genug erlebt hat.

«Ich habe Phasen erlebt und überlebt, da wurde im September gesagt, im nächsten Jahr gibt es nichts mehr. Und es gab Phasen, da wurde im November gesagt, dass es im nächsten Jahr nichts mehr gibt. Und es wurde trotzdem die Kurve gekriegt», erinnerte er sich. Da wurde dann auch ein paar Jahre lang (2006 bis 2011) nur mit Mercedes und Audi gefahren, ehe BMW 2012 zurückkehrte.

Deshalb sagt Haug auch: «Die DTM ist etwas sehr Erhaltenswertes. Etwas typisch deutsches, das einmalig auf der Welt ist. Als Rennserie als zweitwichtigste hinter der Formel 1 einzuordnen.»

Die ARD wird die DTM 2018 nicht mehr live übertragen, wie es für ihn in der Tourenwagenserie weitergeht, ist offen. Schließlich ist auch der künftige TV-Partner offen. Aber Haug hat auch so genug zu tun, ob als Coach und Berater für mehrere mittelständische Unternehmen oder im FDP-Wirtschaftsforum. «Ich möchte noch was bewegen und habe da durchaus ein paar sinnvolle Challenges. Da kann ich was zurückgeben und gemachte Erfahrungen einbringen. Ich kann auch mal ein Wochenende durchschlafen - aber nur, wenn ich vorher was gerissen habe.»

Eine rauschende Geburtstags-Feier ist heute übrigens nicht vorgesehen. «Mich selbst feiere ich nicht so gerne. Aber es gab schon ein paar Überraschungspartys.»

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